Mannheim. Zehn, neun, acht . . . drei, zwei, eins“- laut zählten die Kinder mit, ehe sie sich unter dem Flatterband, das die Sänger des Siedlergesangvereins „Freundschaft“ rund um die Wiese am Waldvogelpark gebunden hatten, hindurch schlängelten. Schneller als der Osterhase erlaubt, rannten alle los, um die Ostereier in ihren mitgebrachten Körbchen und Tüten verschwinden zu lassen. Rasend schnell war die Wiese „abgegrast“ und kein Ei mehr zu finden.
In rund 40 Sekunden waren alle Eier eingesammelt. Dabei hatten die Sänger als Osterhasen zuvor fast eine Stunde gebraucht, um 1200 bunt bemalte Eier auf der Wiese zu verteilen. Außerdem erwiesen sich die Sänger um den Vorsitzenden Kurt Heck zuvor als wahre Wassermeister. Alle Pfützen, die sich über Nacht mit Regenwasser gefüllt hatten, wurden kurzerhand mit Besen leer gefegt, damit die Besucher trockenen Fußes das Spektakel verfolgen konnten. Noch eine Stunde vor Beginn hatte es geregnet.
Besucher in Gummistiefeln und Regenbekleidung
„Ob da viele kommen, wage ich zu bezweifeln“, fürchtete Heck vor Beginn des Eiersuchens. Aber die Befürchtung erwies sich als grundlos. Zum Teil in Gummistiefeln und Regenbekleidung eingepackt, trudelten Eltern und Kinder nach und nach ein. Familie Krieger machte es sich an einem der Stehtische bequem. Tochter Lina (10) freute sich auf das Suchen der Eier, während Vater Jürgen erzählte: „Seit die Tochter auf der Welt ist, kommen wir jedes Jahr hierher. Bei schönem Wetter kann das ja jeder. Aber bei schlechtem Wetter wird es zu einer Herausforderung.“ Ein anderer Vater konnte dem Ganzen etwas Gutes abgewinnen: „Da gibt es weniger Konkurrenz. Da bleiben für jedes Kind doch ein paar Eier mehr übrig.
Sophie und Amelie aßen schon einmal jeweils eine Bratwurst. Vater Bastian Gippert lachte: „Ohne Mampf kein Kampf“. Ohne sich zu stärken, hat das Eiersuchen eben keinen großen Wert. Dann ging es aber los mit dem Füllen des Körbchens. Die Sänger hatten zwei Bereiche abgeteilt. „Der eine ist für die großen Kinder gedacht, ab etwa zwei Jahren. Der andere für die kleinen Kinder“, erklärte Heck. Das war auch sinnvoll, denn die brauchten fast zwei Minuten, um ihr Feld leer zu suchen. Da ging es nicht ganz so schnell zu.
So mancher Steppke hatte auch den wahren Sinn des Siel noch nicht so ganz verstanden. Und so spazierte das eine oder andere Kind auch an so manchem Ei vorbei. Aber es gab a noch eine Oma, einen Opa oder die Eltern, die in dem Fall halfen, dass die Eier doch eingesammelt wurden. Ganz eifrig sammelte der eineinhalbjährige Leo. Vor allem die orangefarbenen und roten hatten es ihm angetan. Lag da gerade mal keines, sammelte er auch mal ein blaues oder grünes in sein Körbchen. Voller Stolz brachte er das Ergebnis seinem Vater. Der musste zählen und kam doch bis zehn.
„Es ist einfach eine schöne Tradition. Daran halten wir fest“
Heck erklärte, dass sie auch noch das eine oder andere Ei zurückbehalten hatten für Kinder, die zu spät kamen oder deren Körbchen aus irgendeinem Grund leer blieb, „damit ja keine Tränen fließen.“ Übrigens war kein Ei kaputtgegangen, obwohl die Kinder teilweise über die Wiese spurteten, als würden sie vom Osterhasen persönlich verfolgt.„Nach dem langen Winter ist das auch eine Gelegenheit, alte Bekannte zu treffen“, meinte ein Vater.
„Aber bei dem Wetter wohl eher nicht“, schränkte er ein. Vielen war es einfach zu kalt. Dennoch gab es Unerschrockene, die sich auf die bereit gestellten Bänke und Tisch in gemütlicher Runde verteilten. „Die Wurst muss man unbedingt probiert haben. Die schmeckt ausgezeichnet“; meinte ein Sänger. Da bewahrheite es sich, dass das Gute aus der Nähe stamme, berichtete die Schriftführerin der „Freundschaft“, Jutta Schmitt. Die Würste, die in diesem Jahr wegen des Wetters nicht so schnell verkauft waren wie in den Vorjahren, stammten von einem Metzger vom Luzenberg.
„Das ist einfach eine schöne Tradition. Daran halten wir fest“, erklärte auch die Gartenstädterin Leona Krieger. Gerade hatte die Tochter ihr volles Körbchen gezeigt und gemeint: „Die nehmen wir alle mit nach Hause und machen daraus einen Salat.“ Für so manches Kind war auch der Nachhauseweg ein Erlebnis, denn wo kann man so unbeschwert durch Pfützen stapfen, wenn nicht im Wald?
Die „Freundschaft“ veranstaltet das Ostereiersuchen seit dem Jahr 1956. Seit 1987 findet die Veranstaltung im Vogelpark am Karlstern statt. „Das hat sich sehr bewährt. Da wissen alle, wohin sie gehen müssen. Und wir räumen nach der Veranstaltung wieder alles auf.“ Da hatte auch der Lachende Hans, der ein wenig aufgeregt in seiner Voliere gerufen hatte, wieder seine Ruhe und konnte seinen Mittagsschlaf.
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