Ost/Nord - Kompletter Führungswechsel bei der Abteilung Nord der Freiwilligen Feuerwehr / Erinnerung an Großbrände und Einsatz bei der Fußball-Weltmeisterschaft

Neue Generation am Strahlrohr

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Peter W. Ragge
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Führungswechsel in der Wache Nord: v.l. Markus Balschbach, Torsten Werner und Markus Richter übernehmen die Führung der Abteilung Nord der Freiwilligen Feuerwehr von Sven Schlachta und Jens Stiegel. © Michael Ruffler

Jens Stiegel „fällt es schon sehr schwer“, und für Sven Schlachta fühlt es sich „merkwürdig“ an. „Es ist irgendwie komisch“, gesteht er. Aber doch haben Stiegel, seit 1991 in der Freiwilligen Feuerwehr, Abteilung Nord, aktiv und 17 Jahre ihr Kommandant, sowie Sven Schlachta als sein Stellvertreter nun die Führung abgegeben. Sie leiteten damit einen kompletten Generationswechsel in der größten Abteilung der Freiwilligen Feuerwehr, die den gesamten Mannheimer Norden abdeckt, ein.

„Wir haben zusammen angefangne, also gehen wir auch zusammen“, sagt Schlachta. „Uns gibt es nur im Doppelpack“, bestätigt Jens Stiegel. Und obwohl sie sich beide Mal vorgenommen hatten, die 25 Jahre an der Spitze der Abteilung vollzumachen, schert Stiegel nun aus. Der Ingenieur ist nämlich nicht nur ehrenamtlich im Brandschutz aktiv, sondern war bislang Leiter des Feuerwehr & Rettungstrainingscenters der Berufsfeuerwehr Frankfurt.

Viele neue Mitglieder

Nun aber ist der 48-Jährige als Abteilungsleiter und künftiger stellvertretender Kommandant zur Berufsfeuerwehr Mannheim gewechselt – und kann daher nicht gleichzeitig in der Führung der ihm unterstellten Freiwilligen Feuerwehr sein. „Aber ich bleibe weiter Mitglied und mache selbstverständlich aktiv mit, wenn es geht“, sagt Stiegel. Und auch sein bisherige Stellvertreter betont: „Ich werde weiter Dienst machen, nur eben in anderer Funktion“, so Sven Schlachta, der als Projektleiter eines Verpackungsdienstleisters arbeitet.

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Dass der Sandhofener mit 51 Jahren das älteste aktive Mitglied der Abteilung ist, zeige aber auch den Wandel dieser Abteilung. Sie zählt derzeit 82 Aktive, hat in den vergangenen Jahren viele neue, junge Mitglieder gewonnen und einbinden können. Da sei jetzt auch der richtige Zeitpunkt, die Verantwortung in jüngere Hände abzugeben, meint Sven Schlachta. „Ich denke, es sind die Richtigen, und sie decken alle Altersgruppen ab“, sagt er mit Blick auf die neu gewählte Führung, und auch Stiegel ist ganz wichtig: „Ich gehe mit einem sehr guten Gefühl, es geht in die richtigen Hände!“

Sein Nachfolger als Kommandant ist Markus Richter, der 1997 zur Jugendfeuerwehr stieß und hauptberuflich bei der Werkfeuerwehr von Benz arbeitet. Mit 34 Jahren ist er der Jüngste in der Führung. Er hat nun zwei Stellvertreter – was die Feuerwehrsatzung für große Abteilungen neuerdings möglich macht. „Es ist gut, wenn die Arbeit auf mehr Schultern verteilt wird, denn sie ist immer mehr geworden“, findet Schlachta.

Neue Stellvertreter sind Torsten Werner (50), Leiter Arbeitssicherheit und Brandschutz bei Bauhaus sowie Schiedsrichter-Obmann des Eissportverbands Baden-Württemberg, und der 42-jährige Markus Balschbach, Softwareentwickler bei einer Tochter der Deutschen Bahn – beide schon seit Jahrzehnten bei der Freiwilligen Feuerwehr.

Viel Eigenarbeit

„Aber auf so etwas waren wir nicht vorbereitet, es kam überraschend“, sagt Markus Richter zum Abschied von Stiegel und Schlachta. Mehrere Abende habe sich das Trio beraten, die Familien konsultiert, lange überlegt und erst dann entschieden, sich der Aufgabe und Verantwortung zu stellen. „Es war auch klar, dass wir es nur in dieser Konstellation machen“, sagt Torsten Werner, „denn das hat von Anfang an gut gepasst“. Für alle drei sei die Freiwillige Feuerwehr weit „mehr als ein Hobby“, so Torsten Wagner. „Ich habe hier Freunde gefunden“, sagt Balschbach. „Viel Herzblut“ hänge darin, betont er. Alle drei empfänden die Abteilung als Familie. „Wir hängen da sehr daran, wollen das auch so weiterführen und wissen, dass wir eine Mannschaft haben, auf die wir uns voll verlassen können“, ist Richter dankbar.

Schließlich, so blicken die Feuerwehrleute zurück, haben sie in ihr Gerätehaus „ja ganz viel Eigenarbeit ’reingesteckt“, wie Markus Richter sagt. Er erinnert dabei daran, dass die Ehrenamtlichen beim Bau ihrer Räume in Käfertal ganz kräftig selbst anpackten – ein Projekt, das sich rund zehn Jahre lang hinzog. „Diese lange Durststrecke“ nennt Jens Stiegel als einen Punkt, der ihm besonders in Erinnerung bleiben wird. „Das hat aber auch das Miteinander, den Zusammenhalt unheimlich gestärkt“, so Sven Schlachta.

Zudem sei „an Einsätzen so einiges geboten gewesen“, wie sich Stiegel und Schlachta an viele Großbrände ebenso erinnern wie an die Fußball-WM 2006 in Deutschland, als die Abteilung Nord einen eigens dafür angeschafften Container mit Material für einen Massenanfall von Verletzten an den Spielort Stuttgart transportierte und dort betreute. Das sei, so die bisherigen Chefs, sicher ein Höhepunkt ihrer Amtszeit gewesen. Zuletzt waren die Ehrenamtlichen auch noch nach der Hochwasserkatastrophe im Ahrtal stark gefordert worden.

Redaktion Chefreporter

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