Handel

Sorge um leere Läden

Gewerbeverein führt Bürgermeister Riehle durch Feudenheim und erklärt ihm die Nöte der Geschäftsleute

Von 
Peter W. Ragge
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Thorsten Riehle (3. v. r.) mit dem Vorsitzenden des Gewerbevereins, Walter Ampersberger (2. v. r.), sowie Geschäftsleuten und Mitarbeitern der Stadt. © Markus prosswitz

Feudenheim. „Da haben wir ja eine Menge Hausaufgaben“, sagte er am Ende, und es hörte sich wie ein Stoßseufzer an. Dreieinhalb Stunden informierte sich Wirtschafts- und Kulturbürgermeister Thorsten Riehle in Feudenheim über die Situation der Geschäftsleute. Walter Ampersberger, Vorsitzender des Gewerbevereins, und seine Kollegen hatten viele Themen auf dem Herzen.

„Ihr seid ein Testballon“, sagte Riehle zunächst. Feudenheim sei der Auftakt dafür, dass er künftig drei bis vier Mal jährlich einen Tag in einem Vorort verbringen, sich dort über Themen aus seinem Dezernat informieren wolle. So besuchte er in Feudenheim auch den Seniorentreff und die Fliedner-Stiftung. Aber besonders lange beschäftigten ihn die Sorgen der Geschäftsleute.

Wildes Parken, brachliegende, verwilderte Grundstücke – Kreishandwerksmeister und Stuckateurmeister Achim Bauer und Daniel Sanchez vom gleichnamigen Kfz-Meisterbetrieb konfrontierten den Bürgermeister zunächst mit den Problemen vom Gewerbegebiet in der verlängerten Talstraße. „Wir sind die Stiefkinder der Stadt“, klagte Bauer, um das sich niemand kümmere. Parkregelungen würden nicht durchgesetzt, durch „die Gesamtsituation ist unsere Geschäftstätigkeit beeinträchtigt“, sagte er vorsichtig. Wenn dann der neue Betriebshof vom Stadtraumservice dazukomme, werde sich die Situation an der ohnehin gefährlichen Kreuzung Talstraße/Wingertsbuckel weiter zuspitzen, warnte Bauer. Für den Umbau der Kreuzung sei ein Konzept in Arbeit, das nächstes Jahr im Bezirksbeirat vorgestellt werde, so Riehle. Andere Punkte will er an Zuständige in der Verwaltung weitergeben

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Auf dem Weg zur Hauptstraße erfuhr der Bürgermeister dann, dass es früher auch in der Talstraße, am Schelmenbuckel oder in der Andreas-Hofer-Straße viele kleine Geschäfte gegeben hatte. Nun konzentriere sich alles auf die Hauptstraße. Aber auch da gibt es derzeit vier leeerstehende Läden, wie Ampersberger sagte, „und bald kommen weitere dazu“, wusste er. „Man muss aufpassen, dass es nicht anfängt, zu erodieren“, so Riehle. „was da ist, müssen wir stabilisieren“, meinte er.

Doch da müsse die Politik helfen, verlangte Fleischermeister Horst Trautmann, und weniger Bürokratie für kleine Betriebe. „Wir reden nicht über schlechte Geschäfte, die Umsätze stimmen, aber der Kostendruck wird größer“, so Trautmann. Um Fachkräfte zu gewinnen und zu halten, fehlten Kindergartenplätze. und die Hauptstraße als „Biotop“, wie er sagte, könne nur bewahrt werden, wenn dort nicht – wie in anderen Stadtteilen – eine Verkehrsberuhigung erfolge. Die sei aber, schon wegen der Straßenbahn, nicht geplant, beruhigte der Bürgermeister. „Denn wo ein Betrieb weg geht, kommt nichts mehr rein“, verwies Trautmann auf einige Leerstände.

Hohe Steuern und fehlende Parkplätze

Besonders gravierend ist aus Sicht des Gewerbevereins der, wo sich bis Januar 2019 das Schuhhaus Stinshoff befand. Der Filialist aus Witten hatte damals den auslaufenden Mietvertrag für den 400 Quadratmeter großen Laden in der Hauptstraße nicht verlängert – laut Ampersberger wegen des Mietpreises von 6000 Euro, der nicht zu erwirtschaften sei. „Es muss auch aufhören, dass in jeden leeren Laden ein Friseur reingeht“, forderte er. „Wenn es immer weniger kleine Läden gibt, sinkt die Lebensqualität im Stadtteil“, mahnte auch Achim Bauer.

Monokultur sei schädlich, räumte Riehle ein, aber wegen der Gewerbefreiheit könne die Stadt da nichts ausrichten. „Wir müssen die Eigentümer ins Boot holen“, bot er an, sich einzuschalten. In der Innenstadt habe das geklappt, und auch kulturelle Bespielung leerer Läden habe sich bewährt. Da das Haus, wo sich früher das Schuhgeschäft befand, nun der Trias-Stiftung gehört, will Riehle mit der Kontakt aufnehmen. Die baut derzeit die Wohnungen über dem Laden um; sie plant dort eine Wohngruppe für Jugendliche. Noch nutzen den Laden Bauarbeiter. Das dort in der Nähe befindliche Reisebüro werde in das Café Mara umziehen, wusste Ampersberger, und auch für das leere Schreibwarengeschäft gebe es Interessenten. Sorgen macht den Geschäftsleuten dagegen die leere frühere „Zorn“-Filiale. „Auf der Ostseite der Hauptstraße fehlt eine Bäckerei“, sagte er. Riehle sagte zu, bei der Arbeiterwohlfahrt zu fragen, die in Käfertal schon erfolgreich einen Backshop betreibt, wenn kein Filialist will.

Teeinsel und „Riceteria“ präsentierten sich ihm als erfolgreiche inhabergeführte Fachgeschäfte, wobei „Ricateria“-Inhaberin Lara Freyburger („Ohne Läden wie uns stirbt das Dorf!“) aber die hohe Steuerlast ebenso beklagte wie Ralf Waldkirch vom Yogastudio, der zudem fehlende Parkplätze für seine vielen von auswärts kommenden Kunden und die künftig höhere Grundsteuer monierte. „Einen Handarbeitsladen könnten wir im Ort noch brauchen“, regte Buchhändlerin Barbara Waldkirch an und zeigte Riehle, wie sie – etwa ganz neu mit einer speziellen Ecke für Mädchen – auf Kundenwünsche reagiert. Läden wie ihrer seien für Stadtteile „ein niedrigschwelliges soziales Angebot, ein wichtiger Treffpunkt“, so Waldkirch: „Die Hauptstraße Feudenheim ist etwas Besonderes, die Stadt sollte alles tun, dass das bleibt“, hoffte sie.

Redaktion Chefreporter

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