Ludwigshafen. Die Immobiliengesellschaft GAG schreibt weiterhin schwarze Zahlen. Ob das auch im nächsten Jahr so bleiben wird, steht freilich in den Sternen: „Es sieht düster aus”, warnte Vorstand Wolfgang van Vliet in der Hauptversammlung am Donnerstag. „Einfach wird es jedenfalls nicht.“ Schuld daran seien vor allem äußere Faktoren, auf die man keinen Einfluss habe.
„Seit Jahren schlittern wir von einer Krise zur nächsten”, erklärte OB und Aufsichtsratsvorsitzende Jutta Steinruck. „Erst war es Corona, dann das Ahrtal, dessen Wiederaufbau Baustoffe und Handwerker bindet, und jetzt der Ukraine-Krieg.” Das werden früher oder später auch die Mieter zu spüren bekommen. Zwar sei die Kaltmiete seit Jahren stabil - die GAG verlangt im Schnitt 5,93 Euro pro Quadratmeter; stadtweit sind es 6,90 Euro. Steigende Energiekosten werde man aber ebenso weitergeben müssen wie den Preis für CO2-Emmissionen. Bisher, so van Vliet, habe man die Nebenkosten nur moderat angepasst.
Auf Eis gelegt sind vorläufig auch Neubauprojekte wie in der Neuwiesenstraße (Friesenheim), östlichen Eichenstraße (Gartenstadt), Semmelweis-/Ludwig-Guttmannstraße (Oggersheim), das Kopernikusquartier („Verkehrsohr”, West), Gemeinschaftshaus Pfingstweide und Wörthstraße (Ragwerk und Wohnen, Mitte). Zwar sei der Bedarf vor allem nach günstigem Wohnraum enorm hoch - „wir haben Wohnungs- und Bauplatznot in allen Preissegmenten”, so van Vliet. Doch sei es schlichtweg unmöglich, Baukosten seriös zu kalkulieren. „Weder Banken noch Generalunternehmer lassen sich hier auf finanzielle Risiken ein, und wir erst recht nicht”, so der GAG-Chef. Stattdessen versuche man, weiter im Bestand zu modernisieren.
Personal fehlt auch hier
Insgesamt erwirtschaftete die GAG im Geschäftsjahr 2021 einen Jahresüberschuss in Höhe von zwei Millionen Euro mit einem Bilanzgewinn von 0,9 Millionen Euro. Der soll den Gewinnrücklagen zugeführt werden, so der einstimmige Beschluss der vertretenen Anteilseigner. Die Personalkosten haben sich insgesamt von 17,8 auf 15,9 Millionen Euro reduziert - „leider“, so van Vliet, dann der Grund dafür sei Peronalmangel; gerade im technischen Bereich sei der Markt geradezu leergefegt. Der Wohnungsbestand bleibt mit einem leichten Zuwachs auf 12 831 Einheiten relativ stabil. Die Investitionen betrugen 2021 insgesamt rund 69 Millionen Euro.
Fertiggestellt wurden im vergangen Jahr drei Neubauprojekte mit insgesamt 132 Wohnungen, die heute vollständig vermietet sind: im Ligustergang (20 Mio. Euro Baukosten), in der Hochfeldstraße und in der Deichstraße (je sieben Mio.). Zwei Neubauten wurden hierbei mit öffentlicher Förderung realisiert.
Weitere Bauprojekte sind derzeit noch in der Ausführung, durch die neuer Wohnraum entstehen wird: in der Benckiser-/Heinigstraße (17 Wohnungen und Gewerbeflächen, unter anderem für die angrenzende Kita), Bismarckstraße (22 Wohnungen und Gewerbefläche), Adolf-Diesterweg-Straße (84 Wohnungen), Flurstraße (88 Wohnungen) sowie das Ärztehaus in der Leininger Straße (vier Wohnungen, zwei Arztpraxen und Sanitätshaus und Hörgeräteakustiker). Das Gebiet Oppau Nord befindet sich am Anfang der Modernisierungsphase. Im Finkennest in Friesenheim wurde 2021 bereits mit dem dritten Bauabschnitt begonnen, so van Vliet weiter.
Der Erfurter Ring in Ruchheim mit geplanten 146 Wohnungen ist in der Bauvorbereitung. Hier werde die Politik über kurz oder lang Farbe bekennen müssen, meint OB Jutta Steinruck im Hinblick auf aktuelle Diskussionen. Wer neuen, bezahlbaren Wohnraum schaffen wolle, müsse dafür auch geradestehen und entsprechende Beschlüsse mittragen.
Azubikampagne gestartet
Im Hinblick auf den Fachkräftemangel und den demographischen Wandel hat die GAG im Jahr 2021 eine Azubikampagne gestartet und diese durch eine Personalkampagne in diesem Jahr erweitert. Auch hier werde es immer schwieriger, qualifizierte junge Leute zu finden. „Einen Zulauf wie früher haben wir nicht mehr; wir müssen offensiv werben“, so der GAG-Chef.
Zum Juni 2021 gab es zudem eine Veränderung bei der Zuordnung der technischen Fachbereiche. Durch die verstärkte Neubautätigkeit und immer komplexere Anforderungen an Modernisierungsmaßnahmen wurden die Fachbereiche nach den funktionalen Aufgaben Planen und Bauen sowie technisches Bestandsmanagement neu gegliedert.
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