Stadtteile

Mannheimer Jungbusch nimmt gute Entwicklung - doch es gibt auch neue Probleme

Vieles ist durch die Jungbuschvereinigung und Monitoringgruppe im Mannheimer Stadtteil Jungbusch besser geworden. Doch mit Blick auf die Rotlicht-Vergangenheit des Viertels gibt es auch ein paar neue Probleme

Von 
Sylvia Osthues
Lesedauer: 
Der Quartiersplatz soll wieder ein Platz für die Bewohnerinnen und Bewohner werden. © Sylvia Osthues

Mannheim. Vieles hat sich im Jungbusch durch die Jungbuschvereinbarung und die Arbeit der Monitorringgruppe zum Positiven gewendet, aber es gibt auch ein paar neue Probleme. Das verdeutlichte Quartiermanager Michael Scheuermann bei der von Bürgermeister Volker Proffen geleiteten Sitzung des Bezirksbeirats Innenstadt/Jungbusch. „Beim Thema Wohnen und Ausgehen gab es in der Vergangenheit ein paar Auswüchse,“ berichtete Scheuermann. Dank des funktionierenden „Dreiklangs“ von Polizei, Kommunalem Ordnungsdienst und Nachtschicht, mit Umleitung der Besucherströme, habe es inzwischen einen gewissen Rückgang gegeben.

Probleme mit Drogen und Alkohol auf dem Quartiersplatz im Jungbusch in Mannheim

„Aber es gibt immer mal wieder Leute, die Lärm machen“ sagte der Quartiermanager. Doch das sei „eher ein punktuelles Problem“ und auch bei einzelnen Kneipen bestehe „Handlungsbedarf“. „Die Arbeit soll fortgesetzt werden, aber dazu muss die Finanzierung der Nachtschicht garantiert sein“, forderte Scheuermann. Im November habe es zudem „große Probleme“ auf dem Quartiersplatz mit der Drogen- und Trinkerszene gegeben, die den Platz zu ihrem Wohnzimmer gemacht habe. „Es geht nicht um die Anwesenheit, sondern um die Verhaltensweise - Rangeleien in der Gruppe und Werfen mit Flaschen.“

Der Mannheimer Morgen auf WhatsApp



Auf unserem WhatsApp-Kanal informieren wir über die wichtigsten Nachrichten des Tages, empfehlen besonders bemerkenswerte Artikel aus Mannheim und der Region und geben coole Tipps rund um die Quadratestadt

Jetzt unter dem Link abonnieren, um nichts mehr zu verpassen

Die Kooperation mit dem Café Anker-Team habe geholfen, positiv auf die Szene einzuwirken. „Wir wollen, dass der Quartiersplatz wieder ein Platz für die Bewohnerinnen und Bewohner wird“, sagte Scheuermann. Auch der Zustand der Spielplätze sei „kritisch“ wegen Verschmutzung durch Trinker, Drogenabhängige und Tauben - und das in der Nähe von Kindergärten. Sie seien im Gespräch mit der Polizei und dem Fachbereich Sicherheit und Ordnung, die jedoch in bestimmten Situationen nicht schnell genug vor Ort sein könnten. Deshalb schlägt Scheuermann parallel zur Nachtschicht eine Tagschicht vor.

Im Mannheimer Jungbusch gibt es auch erfreuliches zu berichten

Doch es gibt auch Erfreuliches zu berichten: Nach intensiver Beschäftigung mit der besonders hohen Kinderarmut im Jungbusch hat die Monitorringgruppe beschlossen: „Wir müssen was tun“. Unterstützung kam von der Hafengesellschaft, die Arbeitsprojekte zur Bildungs- und Kreativitätsförderung von Kindern mit 3000 Euro in 2023 und 5000 Euro in 2024 unterstützt und auch 2025 fördern will.

Die LAG Mobile Kindersozialarbeit fördert mit 5000 Euro Bewegungsangebote für Kinder. Mit Mitteln des Landes (15 000 Euro) konnte zudem ein wichtiges Projekt in Kooperation mit dem Internationalen Frauentreff und Fouzia Hammoud begonnen werden: Gesunde Ernährung, gemeinsames Kochen und Ausflüge dorthin, wo Lebensmittel entstehen. „Und als i-Tüpfelchen haben sich auch die Gastronomen im Jungbusch tatkräftig beteiligt und beispielsweise einen neuen Herd gespendet“, freute sich Scheuermann.

Mehr zum Thema

Gastronomie

Feudenheimer Café-Betreiber wollen Parkplätze für Außen-Gastronomie umwandeln

Veröffentlicht
Von
Katja Geiler
Mehr erfahren
Verkehr

Zwei Monate vor Riedbahn-Sperrung zwischen Mannheim und Frankfurt: Das ist der aktuelle Stand

Veröffentlicht
Von
Christian Schall
Mehr erfahren
Schwerpunktkontrolle

Wie die Stadt Mannheim jetzt gegen unzulässige Wahlplakate vorgeht

Veröffentlicht
Von
Steffen Mack
Mehr erfahren

Außerdem fördert der Bezirksbeirat mit 2200 Euro ein Arbeitsprojekt mit älteren Kindern und Jugendlichen. Sorgen bereitet dem Quartiermanager, dass die evangelische Kirche ihre Räume im Jungbusch aufgeben will. „Das ist für den Stadtteil ein immenser Verlust“, bedauerte er. Doch im Gespräch mit der Montagsstiftung hätten sie erfahren, dass die Räume saniert und einer gemeinwohlorientierten Nachnutzung zugeführt werden sollen.

Bezirksbeirat Johannes Schmidt (FDP) forderte, dass der Bezirksbeirat bei der Erstellung eines Konzeptes für die Räume einbezogen wird. Karim Baghlani (SPD), der die Monitorringgruppe leitet, erklärte, er habe die letzten Monate das Gefühl, dass die Monitorringgruppe bei der Stadt nicht mehr so den Stand hat, wie noch vor Jahren. So habe der Gemeinderat die Finanzierung der Nachtschicht abgelehnt.

Mannheimer Stadtteil Jungbusch hat durch Monitoringgruppe gute Entwicklung genommen

Der Quartiermanager macht noch einmal deutlich, wie wichtig die Arbeit der Gruppe ist. Er wies auf eine Zunahme des Problems in Richtung Jugendkriminalität hin. Außerdem habe sich in der Jungbuschstraße 30 über dem Nelson ein Escortservice angesiedelt. „Ich habe gedacht, der Jungbusch als Rotlichtviertel ist eigentlich gegessen und jetzt kommt das wieder hoch - Kinderarmut, Jugendkriminalität und jetzt das noch“, bedauerte Scheuermann.

Dazu erklärte Proffen: „Durch die Monitorringgruppe, in der unterschiedliche Personen und Institutionen an einem Tisch sind, hat der Stadtteil eine gute Entwicklung genommen, das wird von den Kollegen im Rathaus durchaus anerkannt.“ Indem Tobias Vahlpahl vom Fachbereich Demokratie und Strategie die Gruppe begleite, werde ein direkter Link geschaffen.

Freie Autorin

Copyright © 2025 Mannheimer Morgen

VG WORT Zählmarke