Mannheim. Das Markthaus schließt am Samstag in der Floßwörthstraße zum Geschäftsschluss am Nachmittag seine Pforten endgültig. Das Inklusionsunternehmen, das derzeit etwa 80 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter mit und ohne Behinderung beschäftigt, hat neue Räumlichkeiten gefunden - im Morchhof 33-35, unmittelbar neben dem städtischen Recyclinghof. Dort wird dann am Montag, 1. Juli, neu eröffnet. Sprecherin Stefanie Pietruska vom Markthaus-Träger, der städtischen GBG Unternehmensgruppe: „Das Markthaus freut sich auf die Neueröffnung.“
Allerdings sind Kunden in Sorge, vor allem solche, die öfter auch den städtischen Recyclinghof im Morchhof aufsuchen, um dort Sperrmüll, Grünschnitt oder andere Abfälle zu entsorgen. Nicht permanent, aber insbesondere an Wochenenden steht man dort gefühlte Ewigkeiten im Stau. In den Pfingstferien dauerte es bereits früh um 8 Uhr gut 25 Minuten, bis man von der Einmündung des Morchhofs in die Mallaustraße bis zum Einlass in den Recyclinghof kam. Mit chaotischen Folgen für den Verkehr in dem Gewerbegebiet.
Neue Zufahrt soll im kommenden Jahr gebaut werden
Stefanie Pietruska: „Wir wissen um die Verkehrsproblematik rund um den Recyclinghof gerade an Samstagen und somit auch für unsere Kundinnen und Kunden am neuen Standort Im Morchhof. Im kommenden Jahr soll eine neue Zufahrt zum Recyclinghof gebaut werden, so dass sich die Kundenströme hier nicht mehr kreuzen werden. Als Übergangslösung plant der Recyclinghof eine alternative Abgabestelle für Grünschnitt bis in den Herbst, damit zumindest dieser Verkehr abgeleitet wird.“ Einzelheiten dazu sind noch nicht bekannt. Vermutlich kann Grünschnitt dann ab Sommer wieder im Rheinauhafen abgegeben werden, wie es bereits während der Corona-Pandemie möglich war.
Verkauf in der Floßwörthstraße endet am Samstag
Noch bis Samstag läuft derzeit der Abverkauf der Ware in der Floßwörthstraße - mit wechselnden Rabattaktionen von Kleidung und Büchern, über Möbel bis hin zu Kinderspielzeug und Haushaltsartikeln. Die Spendenabgabe ist noch bis Freitag, 21. Juni am alten Standort möglich. Wer etwas bringt, so Pietruska, erhalte für seine Sachspende bis dahin eine „kleine Überraschung.“
Das Markthaus entstand 1997 aus einer Initiative und wächst seit der Anerkennung als Inklusionsbetrieb stetig weiter. Das Unternehmen betreibt zwei Secondhand-Kaufhäuser und vier Nahversorgungs-Lebensmittelmärkte. Die Lebensmittelmärkte helfen insbesondere älteren und in der Mobilität eingeschränkten Menschen bei der Nahversorgung. Standorte sind in Mannheim und Weinheim. Ein weiteres Angebot besteht aus der Hilfe bei Haushaltsauflösungen und Transporten.
Die GBG hatte Markthaus 2020 als Tochterunternehmen übernommen und damit vor der drohenden Insolvenz gerettet. Das städtische Unternehmen, so hatte Gechäftsführer Karl-Heinz-Frings angekündigt, wolle auch weiter Gewerbeflächen aufkaufen und eine „sinnvolle Nutzung“ garantieren. Nach der Übernahme des Markthauses hatte Frings erklärt, dass die städtische Wohnungsbaugesellschaft kein „rettender Engel“ sei, der für die Stadt einspringt. Im Gegenteil: die zwei Second-Hand-Kaufhäuser - in Neckarau und in der Ifflandstraße - sowie die vier Lebensmittelmärkte in Wallstadt, Friedrichsfeld, Weinheim würden „hervorragend“ in das Service-Konzept der GBG passen.
Gerade ältere Mieter haben oft keine Möglichkeit mehr, zu Fuß einzukaufen. Man verfolge in der GBG-Zentrale am Leoni-Weg „mit Sorge“, dass der Einzelhandel aus vielen Quartieren verschwinde. Auf der Schönau, wo die GBG mehr als 3000 Wohnungen bewirtschaftet, könnte ein Markthaus-Lebensmittelladen den Rückzug von Supermärkten auszugleichen.
Kunden mit bewusst verändertem Konsumverhalten
Die Belegschaft des Second-Hand-Kaufhauses startete nach bangen Monaten vor vier Jahren wieder richtig durch, von „riesiger Erleichterung für alle“ war damals die Rede. Auch die Kunden sind dem Unternehmen treu geblieben. Und nicht nur die, sondern auch die Spender. Schließlich ist es für das Markthaus überlebenswichtig, dass gut erhaltene Gebrauchsgegenstände wie überschüssige Geschäftswaren gestiftet werden, um sie preisgünstig zu verkaufen.
Zu den regelmäßigen Kunden zählen nicht nur Menschen mit geringen Einkünften, sondern auch Bürger mit ganz bewusst verändertem Konsumverhalten. „Manche kaufen gebrauchte Bücher und bringen sie uns nach dem Lesen wieder als Spende“, schildert eine Mitarbeiterin.
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