Neckarstadt/Lindenhof. Seit einiger Zeit taucht in den Medien der Begriff Flinta auf. Dabei handelt es sich um eine Abkürzung für die gesammelten Bezeichnungen Frauen, Lesben, intergeschlechtliche, nichtbinäre, transgeschlechtliche und agender Personen. Denn nicht wenige Menschen, die bislang in der Gesellschaft unsichtbar bleiben, können und wollen sich nicht eindeutig einem Geschlecht zugehörig fühlen.
Mit diesem Thema am Beispiel der alternativen Subkulturszene beschäftigt sich das Sachbuch „Punk as Fuck“, das vor zwei Jahren im Mainzer Ventil-Verlag erschien und sich zu einem Bestseller entwickelte. Die Mannheimer Publizistin Bianca Kollinger hat dazu einen Beitrag beigesteuert, aus dem sie nun im Mannheimer Jugendzentrum (JUZ) las.
Anthologie über persönliche Erfahrungen als Flinta in der Punk-Szene
2022 war die erste Auflage bereits ausverkauft, als zahlreiche Online-Kunden ihr bestelltes Exemplar noch gar nicht in den Händen hielten. In den Amazon-Verkaufscharts landete der Titel in der Kategorie Musik umgehend auf Platz eins. Das Buch ist eine Anthologie der beiden Herausgeberinnen Diana Ringelsiep und Ronja Schwikowski, eine bunte Textsammlung von 50 Autoren, die verschiedenartige Essays über persönliche Erfahrungen als Flinta in der Punk-Szene verfassten. Im sonnigen Hinterhof des Mannheimer Jugendzentrums (JUZ) las Kollinger ihren Beitrag vor.
Seit zehn Jahren verkehrt die Publizistin, die beruflich seit 2021 im Stadtteil Lindenhof den Unverpacktladen „Grünkern“ betreibt, als Stammbesucherin im selbstverwalteten Jugendzentrum Friedrich Dürr neben dem Neuen Meßplatz. Als weltoffene Aktivistin setzt sich die 30-Jährige, die sich seit ihrem 13. Lebensjahr mit Punk Rock und Hardcore identifiziert, für die Themen Umwelt und Tiere ein. Außerdem gibt Kollinger ein eigens auf blütenweißes DIN-A5-Papier gedrucktes Fanzine in geringer Auflage heraus, mit den eigenen Händen frankiert und verschickt an interessierte Leser, um ihre Gedanken über gesellschaftspolitische Themen wie der LGBTQ+-Bewegung zu äußern.
Appell, Menschen nicht vorschnell zu verurteilen
Die englischsprachige Abkürzung steht für Lesbian, Gay, Bisexual, Transsexual/Transgender und Queer. „Welche Formen von Liebe werden gesellschaftlich akzeptiert? Wir werden in eine Welt voller Regeln hineingeboren“, regte Kollinger zum Nachdenken an. Viele konservative Bürger stehen solchen progressiven Lebensentwürfen ablehnend gegenüber, sogar in der zerstrittenen Punk-Szene selbst.
„Ich halte nichts davon, Menschen vorschnell zu verurteilen“, bekannte Kollinger. In ihrer Jugend hörte die Non-Profit-Schriftstellerin, die jährlich als Dozentin einen Fanzine-Workshop bei der Landesvereinigung Kulturelle Jugendbildung (LKJ) in der Nähe von Eisenach in Thüringen abhält, historisch bedeutsame Hardcore-Punk-Bands wie Black Flag, in der früher der bekannte Vortragskünstler und Nischen-Schauspieler Henry Rollins brüllte, und Minor Threat.
Gleichzeitig ist Kollinger glühender Fan von Death Metal und klassischer Rockmusik der 1960er Jahre. „Ich war elektrifiziert von Jimi Hendrix’ Gitarrenriffs“, berichtete Kollinger von ihrer musikalischen Sozialisation. Als Lebensaufgabe hat sie sich das Ziel gesetzt, über Grenzen hinweg Menschen zusammenzubringen.
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