Machtvoll ruft das fünfteilige Geläut der nahe gelegenen Johanneskirche – und die Menschen strömen. „Richtig schön, dass so viele da sind“, schaut Simon Strahlheim, Pastor der Liebenzeller Gemeinde, in die Menge, und auch Pfarrerin Dorothee Löhr von der Evangelischen Gemeinde des Stadtteils entdeckt da „so viele Besucher wie nie“ beim ökumenischen Gottesdienst zum Feudenheimer Brunnenfest.
„Unser Brunnen ist ja einer der Schönsten“, sagt Pfarrerin Löhr, auch wenn er nicht mehr sprudele. Aber er stehe „für Wasser und Wasser für das Geschenk des Lebens“. „Und ins Wasser fällt ein Stein“ – unter dieses Motto stellen Löhr, Strahlheim sowie Daniela Götz für die Katholische Kirche den Ökumenischen Gottesdienst, den die Band der Liebenzeller Gemeinde begleitet.
Gemeinsam machen sie deutlich, wie Gottes große Liebe ebenso Kreise zieht wie ein ins Wasser geworfener Stein. Parallel dazu betreut das Kindergottesdienst-Team im Bonhoefferhaus – darunter, obwohl sie an dem Tag Geburtstag hat, Simone Giebfried – ein paar Mädchen und Jungen. An Ende fassen sich beim Segen alle Gäste an den Schultern, zum gemeinsamen gesprochenen Bonhoeffer-Zitat „Von guten Mächten wunderbar geborgen, erwarten wir getrost was kommen mag …“, das auch am Eingang vom Bonhoefferhaus eingefräst ist.
„Jetzt ist er Tradition“, betont danach Christine Hettinger vom Vorstand der Bürgergemeinschaft, denn zum dritten Mal zählt der Ökumenische Gottesdienst zum Programm des Brunnenfests. Hettinger, ihre Vorstandskollegin Iris Freund und Christian Schultze, zweiter Vorsitzender der Bürgergemeinschaft sowie viele weitere Helfer packen dann an, und blitzschnell sind die für den Gottesdienst in Reihen gestellten Bänke wieder so angeordnet und mit von Karl Hoffmann von der gleichnamigen Friedhofsgärtnerei mit frischen Blumen geschmückten Tischen versehen, dass alles bereit ist zum Mittagessen auf dem Rathausplatz.
Ziehbrunnen und Tische mit Blumen geschmückt
Dazu gibt es erstmals Waffeln am Stiel – eine neue Kreation der Landfrauen Feudenheim, die sich zum ersten Mal am Brunnenfest beteiligen. „Ist doch eine schöne Ergänzung“, findet Iris Freund, die das Fest federführend vorbereitet hat mit der Resonanz sehr zufrieden ist – bei Vereinen wie beim Publikum. „Problemlos“ sei es gewesen, genügend mitwirkende Vereine und ehrenamtliche Mitstreiter für die Veranstaltung zu gewinnen.
So zapfen die Mitglieder der „Narrebloos“, alle mit T-Shirt „Feidene“ ausgestattet, Bier und alkoholfreie Getränke, während der Deutsche Jugendbund „Steuben“ für Wein und Schorle zuständig ist und zudem Krustenbraten zubereitet. Das Team vom Theodor-Fliedner-Haus serviert Flammkuchen, der ASV Feudenheim grillt und schenkt Hochprozentiges aus, die Katholische junge Gemeinde (KjG) stellt sich an die Fritteuse und macht Pommes sowie Süßkartoffelpommes, und der SPD-Ortsverein Feudenheim bietet im Wechsel mit Abiturienten des Feudenheim-Gymnasiums Kaffee und Kuchen an.
Alle Stände gruppieren sich unter herrlichen Platanen um den auch von Karl Hoffmann mit zahlreichen bunten Blumen geschmückten Ziehbrunnen sowie die Bronzefigurengruppe von Vetter Schorsch und Bas Kathrin, die sich über den für den Ort so typischen Lattenzaun („Lallehaag“) am Vorgarten hinweg unterhalten.
Das Original des Ziehbrunnens von 1598 steht inzwischen, gut geschützt, im Garten des Fliedner-Hauses. Die hier vor 26 Jahren durch viele Spenden von Vereinen, Handwerkern und Bürgern ermöglichte Kopie ist seit 2010 Mittelpunkt des Bürgerfests, damals aus Anlass des 100. Jahrestages der Eingemeindung Feudenheims nach Mannheim ins Leben gerufen. Im Gegensatz zum Lied „Ein Brunnen vor dem Tore“ stehe der Feudenheimer Brunnen eben „inmitten der Gemeinde“, so Alexander Fleck, der Vorsitzende der Bürgergemeinschaft, der 52 Vereine und 23 Einzelmitglieder angehören. „Wir lieben unseren Brunnen“, betont er.
Dass ausgerechnet in dem Moment, in dem der Stadtrat und Vorsitzende der Bürgergemeinschaft das Brunnenfest eröffnen will, Petrus die Himmelsschleusen öffnet, bedauert er zwar, kann es aber auch gut erklären: „Petrus muss ein Fußballfan sein“, vermutet Alexander Fleck, „deshalb weint er.“ Schließlich ist am Abend vorher die Deutsche Elf bei der Fußball-EM ausgeschieden.
Fleck dankt dem Bezirksbeirat sowie dem Unternehmen Erler & Wöppel und der VR Bank, die einen finanziellen Beitrag zum Gelingen des Brunnenfests geleistet haben. Schließlich hebt er die vielen ehrenamtlichen Helfer hervor. Die bringen zwar noch einen Regenschutz an der Bühne an, ehe die Band „Honeysuckle Twins“ – darunter SPD-Bezirksbeirat Klaus Glas – loslegt. Als sie spielt und auch am Abend bei Musik von „Acoustic Secret“ sind die Regenwolken aber längst weitergezogen und die Bänke auf dem Rathausplatz dicht besetzt.
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