Kulturausschuss - Vor der Zusammenkunft am Donnerstag bleibt die Techno-Veranstaltung ein Zankapfel und ein Haushaltsdilemma

Zankapfel Blies-Festival sorgt in Ludwigshafen weiter für Zündstoff

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Stephan Alfter
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Tanzende junge Menschen: Diese Möglichkeit gab es während der Pandemie nicht in Hülle und Fülle. Das Blies-Festival bildete eine Ausnahme. © Thomas Tröster

Ludwigshafen. Im Kulturausschuss gibt es weiter Zündstoff, wenn es um die Neuauflage des schon vor seiner ersten Austragung umstrittenen Blies-Festivals geht. In der Sitzung am Donnerstag (15 Uhr) wird es darüber zu einem erneuten Schlagabtausch kommen. Vor allem Vertreter der SPD und der Linken halten eine erneute Ausrichtung des Festivals für elektronische Musik (Techno) mit entsprechender Förderung für nicht vorstellbar. Markus Lemberger (SPD) spricht gar von einem Affront, wenn Kulturdezernentin Cornelia Reifenberg (CDU) in ihrem Dezernat entsprechende Fakten schaffen würde. Bernhard Wadle-Rohe sagt für die Linksfraktion, dass mit einer im Raum stehenden Förderung von dieses Mal 30 000 Euro mehr und Besseres möglich wäre. Besonders zu schaffen macht dem Mitglied der Linken-Stadtratsfraktion nach Aussage vom Dienstag die Auswahl des Veranstaltungsortes auf dem Blies-Gelände. „Der BASF-Parkplatz“ eigne sich besser, schlägt er vor.

Hintergrund für die vergleichsweise hart geführte Diskussion ist der momentan nicht genehmigte Ludwigshafener Haushalt. Aufgrund dieser Situation können Förderungen und Zuschüsse an Vereine zum jetzigen Zeitpunkt nicht ausgeschüttet werden - und zwar so lange, bis der Ludwigshafener Etat von der Aufsichts- und Dienstleistungsdirektion, einer Behörde des Landes Rheinland-Pfalz mit Sitz in Trier, genehmigt ist.

Unmut über Technik aus Karlsruhe

Rainer Metz, Fraktionsvorsitzender der Freien Wähler Gruppe (FWG), sieht das Festival grundsätzlich positiv, betont aber eben jenen finanziellen Aspekt: „Die Höhe der Förderung sollte überprüft werden“, fordert er. So lange die Vereine und die freie Kulturszene ihre beschlossenen und erwarteten Zuschüsse nicht erhielten, könnten die 30 000 Euro für das Festival unmöglich ausgezahlt werden. Wichtig sei überdies, dass die Veranstalter des Festivals ihre Licht-, Ton-, und Bühnentechnik zukünftig unbedingt in Ludwigshafen buchen müssten. Vergangenes Jahr hatten Firmen aus Karlsruhe den Zuschlag erhalten. Derweil kämpften Ludwigshafener Unternehmen aus der Branche ums Überleben, so Metz. Das habe für sehr, sehr viel Unmut gesorgt.

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Die Lukom solle als städtische Marketinggesellschaft zudem in die Planungen integriert werden. Als weiteren Kritikpunkt führt Metz an, dass es in Mannheim am selben Wochenende ebenfalls eine Veranstaltung in einem ähnlichen Kontext gegeben habe. Hier sollte ein gemeinsames Konzept erarbeitet werden, sagt der FWG-Mann.

Peter Uebel, Fraktionschef der CDU, geht bezüglich des Blies-Festivals weniger kritisch mit seiner Parteikollegin Cornelia Reifenberg um. Im Gegenteil: Er sei der Bürgermeisterin sehr dankbar für die positive Begleitung. Die Stadt brauche solche Veranstaltungen, die „auch weit über die Grenzen der Stadt hinaus eine Strahlkraft entwickeln“, so Uebel am Dienstag. Diese Musikrichtung werde von einer großen Zahl gerade junger Menschen als bevorzugte Musikrichtung genannt. „Die bunte Mischung zwischen Live-Produktionen und klassischen DJ-Auftritten und dem wunderbaren Ambiente auf dem Blies-Gelände konnte überzeugen“, sagt der Fraktionschef. Zur finanziellen Förderung äußert er: „Es kann in niemandes Interesse sein, im Rahmen der Deckelung freiwilliger Leistungen hier Abstriche zu machen. Insbesondere nicht bei dieser zukunftsweisenden, bereits in der ersten Auflage unter erschwerten Corona-Bedingungen, sehr erfolgreichen Veranstaltung. Man wolle kein Ranking der unterschiedlichen kulturellen Events. Sparmaßnahmen im Bereich der freiwilligen Leistungen lehne die CDU aufgrund der gesellschaftlich notwendigen und identitätsstiftenden Ziele ab.

Die Veranstalter

  • Die Projektgruppe Blies ist nach eigenen Angaben ein deutschlandweit tätiges freies Kreativkollektiv bestehend aus Produzenten, DJs, Künstlern, Designern, Fotografen, Architekten und Wissenschaftlern. Sie interessieren sich demnach für durchdachte, ästhetische und disziplinübergreifende Erlebniskonzepte.
  • Das Blies-Festival solle Brückenbauer zwischen verschiedenen Stil-Prägungen der elektronischen Musik sein und einen Beitrag zum kulturellen Austausch und zur gegenseitigen Inspiration im Bereich von Musik und Kunst sein.
  • Man sei nicht profitorientiert, sondern stehe für einen niederschwelligen Zugang zu elektronischer Musik.

Irritationen und Misstrauen

Etwa 1700 jungen Menschen waren im September 2021 beim Blies-Festival, darunter etwas mehr als 300 Raver aus Ludwigshafen. Kritische Stimmen hatte es gegeben, weil die lokale Szene nicht eingebunden war. Und dann war da noch die anfangs ungeklärte Rolle des Sohnes von Kulturdezernentin Reifenberg, der in der Techno-Szene unterwegs ist und Mitgesellschafter eines Frankfurter Musiklabels namens Hardworksoftdrink. Über das Konto dieses Labels liefen auch Zahlungen für das Blies-Festival. Das sorgte für Irritationen und Misstrauen.

Redaktion Reporter in der Metropolregion Rhein-Neckar

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