Ludwigshafen. Es war eine Idee, die aufhorchen ließ und die Charme hatte: Das altehrwürdige Südweststadion in Ludwigshafen könnte Deutschlands erstes Solarstadion werden. Eingebracht hatte den Vorschlag die SPD in einer Sitzung des Bau- und Grundstücksausschusses im November 2023. Jetzt ist klar: Es wird bei einer charmanten Idee bleiben. Und das Südweststadion wird wohl weiterhin weitgehend vor sich hin rotten.
Die Technischen Werke Ludwigshafen (TWL) haben gemeinsam mit der Stadt eine Machbarkeitsstudie aufgelegt, die das Potenzial eines Solarparks in der Sportanlage ermitteln sollte, die einst zu den Top-Stadien in der Bundesrepublik zählte. Das Ergebnis der Untersuchung fällt jedoch relativ eindeutig aus - und ernüchternd. „Aufgrund der vielen Unwägbarkeiten raten sowohl TWL als auch Stadtverwaltung von einer Einrichtung einer Photovoltaik-Anlage ab. Wir schätzen das PV-Potenzial des Südweststadions im Vergleich zu anderen städtischen Liegenschaften als gering ein“, hieß es in einer Stellungnahme, die dem Bau- und Grundstücksausschuss vorgelegt wurde.
Fußballfeld hätte Potenzial für Photovoltaik-Anlagen
Die Machbarkeitsstudie habe gezeigt, dass weder die Stehränge der Tribünen noch die Abgangsbereiche solartechnisch erschlossen werden können. Erstere wegen der „ungewissen Bodenzusammensetzung“, letztere wegen Verkehrs-, Flucht- und Rettungswege in diesem Bereich. Größeres Potenzial ergab die Untersuchung für das Fußballfeld, das aber natürlich wegen seiner Nutzung durch Sportvereine nicht infrage kommt.
Daneben sei das Haupttribünendach für eine PV-Anlage als „prinzipiell geeignet“ eingestuft worden, dabei sei die Statik jedoch noch nicht berücksichtigt. Mit Blick auf die Wirtschaftlichkeit lohnt sich das nach Einschätzung von TWL und Stadt aber auch nicht, da das Dach eine ungünstige Neigung aufweise. Es sei also grundsätzlich mit einem geringeren PV-Ertrag zu rechnen. Und auch ein zweiter Faktor, der bei der Beurteilung geeigneter Flächen für Sonnenenergie eine Rolle spielt, nämlich die Stromnutzung vor Ort, sei beim Südweststadion kaum gegeben. Mit Blick auf den zu erwartenden Jahresertrag und die Höhe der Investitionskosten sei eine PV-Anlage im Südweststadion laut Studie nicht wirtschaftlich zu betreiben.
Bei der Errichtung von Solarmodulen will sich die Stadt nun auf andere Projekte konzentrieren. Gemeinsam mit den TWL werden bis Sommer 2026 insgesamt 22 Photovoltaik-Anlagen im Stadtgebiet errichtet, die über das Kommunale Investitionsprogramm Klimaschutz und Innovation mit einer Summe von 3,5 Millionen Euro gefördert werden. Der Startschuss für den Ausbau fiel Ende Juli an der Anne-Frank-Realschule und der Albert-Schweizer-Schule. Diese Anlagen sollen laut Stadt bis zum Ende des dritten Quartals 2024 in Betrieb gehen. Auch weitere Schulen, Sporthallen, Kindertagesstätten und Kindergärten sollen profitieren.
Südweststadion: Jährlich 800 Megawattstunden pro PV-Anlage
Mit den neuen Anlagen sind die Einrichtungen in der Lage, ihren eigenen grünen Strom von jährlich mehr als 800 Megawattstunden zu erzeugen. Dies sei ein wichtiger Beitrag auf dem Weg zur Klimaneutralität, so die Stadt. Auch das Südweststadion hätte von dieser Landesförderung profitieren können. Das Ergebnis der Studie hat diese Hoffnungen auf ein bundesweites Modellprojekt aber nun zerschlagen.
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