Etwas verwirrend ist es schon, was da am Eingang zu einer Straße auf Franklin zu sehen ist: An dem Mast, an dem sonst klar erkennbar ist, um welche Straße es sich handelt, hängen zwei Schilder: „Andrew-Jackson-Straße“ und „Franklin-D.-Roosevelt-Straße“. Können sich Bewohnerinnen und Bewohner also aussuchen, wo sie wohnen?
Offiziell ist die Straße seit 1. Januar nach Roosevelt benannt. „Dennoch sind beide Schilder angebracht, da zum Zeitpunkt der Entscheidung für die Umbenennung bereits 306 Personen unter der Adresse lebten und jetzt eine gewisse Umstellzeit benötigt wird“, teilt die MWS Projektentwicklungsgesellschaft auf Anfrage hin mit.
Gegner des Faschismus
Wie berichtet hatte der Gemeinderat im vergangenen Sommer für die Umbenennung gestimmt, nachdem Anwohnerinnen und Anwohner „auf die problematische Biografie des Namensgebers“ hingewiesen hatten, „insbesondere seinen Umgang mit den indigenen Ureinwohnern“. Jacksons Präsidentschaft (1829-1837) sei untrennbar mit der Vertreibung von fünf Ureinwohner-Stämmen aus den Südstaaten verbunden, hatte der Mannheimer Amerikanistik-Professor Philipp Gassert anschließend in einem Gutachten befunden. Den „Indian Removal Act“ von 1830 bewertete er als „ethnische Säuberung“.
Roosevelts Amtszeit von 1933 bis 1945 stehe dagegen für den Aufbau eines Sozialstaats. Roosevelt selbst sei außerdem zum wichtigsten weltpolitischen Gegner des Faschismus und des Nationalsozialismus geworden, nachdem die USA 1941 in den Zweiten Weltkrieg hineingezogen worden waren.
Bis Jacksons Name verschwunden ist, werde es nun „noch einige Monate“ dauern, teilt die MWS weiter mit. „Danach wird nur noch der offizielle Name Franklin-D.-Roosevelt-Straße verwendet.“
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