Kulturelle Stadtentwicklung

Wie Social Body Buildung in Mannheim-Jungbusch funktioniert

Vier Jahre "Utopolis"-Kultur- und Sozialarbeit sind so etwas wie "Social Body Building" für den Mannheimer Stadtteil Jungbusch. Wie das funktioniert und welche Ergebnisse herauskamen, zeigt das Künstlerhaus Zeitraumexit

Von 
Katja Geiler
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Das Graffiti-Projekt für Kinder mit den Künstlerinnen (v.l.) Victoria Pool aus Berlin und Steph Peichal vom Studio 68. © Katja Geiler

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Mannheim. Vier Jahr lang lief im Jungbusch das Projekt „Social Body Building“, bei dem es um Beziehungen statt Muckis ging. In den Räumen von Zeitraumexit in der Hafenstraße 68, das Kunst und Soziokultur ein Dach bietet, gibt es nun eine Ausstellung über das Projekts, das in mit dem Bundesprogramm „Utopolis - Soziokultur im Quartier“ entstand.

„Es ist ein Modellprojekt von Utopolis Berlin. Unsere Arbeit ist es, den Jungbusch mit Zeitraumexit zu verbinden. Dabei ging es auch um sozialkritische Themen wie zum Beispiel Arbeitsmigration“, sagte Natice Orhan-Daibel, die das Projekt zusammen mit Nina Lenz organisierte. „Das waren vier Jahre Stadtteilarbeit und vier Jahre Förderung.“ Im Performance House von Zeitraumexit ist bis zum 29. Oktober ein kleiner Auszug der Projekte zu sehen.

Wer nun dort aber Bilder oder Skulpturen erwartet, wird überrascht sein, denn die Ausstellung ist multimedial. Es läuft ein Film über den Kiosk am Spielplatz Beilstraße, das Herz des Jungbusch, auch eine Diashow gibt es. In einem Duschvorhang stecken Fotos, dahinter kann man selbst gemachte Musik hören, die Teilnehmerinnen und Teilnehmer aufgenommen haben. Am selben Tag fand der „Social Samstag“ statt, mit einem Musikprojekt, Theater- und Graffiti-Workshops und einer Kinderdisco, um auch die jüngeren Bewohner anzusprechen.

Glückskekse zum Einsatz gebracht

„Es kam die Idee zu einem Jungbuschdenkmal auf, dieses sollte der Kiosk am Spielplatz Beilstraße sein“, so Nina Lenz. „Wir wollten nichts Statisches, sondern ein lebendiges Geschichtsarchiv.“ Anlass war das „Gastarbeiter“- Abkommen mit der Türkei vor genau 60 Jahren. Für die Umsetzung des Kunstprojekts wurde der Künstler Marcio Carvalho beauftragt. Gemeinsam mit Familie Nuculovic, die Tonja’s Kiosk in der Beilstraße betreibt, und verschiedenen Communities des Jungbusch baute Carvalho den Kiosk zu einem modernen Denkmal um. Auf Grundlage des Slogans „Es gibt kein über uns ohne uns“ wurden lebendige Erinnerungen von und mit den Anwohnern geschaffen.

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Dabei kamen Glückskekse zum Einsatz, in denen passende Fragen versteckt waren, die Anstoß zu Diskussionen gaben. In der Ausstellung selbst wurde ein Video zum Projekt gezeigt, daneben stand eine Schüssel mit Glückskeksen. Das Original in Lebensgröße befindet sich nicht weit von Zeitraumexit. Der Slogan ist auf einer Seite des Kiosks verewigt, ansonsten läuft für die Familie Nuculovic der Kioskbetrieb weiter.

Kunst mit den Leuten machen

„Wir wollten Kunst machen mit den Leuten, nicht nur für die Leute. Wir haben durch das Social Body Building neue Zielgruppen erreicht. Früher gab es bei Zeitraumexit nur Performance, nun sind wir im Stadtteil mit dabei“, fügte Lenz hinzu. Während des Projekts gab es sonntags den „Social Sunday“, bei dem die Anwohner zusammenkamen, zum Essen, zum Spielen oder zum Kreativsein. Diesen Sonntag würde Zeitraumexit gerne beibehalten und hofft auf weitere Förderung.

Freie Autorin Ich schreibe für alle Mannheimer Stadtteile und für Viernheim

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