Mannheim. Wie kann ein geeigneter Nachfolger identifiziert und vorbereitet werden? Michael Scheuermann ist seit 1992 Leiter und Geschäftsführer des Gemeinschaftszentrums Jungbusch und übt seit 2002 in Personalunion auch die Funktion des Quartiermanagers aus. Im Januar 2024 wird er 63 Jahre alt. Zeit für ihn, über eine Nachfolge nachzudenken.
Wer es wie er geschafft hat, seinen Stadtteil aufzubauen und über Jahre hinweg mit viel persönlichem Engagement vom einstigen Rotlichtviertel zum angesagten Ausgehviertel zu entwickeln, der hat etwas Besonderes geleistet. Die langfristige Sicherung des Lebenswerks und der Erhalt der gewachsenen Strukturen ist deshalb naturgemäß eine Herzensangelegenheit. Deshalb war für ihn eine frühzeitige Auseinandersetzung mit dem Thema der Nachfolge unerlässlich, auch um durch eine frühzeitige Übertragung von Führungsaufgaben auf die Nachfolgegeneration - eine optimale Lösung zu finden.
Gute Vorbereitung nötig
Bevor Leitungs- und Geschäftsführer-Aufgaben in die Hände eines Nachfolgers gelegt werden, sorgte Scheuermann deshalb schon jetzt für einen reibungslosen Übergang, indem er mit dem Vorstand vom Trägerverein Gemeinschaftszentrum Jungbusch e.V. vereinbarte, beim Gemeinschaftszentrum Jungbusch eine Co-Leitung zu installieren (wir berichteten). „Ich werde noch mindestens zwei Jahre arbeiten (bis Ende 2025/26), es kann aber auch mehr werden“, sagte Scheuermann. Man sollte mit einem Generationswechsel nicht so spät anfangen. Das empfehle er auch seinen Mitarbeitern.
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„Man sollte junge Leute reinlassen, muss sie integrieren und überlegen, was für die Fortführung der Arbeit gut ist. „Wichtig ist auch, dass man sich nicht an seine Funktion klammert, sondern ein Stück weit loslässt“, findet Scheuermann. Dadurch könnten auch neue Ideen reinkommen.
Neben Michael Scheuermann übernimmt Jonas Gieske ab Oktober Führungsaufgaben. Scheuermann freut sich auf das Job-Sharing. Er sei schon hin und wieder mal „ein einsamer Wolf“ gewesen. „Auf der einen Seite die Erfahrung und auf der anderen Seite die Perspektive eines Jüngeren, wenn das zusammenkommt, ist das die Perspektive eines zukunftsfähigen Generationenwechsels“, ist er überzeugt.
Er selbst behalte die übergeordnete Verantwortung, werde die Arbeit aber im ersten Jahr auf 75 Prozent und im zweiten Jahr auf 50 Prozent reduzieren, auch aus gesundheitlichen Gründen. „Die Leitung des Gemeinschaftszentrums bleibt bei mir, aber für die Jugendarbeit übernimmt Jonas Gieske ab 1. Oktober die Verantwortung“, sagte er.
Ausgebildeter Sozialarbeiter
Mit Jonas Gieske sei ein guter Nachfolger gefunden, meint Scheuermann. Wie er ist er ein ausgebildeter Sozialarbeiter. Aktuell ist er noch beim Drogenverein Mannheim beschäftigt, wo er Beratungsarbeit leistet. Der 33-Jährige, der im Jungbusch wohnt, freut sich auf die spannende neue Aufgabe. Den Jungbusch kenne er sehr gut, habe dort eine gute Nachbarschaft gepflegt, so Gieske. Er kenne auch einige Mitglieder der Monitoring-Gruppe im Jungbusch. Außerdem habe er im Stadtteil die Kulturarbeit mitgestaltet, beispielsweise durch ein Projekt im Port25 - Raum für Gegenwartskunst mit Fotograf (Mirko) Müller, eine Videoinstallation beim Nachtwandel zusammen mit dem AGFJ-Familienhilfe Stiftung sowie über das Kulturparkett, um Teilhabe zu ermöglichen.
„Auch deshalb ist es für mich interessant, hier einzusteigen.“ Auf die Frage, was er vorhat, erwiderte Gieske, er werde bei der Jugendarbeit mit kleinen Projekten anfangen. Er habe schon Ideen im Kopf. Doch vom Prozess her werde er die Arbeit beibehalten. Neue Ideen seien schön und gut, aber er könne nicht alles neu machen. „Im Gemeinschaftszentrum wurde über viele Jahre wirklich wertvolle Arbeit geleistet, die mir wichtig ist und die ich auch wahrgenommen habe“, betonte er. Diese möchte er „zum Teil bewahren und neue Akzente setzen, kreativ und mit pädagogischem Hintergrund, so dass sich Menschen auch trauen, sich einzumischen“.
Gieske erklärte: „Die positive Strahlkraft des Gemeinschaftszentrums im Quartier zu erhalten und gemeinsam mit den Bewohnerinnen und Bewohnern aus unterschiedlichsten Kulturkreisen an einem lebenswerten Stadtteil für ‘alle’ zu arbeiten, ist meine große Motivation.“
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