Gesellschaft

„Gemeinschaftsgarten Neckarau“ macht Brachgelände am Promenadenweg zugänglich

Seit seiner Gründung im letzten Jahr hat der Verein in Neckarau Großes geleistet. Auf dem ehemaligen Gelände einer Gärtnerei haben die Mitglieder mit viel Engagement und Gemeinschaftssinn eine grüne Oase geschaffen

Von 
Astrid Schwörer
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Mona Dahm (v. l.), Brigitte Aigner, Dennis Müller und Ursula Igel vom Vorstand. © Astrid Schwörer

Mannheim. „Wir haben uns über den verregneten Sommer gefreut“, meinte Mona Dahm lachend und zeigte auf die bunten Blumen, die auf der Wiese im hinteren Bereich des weitläufigen Geländes blühen. Seit der Gründung des Vereins Ende vergangenen Jahres ist auf dem Grundstück am Promenadenweg einiges passiert.

Knapp 3000 Quadratmeter Fläche mussten von Gestrüpp und Wurzeln befreit werden. Ein riesiger Berg an gerodeten Ästen wartet noch auf den Häcksler. Um dem Boden Nährstoffe zuzuführen, wurde im vorderen Teil eine Gründüngung ausgesät. Voraussichtlich im kommenden Frühjahr können hier die ersten Beete des Nutzgartens angelegt werden. In der Zwischenzeit arbeiten die Helferinnen und Helfer an der Infrastruktur. Sie haben Wege vorbereitet, ein Eingangstor angebracht, Kies angeliefert und einen Brunnen gebohrt.

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Im Gespräch erinnerte sich das Vorstandsteam an die Anfänge des Projektes. „Ich ärgerte mich immer über die mit Sichtschutz abgetrennten Gärten, die häufig überhaupt nicht genutzt werden“, berichtete Vorsitzende Ursula Igel. Einen eigenen Garten könnten sich nicht alle Familien leisten, zudem gäbe es lange Wartelisten bei der Anmietung eines Schrebergartens, gab sie zu bedenken. „Grünflächen sollen nicht als Privileg betrachtet werden, sie müssen für die Allgemeinheit zugänglich sein“, wünschte sich Igel.

Rund 30 Vereinsmitglieder engagieren sich

Schnell fand sie interessierte Gleichgesinnte für ihr Vorhaben. „Bei der Gründungsversammlung waren wir 16 Teilnehmer“, sagte Dennis Müller, der von Anfang an dabei ist und die Finanzen verantwortet: „Wir mussten kaum Werbung machen, die Resonanz war gleich zu Beginn groß.“ Inzwischen engagieren sich 30 Mitglieder, vertreten ist jedes Alter und jede Berufsgruppe. „Eine der Stärken des Projektes ist es, dass die Flächen sowohl gemeinschaftlich als auch individuell genutzt werden können“, unterstrich Müller.

Besonders spannend war die Frage nach einem geeigneten Grundstück. Doch das Konzept fand nicht nur bei den Neckarauer Bürgerinnen und Bürgern Anklang, sondern auch bei den offiziellen Stellen. Im Frühjahr konnte der Verein mit der Stadt Mannheim einen Pachtvertrag für das Gelände der ehemaligen Gärtnerei Schimmel abschließen. „Das Grundstück sollte gut erreichbar und an den öffentlichen Verkehr angeschlossen sein“, nannte Dahm eine der wichtigsten Vorgaben.

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Wildbienen, Wildkräuter, Obstbäume, Naturerlebnis für Kinder, Beerensträucher, Yogaplatz - auf der ersten Mitgliederversammlung gab es schon viele Ideen. „Uns war klar, wir brauchen jemanden vom Fach“, erkannte das Vorstandsteam. Mit Patricia Geyer hat der Verein eine Landschaftsgärtnerin gefunden, die sich mit wertvollen Tipps und Anregungen beteiligt.

Tatkräftige Unterstützung kam von verschiedenen Seiten: Die Jugendfeuerwehr Neckarau hat eine Feuerstelle angelegt, Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Firma SAP haben beim ehrenamtlichen Einsatz eine Benjeshecke errichtet und der Kleingartenverein Mannheim Süd half mit Arbeitsgeräten aus. „Das Projekt bringt Menschen zusammen, die sich sonst nicht begegnet wären“, freute sich Igel. Dankbar zeigt sich der Verein für die finanzielle Zuwendung des Bezirksbeirates, öffentliche Fördergelder und eine großzügige Spende des Künstlers Dietmar Brixy.

Bauwagen steht ganz oben auf der Wunschliste

„Den Menschen geht es darum, einen gemeinsamen Aufenthaltsbereich zu haben“, hatte Brigitte Aigner beobachtet, die bereits an ihrem früheren Wohnort bei einem Mitmachgarten aktiv war. Der Garten solle ein Treffpunkt für den Stadtteil sein, an dem Menschen zusammenkommen und sich austauschen. „Nicht nur Gießen und Graben“, forderte Igel, vielmehr stehe die Begegnung im Vordergrund. „Wir sind alle sehr unterschiedlich, trotzdem haben sich freundschaftliche Kontakte ergeben“, bestätigte Dahm.

Für die Zukunft ist Igel zuversichtlich: „Die Struktur entwickelt sich aus der Gemeinschaft heraus.“ Aigner ergänzte: „Jeder bringt sich zeitlich so ein, wie er kann.“ Denn Pläne gibt es noch genug und eine Menge Arbeit wartet auf die Freizeitgärtnerinnen und -gärtner. Ein Anliegen steht ganz oben auf der Wunschliste: „Wir hätten gerne einen alten Bauwagen“, verriet Igel.

Freie Autorin

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