Ludwigshafen. 22 Kleingartenanlagen in Deutschland haben sich gemeinsam mit ihren Kommunen für das Finale im Bundeswettbewerb „Gärten im Städtebau“ qualifiziert, Ludwigshafen und der Kleingartenverein der Siedlergemeinschaft BASF-Notwende ist einer davon.
Und so macht die Jury auf ihrer zweiwöchigen Reise durch die ausgewählten Kleingärten an diesem schwülwarmen Mittwoch in Oggersheim Halt, um sich in einem rund zweistündigen Rundgang von der Preiswürdigkeit der Anlage zu überzeugen. Auch Ludwigshafens Oberbürgermeisterin Jutta Steinruck hat für den Termin einen Platz in ihrem dichten Kalender eingeräumt. Es klingt zwar etwas wie Selbstverteidigung, wenn die SPD-Politikerin zur Begrüßung sagt, dass Ludwigshafen doch mehr sei als BASF und Innenstadt – hier draußen an der Stadtgrenze trifft es aber den Kern.
Ja, Ludwigshafen ist grün, und die 87 Pächter der Kleingartenanlage sorgen dafür, dass alles noch viel grüner ist. Zum Beispiel Josef und Laba Uhrick. Seit 2005 gehört ihnen eine Parzelle, und stolz präsentieren sie Steinruck und der Jury ihre gärtnerischen Errungenschaften. Weiße Hortensien blühen in voller Pracht, dazwischen Stachelbeeren, Himbeeren, Johannisbeeren, Bohnen, Tomaten, ein ganzer Gemüseladen steht dort. „Was wir nicht essen, machen wir ein“, sagt Laba Uhrick. Auch bei Muhidin und Fatima Pirgic, die seit 1991 in der Notwende einen Platz haben, ist der grüne Daumen unübersehbar. „Wir spritzen nicht“, sagt Muhidin Pirgic. Aber wässern sei wichtig. „Einmal am Tag, morgens um vier.“ Er und seine Frau seien inzwischen in Rente, da verbringen sie mehr oder weniger den ganzen Tag im Garten. Wie sie denn den Knoblauch so gut hinbekämen, will der Leiter der Jury, Thomas Kleinworth, wissen. „Im September pflanzen“, erklären die Pirgics.
Deutsche Kleingärten
- In Deutschland gibt es fast eine Million Kleingärtnerinnen und Kleingärtner.
- Fünf Millionen Menschen nutzen einen Kleingarten (Familie und Freunde).
- Die Gesamtfläche deutscher Kleingärten liegt bei 44.000 Hektar.
- Alle vier Jahre veranstaltet der Bundesverband Deutscher Gartenfreunde den Wettbewerb „Gärten im Städtebau“; mit dabei sind diesmal neben Ludwigshafen Wiesbaden, Karlsruhe, Kelkheim im Taunus.
- Ludwigshafen verfügt über 13 Kleingartenanlagen.
Ernteglück mitentscheidend
Ob der Rasen akkurat geschnitten ist, alles sauber und ordentlich aussieht, ist für die Bewertung beim Wettbewerb nicht entscheidend. Vielmehr wollen die Jury-Mitglieder neben der Erfüllung des Mottos „Stadtgrün trifft Ernteglück“ sehen, wie engagiert die Kleingartengemeinschaft ist, ob bei Projekten auch das nähere Umfeld einbezogen wird und wie die kleingärtnerischen Strategien der Zukunft aussehen.
Beim ehrenamtlichen Engagement räumt Mirko Bock, Zweiter Vorsitzender der Siedlergemeinschaft, ein, dass es darum schon besser bestellt gewesen sei, man viele Jahre versäumt habe, für Nachwuchs zu sorgen. „Aber da sind wir wieder auf einem guten Weg.“ Dafür überlässt die Siedlergemeinschaft dem Ökumenischen Gemeinschaftswerk Pfalz eine Parzelle, die von Menschen mit Behinderung genutzt und gepflegt wird.
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Ganz grundsätzlich dient der Bundeswettbewerb, den der Bundesverband Deutscher Gartenfreunde alle vier Jahre gemeinsam mit dem Bundesbauministerium auslobt, dazu, die Bedeutung von Kleingärten als Inseln der Erholung im urbanen Raum sowie Orte für gemeinschaftliche Arbeit herauszuheben. Nirgendwo sonst gibt es überdies ein Stück Land mitten in der Stadt billiger zu haben – die Kosten für ein 300 Quadratmeter großes Gärtchen in der Notwende liegen zwischen 200 bis 300 Euro jährlich. Entsprechend hoch ist die Nachfrage: Auf neun freie Flächen im Jahr kommen im Schnitt 50 Bewerber.
Wer Gold, Silber und Bronze erhält, wird sich bei der Preisverleihung am 19. November in Berlin herausstellen. Bevor Jutta Steinruck sich in den Sportausschuss verabschiedet, erhält sie bereits eine Einladung. Denn gewonnen haben am Ende alle, die in das Finale aufgenommen wurden. Wobei für Steinruck klar ist: „Wenn Sie einen ersten Sieger suchen – Sie sind gerade da.“
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