Ein großes Fest am ersten Juli-Wochenende im Stempelpark, dazu vielleicht kleinere Veranstaltungen auf Plätzen im Stadtteil, eine historische Ausstellung sowie Stadtteil-Rundgänge – diese Ideen stehen im Raum. Schließlich ist es jetzt 125 Jahre her, dass Käfertal nach Mannheim eingemeindet wurde. Dies wolle man „gebührend und zeitgemäß feiern“, kündigte Ute Mocker an, die Vorsitzende der Interessengemeinschaft Käfertaler Vereine. Noch sind aber viele Fragen offen, wie nun eine Veranstaltung im Kulturhaus ergab.
156 Vereine, Einrichtungen und Funktionsträger hatte Mocker zu diesem Treffen eingeladen, über 60 kamen – Vertreter von Arbeiterwohlfahrt, Sport- und Kulturvereinen, Förderkreisen, Bezirksbeirat. Einige sehr große Vereine fehlten aber auch, dazu wohl wegen der Corona-Pandemie Repräsentanten von Schulen und Kindertagesstätten, die Mocker gerne einbinden würde.
Tony Marshall war im Festzelt
Zunächst wurde es sehr nostalgisch – mit einem Rückblick auf 1997. Hubert Weichert hatte über das große Festwochenende zum 100-jährigen Jubiläum der Eingemeindung einen dreistündigen Film gedreht, den Doris und Walter Dörr aufbewahrten und nun zur Verfügung stellten. Elvira und Hansgeorg Eisen sowie Christian Lüttich fertigten daraus einen einstündigen Zusammenschnitt – und der zeigte, welch eine gigantische Veranstaltung das damalige Festkomitee auf die Beine stellte.
Die Eingemeindung zu feiern, „das machen nicht alle, die eingemeindet wurden“, sagte der seinerzeitige Oberbürgermeister Gerhard Widder im 2500 Menschen fassenden, voll besetzten Festzelt. Dabei rief er in Erinnerung, dass ohne die Flächen der ehemaligen Gemeinde Käfertal auf dem Waldhof die Stadt Mannheim niemals hätte Industriestadt werden können.
Der Film war ein Wiedersehen mit vielen engagierten, beliebten Käfertaler Persönlichkeiten, die längst verstorben sind – Werner Eisen, Rudi Zorn, Karlheinz Haas und viele mehr. Man sah den Ökumenischen Gottesdienst und das Konzert des Polizeimusikkorps, das große Kinderfest, ausgelassen schunkelnde Menschenmassen beim Auftritt von Tony Marshall sowie den langen Festumzug mit knapp 30 Kutschen, Traktoren, Motivwagen, Oldtimern und nicht enden wollenden Fußgruppen in historischen Kostümen. Schließlich hatte der Stadtteil vor 25 Jahren noch fünf Chöre, die DJK war mit 1350 Mitgliedern der größte Verein, gefolgt vom Turnverein mit 900 Mitgliedern. „Beeindruckend“, kommentierte Ute Mocker die Bilder des Festzugs sowie der vielen ehrenamtlichen Helfer im Festzelt. 20 000 Besucher wurden seinerzeit gezählt „So etwas können wir heute auf keinen Fall mehr leisten“, meinte sie mit Blick auf das dreitägige Fest von vor 25 Jahren. „Die Welt hat sich sehr gewandelt“, so Mocker, und auch die Bevölkerungsstruktur. Schließlich zähle das ehemaligen Bauern- und Facharbeiterdorf Käfertal heute Einwohner aus über 100 Nationen – wovon man auf den Bildern von 1997 gar nichts sieht. „Das ist schon sehr homogen“, meint Mocker dazu.
Nach Ansicht der Interessengemeinschaft muss das Jubiläumsfest in diesem Jahr den Bogen zu heute spannen und aufzeigen, wie sich Käfertal als Teil Mannheims gerade beispielhaft entwickelt – etwa in Sachen gesellschaftlichem Zusammenhalt, Diversität, Lebensqualität. In jedem Fall solle laut Ute Mocker der Brückenschlag zu den Neubaugebieten Franklin und Spinelli gelingen, damit sich auch deren Bewohner mit Käfertal identifizierten.
Historische Ausstellung
Die Idee eines Fests unter freiem Himmel am ersten Juliwochenende lasse sich hoffentlich bis dahin selbst unter Corona-Bedingungen realisieren, glaubt der Vorstand der Interessengemeinschaft. „Hoffentlich ist die Sanierung des Stempelparks bis dahin fertig“, ergänzte Mocker. Danach könne man ja das ganze zweite Halbjahr feiern – mit geführten Stadtteilspaziergängen, Radtouren und Veranstaltungen auf anderen Plätzen des Stadtteils. Die Geschichtswerkstatt erwägt eine historische Ausstellung, die gut ins Rathaus passen würde – wann dessen Sanierung beendet ist, steht aber auch noch nicht genau fest.
Hoffnung auf die Stadt
Bezirksbeirätin Rotraud Schmidt (Linke) regte an, an den Beitrag Käfertals zur Industriegeschichte und die legendären Arbeitskämpfe bei BBC/ABB/Alstom zu erinnern und den „Alstom-Chor“ auftreten zu lassen. Manfred Poser (Harmonikaclub „Rheingold“) kündigte ein großes Konzert für den Herbst an, Vertreter des SC Käfertal schlugen einen „Tag des Sports“ der Sportvereine und ein Kinderfest auf dem Habichtplatz vor, die Künstler Elles Magermans und Hendrik Hackl eine Kunstaktion und vielleicht ein Tag des offenen Ateliers. „Und natürlich bringen sich die Löwenjäger ein“, betonte Ehrenvorsitzender Walter Dörr – und sagte selbst gleich eine Kuchenspende zu.
Aber so weit ist es noch nicht. Nun sollen die Vereine weitere Ideen an die Interessengemeinschaft schicken, Arbeitsgruppen dann die Vorbereitung übernehmen. Offen sei zudem noch, ob und wie die Stadt ein solches Jubiläumsfest unterstützen würde. „Ich habe bisher keine Antwort bekommen“, beklagte Ute Mocker, „aber wir schaffen das nicht alleine“, stellte sie klar.
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