Mannheim. Viel zu wenig Kindergartenplätze –aber auch zu wenig Platz im Stadtteil, um neue Einrichtungen zu schaffen: Vor diesem Dilemma steht die Stadtverwaltung in Feudenheim. Das ergibt sich aus einem Papier, das Bürgermeister Dirk Grunert (Grüne) dem Bezirksbeirat des Stadtteils vorgestellt und das der zuständige Ausschuss des Gemeinderats jetzt mit Mehrheit beschlossen hat.
Derzeit gibt es in Feudenheim 122 Plätze für unter Dreijährige, also in Krippen, und 337 Kindergartenplätze für Mädchen und Jungen über drei Jahre. Diese Zahlen beziehen sich auf den Stichtag im April. Allerdings sind 66 Plätze durch die Schließung des Kindergartens der Evangelischen Kirche in der Andreas-Hofer-Straße weggefallen, wovon laut Stadt nur 45 durch den vergrößerten Kindergarten im Bonhoefferhaus ausgeglichen werden.
Zwar will der freie Träger InFamilia künftig auf dem Epiphaniasgelände eine Kindertagesstätte mit 40 Plätzen betreiben – aber erst, wenn dort das Gemeindehaus abgerissen und das Areal neu bebaut ist. Dafür gibt es noch keinen Zeitplan. Das gilt ebenso für die geplante neue Einrichtung im Zuge des Neubaugebiets Spinelli-Nord, das ja erst nach der Bundesgartenschau 2023 in Angriff genommen wird.
Laut Stadt lässt die Bevölkerungsprognose für Feudenheim „einen maximalen Betreuungsbedarf erwarten, der mit dem vorhandenen Angebot sowie den in Planung bzw. Umsetzung befindlichen Projekten nicht bedarfsgerecht gedeckt werden kann“. Konkret heißt das: Für Krippenkinder gäbe es 183 Plätze Bedarf – aber es stehen nur 142 zur Verfügung. Für über Dreijährige gibt es 396 Plätze, aber 449 Anwärter darauf. Daher müssten vier Krippengruppen und zwei bis drei Kindergartengruppen neu gebaut werden.
Nur wo? 14 mögliche Standorte in Feudenheim hat die Stadt untersucht. Meist heißt es dazu allerdings, das Gelände werde „nur bedingt empfohlen“. Bei der Grünanlage „Am Bogen“ etwa spricht die drohende „Versiegelung von Grünflächen“, der ausgeprägte Baumbestand sowie der vorhandene Trinkwassernotbrunnen dagegen. Auch die große Wiese an der Epiphaniaskirche hat die Stadt untersucht – und verworfen. Das gilt ebenso für zwei Baugrundstücke an der Eichbaumstraße, die „wegen der recht geringen Grundstücksfläche“ sowie der unzureichenden verkehrlichen Erschließungssituation“ ausgeschieden sind.
Der „Nutzungskonflikt mit der bestehenden Spielplatznutzung“, dazu eine relativ kleine Grundstücksfläche mit einem sehr schmalen Zuschnitt sowie der Baumbestand sprechen dagegen, den Spielplatz an der Max-Hachenburg-Straße aufzugeben. Eine Grünanlage an der Lauffener Straße ist gleichfalls untersucht und verworfen worden wie ein Teil der an den ASV Feudenheim verpachteten Flächen. „Nutzungskonflikt mit der bestehenden Vereinsnutzung“ und „Lage im Randbereich des Grünzugs Nordost mit stadtklimatischer Bedeutung“ notiert die Stadt dazu.
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Was bleibt dann noch? Der Parkplatz an der Spessartstraße könne zumindest „theoretisch als Kita-Standort empfohlen werden“, ebenso wie die Grünfläche vor der Kulturhalle. Aber dann heißt es doch wieder, dass die Stellplätze für Veranstaltungen in der Kulturhalle regelmäßig benötigt und den Parkdruck im angrenzenden Wohnquartier vermindern würden. Die Idee werde daher „nicht weiterverfolgt“.
Als „grundsätzlich sinnvoll“ nach dem Grundsatz „kurze Beine – kurze Wege“ stuft die Verwaltung eine Ackerfläche an der nördlichen Feldstraße ein, da es in dem Bereich derzeit kein Angebot gäbe. Allerdings käme hier aus „stadtklimatischer Sicht sowie im Hinblick auf umwelt- und naturschutzrechtliche Aspekte“ lediglich ein naturpädagogisches Angebot (Natur-Kiga) infrage.
Budget und Zeitplan offen
Ein solches Angebot, nämlich den Wiesenkindergarten „Bullabü“ in Trägerschaft von InFamilia e.V. mit 20 Plätzen gibt es bereits in der Theodor-Storm-Straße. Die Betreiber wollen ihn um eine weitere Gruppe erweitern und sich auf eine angrenzende städtische Fläche ausdehnen, die aber derzeit für landwirtschaftliche Zwecke verpachtet ist. Da für eine weitere Gruppe noch ein Bauwagen mit Komposttoilette aufzustellen wäre, will die Verwaltung das unter anderem noch unter naturschutzrechtlichen Gesichtspunkten prüfen – denn das Areal liegt im Landschaftsschutzgebiet.
Als direkt umsetzbar sieht die Stadt daher zunächst nur zwei Möglichkeiten an. Einmal soll das städtische Kinderhaus „Am Aubuckel“, das derzeit zwei Krippengruppen und drei Kindergartengruppen umfasst, um jeweils eine Krippen- und eine, womöglich auch zwei Kindergartengruppen erweitert werden.
Zudem im Blick: das Kinderhaus Feudenheim in der Spessartstraße. Es besteht derzeit aus zwei Kindergartengruppen mit 42 Betreuungsplätzen, zusätzlich sind hier Hortgruppen mit 80 Plätzen für Schulkinder eingerichtet. Die würden indes, sobald die Brüder-Grimm-Schule zur Ganztagesgrundschule wird, nicht mehr benötigt. Das schafft Platz für drei Krippen- und eine Kindergartengruppe.
Für beide Projekte, ob am Aubuckel oder an der Spessartstraße, nennt die Stadt freilich keinen Zeitplan und keinen Investitionsbedarf – geschweige denn sind Gelder im Haushalt. Zudem ist der Umstieg der Brüder-Grimm-Schule auf einen Ganztagsschulbetrieb noch gar nicht endgültig beschlossen, der Termin völlig offen. Daher empfiehlt die Verwaltung, die 80 Hort-Betreuungsplätze „an einem anderen Standort zu entwickeln“, sprich umzusiedeln – ob aufs Schulgelände oder wohin auch immer, das blieb offen. Jedenfalls brauche man den Platz in der Spessartstraße, um den Rechtsanspruch auf einen Kindergartenplatz zu erfüllen.
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