Ludwigshafen. Tortenschachtel, Rathaus-Center, Ebert-Halle, Südweststadion - es gab und gibt in Ludwigshafen Orte, die aus der Zeit gefallen zu sein scheinen. Trennen will man sich von diesen Stätten jeweils nur sehr ungern - und doch taucht in regelmäßigen Abständen die Frage auf: Wie nützlich und wie funktionell sind diese Bauwerke eigentlich noch, auf die mit solch großer Nostalgie geblickt wird?
Welchen Zweck erfüllen sie. Das jüngste Beispiel betrifft einmal mehr das Südweststadion: Oberbürgermeisterin Jutta Steinruck (SPD) hatte in der jüngsten Sitzung des Stadtrats eine Liste vorlegen lassen, auf der recht lose Vorschläge für den Standort einer womöglich eines Tages notwendigen Mehrzweckhalle geschrieben standen.
Alleine die schiere Existenz der Liste sorgte bei Christoph Heller (CDU, Ortsvorsteher im dortigen Stadtteil Südliche Innenstadt), der sich mit Steinruck trotz unterschiedlicher Parteizugehörigkeiten gut verständigen kann, offenbar für etwas Blutdruck. Einmal mehr stand „sein“ Stadion drauf. Und obwohl man sich schnell darauf vereinbarte, diesen Standort sozusagen a priori nicht in Betracht kommen zu lassen, gab es kurzen Redebedarf. Heller bat in seiner typischen Art darum, das auf Kriegstrümmern errichtete Stadion aus sämtlichen Gedankengängen an einen eventuellen Abriss zugunsten einer neuen Mehrzweckhalle zu verbannen.
Bis 1989 Heimspielstätte des SV Waldhof
Immer wieder wecke auch das Stadionvorgelände Begehrlichkeiten, so Heller. Er verwies aber darauf, dass diese Fläche über 32 000 Einwohner versorge. Es sei der einzige Bereich, der den Bürgern beispielsweise eine sportliche Betätigung ermögliche, ohne dafür in einem Verein angemeldet zu sein. Dort träfen sich die unterschiedlichsten Menschen an den Wochenenden. Sechs bis acht Vereine seien dort zudem aktiv. Diese Fläche zugunsten einer Mehrzweckhalle zu opfern, halte er für falsch. Für diverse Probleme sorgte in der Vergangenheit andererseits immer wieder der Bedarf an Sanierungsarbeiten rund um das Stadion, das nach dem Zweiten Weltkrieg ab 1949 wieder aufgebaut wurde. 2018 wurde mit einem Aufwand von 700 000 Euro die Laufbahn saniert. Investitionen in eine Ruine unkte manche. Ein Mieter oder ein Investor ließ sich bisher nicht auftreiben.
Wie bei der Eberthalle, so schwingt auch am Südweststadion ein Stück Nostalgie mit. Mehr als 40 000 Menschen fanden einst Platz. Michael Jackson, Elton John, Bruce Springsteen und Metallica spielten im Stadion - und zwischen 1983 und 1989 trug der SV Waldhof Mannheim in Ermangelung eines eigenen Stadions hier Fußball-Bundesligaspiele aus. Inzwischen sind die Stehtribünen in beiden Kurven wegen Baufälligkeit gesperrt. Der Schwerpunkt der Stadionnutzung liegt auf dem Sektor der Leichtathletik. „Es ist die einzige Sportstätte, die normgerecht gebaut worden ist“, stellt Jutta Steinruck auf Nachfrage dieser Redaktion fest. 2022 sollen hier die Süddeutschen Meisterschaften für Männer, Frauen und der U18 stattfinden.
Arminia Ludwigshafen spielt im Südwest-Stadion
Aktuell trägt der FC Arminia Ludwigshafen im Stadion einen Teil seiner Oberliga-Heimspiele aus. Das Fassungsvermögen für Zuschauer liegt bei etwa 6 400 Personen. Das Südwest-Stadion sei somit als Trainings- und Wettkampfstätte für unsere Stadt unverzichtbar, sagt Steinruck, die auch ahnt, dass sie den Ludwigshafenern nach Tortenschachtel und Rathaus-Center keine weitere traditionsreiche Stätte nehmen kann. Vielmehr hofft sie auf einen Förderverein zugunsten des Stadions.
Ungelöst bleibt bis auf Weiteres damit aber das Problem zu weniger Flächen, auf denen sich in Ludwigshafen neue Dinge entwickeln können. „Sehr überschaubar“, sagt Heller, der trotzdem dabei bleibt: „Finger weg vom Südweststadion.“
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