Sicherheit

Katastrophenschutz immer mehr gefordert

Stadträte erfahren von ständig wachsenden Aufgaben der Feuerwehr und Kostensteigerung bei neuem Einsatzleitfahrzeug

Von 
Peter W. Ragge
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Der alte Einsatzleitwagen bei einem Großbrand 2014, durchs Fenster erkennbar in orangener Jacke Erster Bürgermeister Christian Specht. © Markus Prosswitz

Die Stadt bereitet sich auf einen Engpass bei der Gasversorgung vor. „Wir wollen auf alle Eventualitäten vorbereitet sein“, kündigte Erster Bürgermeister Christian Specht im Sicherheitsausschuss des Gemeinderats an. Der Bevölkerungsschutz müsse sich auf eine, wie er sagte, Gasmangellage einstellen, „in der Hoffnung, dass es nicht notwendig ist“.

Dazu gehörte eine entsprechende Vorratshaltung bei den städtischen Eigenbetrieben ebenso wie die Frage, ob und wo man Menschen „in eine warme Umgebung“ bringen könne, wenn viele Heizungen ausfielen, oder die Reaktion auf mögliche Gefahren, wenn Industrieanlagen bei einem Ausbleiben von Gaslieferungen plötzlich heruntergefahren werden müssen.

Nach der Corona-Pandemie und der Ankunft vieler Flüchtlinge aus der Ukraine ist der Katastrophenschutz damit erneut enorm gefordert. „Die Aufgaben sind explosiv gewachsen“, erklärte Feuerwehrkommandant Thomas Näther gegenüber den Stadträten. Eigentlich zählt die Abteilung für Katastrophenschutz fünf Personalstellen. Alleine für die Bewältigung der Corona-Pandemie seien zu Spitzenzeiten 13 Leute notwendig gewesen. „Wir haben das aus dem Führungsdienst der Feuerwehr abgedeckt“, so Näther, doch diese Beamten fehlten dann an anderer Stelle, machte er deutlich.

Neuer Brandschutzbedarfsplan

Stark verzögert hat sich daher auch die Erstellung des Brandschutzbedarfsplans. Er soll nun, so Näther, bis zum Winter vorliegen. Das bisher gültige Papier über Personal- und Technikausstattung sowie Zahl und Standorte von Feuerwachen stammt von 2013. Es wird derzeit mit Hilfe einer Fachfirma überarbeitet. Dabei will Näther auch organisatorische Strukturen über den Einsatzdienst hinaus auf den Prüfstand stellen und die Reaktionsfähigkeit auf Krisensituationen weiter verbessern. Corona habe gezeigt, dass über den reinen Brandschutz hinaus der Bevölkerungsschutz insgesamt immer stärker beansprucht werde.

Gebilligt hat der Ausschuss eine drastische Kostensteigerung bei der Beschaffung eines Einsatzleitwagens. Statt mit 575 000 Euro rechnet die Feuerwehr jetzt damit, dass sie 800 000 Euro braucht. Dabei geht es um den Ersatz des ältesten Fahrzeugs der Berufsfeuerwehr; den von 1979 stammenden Einsatzleitwagen für Großeinsätze – letztlich ein rollendes Büro und eine Funkzentrale auf Rädern. Das alte Fahrzeug ist „so nicht mehr einzusetzen“, so Näther, schon ausgemustert und an den Kurpfälzer Verein für Feuerwehrgeschichte übergeben. Derzeit müssen im Notfall die Feuerwehren Ludwigshafen oder Südhessen helfen.

Als Ersatz wollte die Berufsfeuerwehr zunächst einen Container anschaffen – doch auf die öffentliche Ausschreibung gab es zu dem genannten Preis keinerlei Angebote von Firmen. Daraufhin folgte eine zweite Ausschreibungsrunde, nun für ein Spezialfahrzeug mit Kofferaufbau. Zu erwarten seien aber massive Preissteigerungen und eine Lieferung erst Mitte 2024. Wegen der Mehrkosten muss die Anschaffung von neuen Löschfahrzeugen zurückgestellt werden. „Das Geld ist endlich“, seufzte Thomas Näther.

Redaktion Chefreporter

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