Mitte/Innenstadt - Bezirksbeiräte wollen Parkverbot auf Gehwegen durchsetzen / Es sollen aber Auto-Stellplätze ausgewiesen werden

Grüne Bezirksbeiräte wollen in der Mannheimer Innenstadt das Parkverbot auf Gehwegen durchsetzen

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Thorsten Langscheid
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Regina und Juri Jutz kommen hier mit dem Kinderwagen gerade noch so durch. Im Hintergrund Jutta Schroth und Gerhard Fontagnier. © Thorsten Langscheid

Mannheim. Wäre Christian Peters an diesem Tag alleine unterwegs gewesen, hätte er seine Runde durch die Quadrate schon gleich an der ersten Ecke aufgeben müssen - konkret in N 3: Dort wäre Peters, Grünen-Mitglied aus Neuhermsheim, der aufgrund seiner Mobilitätseinschränkung zunehmend auf den Rollstuhl angewiesen ist, nicht an einem quer auf dem Bürgersteig stehenden SUV vorbeigekommen. Gut, das Bezirksbeirat Olaf Kremer dabei war, der seinem Parteifreund über Bordsteinkanten und um rücksichtslos abgestellte Fahrzeuge herum half.

„Mannemer Trichter“ – für Kinderwagen und Menschen mit Mobilitätseinschrän-kungen sind Gehwegparker schwer überwindbare Hindernisse. © Thorsten Langscheid

„Halbseitiges“ Parken behindert

Doch die offensichtlich verbotswidrig parkenden Autos waren gar nicht das Thema des Rundgangs - „wir wollen nur darauf aufmerksam machen, wie sehr das halbseitige Parken auf dem Bürgersteig hier in der Innenstadt die schwächeren Verkehrsteilnehmer behindert“, so erklärt der stellvertretende Vorsitzende und verkehrspolitische Sprecher der Gemeinderatsfraktion der Grünen, Gerhard Fontagnier, den Anlass des Treffens von Bezirksbeiräten aus Innenstadt/Jungbusch, Olaf Kremer, Ines Joneleit und Jutta Schroth, sowie Regina Jutz mit ihrem Sohn Juri aus Schwetzingerstadt/Oststadt. Als vom Durchgangsverkehr geplagter Anwohner war zudem Hanspeter Rings gekommen, der sich bereits vor Pandemiebeginn in einer Bürgerinitiative gegen den Schleichverkehr in den Wohnstraßen der Oberstadt engagiert hatte.

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Bei dem Rundgang wurde deutlich: In den Quadraten gibt es bereits heute viele Bereiche, in denen das Parken am Fahrbahnrand gut geregelt ist. Zum Beispiel in F 2, oder in den N- und M-Quadraten. Dort gibt es Parkbuchten und auf der Fahrbahn markierte Stellplätze - „also eigentlich alles gut“, sagt Ines Joneleit. Aber: Selbst in Bereichen, wo der ruhende Verkehr derart geregelt ist, parken immer wieder Autos mit zwei Rädern auf dem Trottoir. Manchmal sogar im „Mannemer Trichter“ (siehe Bild). Also so, dass es für Fußgänger immer enger wird. Bezirksbeirätin Jutz weicht dann notgedrungen auf die Fahrbahn aus - „obwohl das ja auch gefährlich werden kann“, sagt sie. Und ziemlich unappetitlich - denn just an der engsten Stelle des Trichters „versperrte“ auch noch ein Hundehaufen den Weg. Aber das ist ein anderes Thema.

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Es könne nicht angehen, so argumentieren die Grünen-Stadtteilpolitiker, dass im Streit um das Gehwegparken die jetzige, verbotswidrige Praxis per Federstrich legalisiert werde. „Das kann ja auch nicht im Sinne der Verkehrswende sein“, sagt Ines Joneleit. „Das Parken auf Geh- und Radwegen ist nun mal verboten - mit gutem Grund“, fügt Olaf Kremer an. Fußgänger, insbesondere solche mit Mobilitätseinschränkungen, benötigten Platz. Dass dieser Platz einfach so zugeparkt wird, „das geht nicht.“ Insbesondere dann nicht, wenn auf der Fahrbahn genug Platz für Autos ist - was an überraschend vielen Orten in den Quadraten der Fall ist.

Anwohnerparkplätze vorhanden

Für die Anwohner in der Innenstadt stünden jetzt schon Plätze in Parkhäusern und Tiefgaragen und teilweise auch in den privaten Hinterhöfen und Untergeschossen bereit, wie Olaf Kremer betonte. Pro 1000 Haushalte sind in der City 337 Autos angemeldet. Zum Vergleich: in Wallstadt sind es 1092 Autos, also rund drei mal so viele. Dabei sei klar: Durch die Neuregelung des Parkens „fallen Stellplätze weg“, so Gerhard Fontagnier. „Das muss man ehrlich sagen.“ Es werde aber im Gegenzug viel Raum für die schwächeren Verkehrsteilnehmer gewonnen. „Das wäre ein echter Fortschritt“, sagt Christian Peters, nachdem er mit seinem Rollstuhl in N 5 mühsam um zwei mitten auf dem Gehweg stehende Elektro-Scooter herumgekurvt ist.

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