Geschichte

Tonnenschwerer Mini-Bunker in Ludwigshafen ausgegraben

Spektakuläre Aktion: Eine sogenannte Splitterschutzzelle aus der Zeit des Zweiten Weltkriegs ist in Ludwigshafen gesichert worden. Wo das Stück Stadtgeschichte künftig zu finden ist.

Von 
Julian Eistetter
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Der neun Tonnen schwere Einmannbunker wurde in Rheingönheim auf einen Lkw des Technischen Hilfswerks Ludwigshafen geladen. © THW Ludwigshafen

Ludwigshafen. Die runde Betonsäule mit dem kegelförmigen Dach erinnert äußerlich an eine überdimensionierte Patrone. An einer Seite ist eine relativ schmale Öffnung in die massive Wand geschnitten. Im Falle eines Luftangriffs konnte hier ein Mensch hineinschlüpfen und sich vor umherfliegenden Splittern und Trümmerteilen in Sicherheit bringen. Für mehrere Schutzsuchende war diese Art von Mini-Bunker tatsächlich nicht ausgelegt, meist waren sie für ganz bestimmte Personen vorgesehen, wie Historiker Klaus-Jürgen Becker berichtet. In Ludwigshafen ist ein solches Relikt vergangener Tage jetzt erfolgreich ausgegraben und umgesiedelt worden.

Solche Splitterschutzzellen standen auf vielen Industrieflächen in Ludwigshafen

Die Splitterschutzzelle, wie der kleine Bunker offiziell heißt, stand in Rheingönheim im Bereich der Deponie. Gemeinsam haben das Technische Hilfswerk (THW) Ludwigshafen und der Arbeitskreis Bunkermuseum sie am Wochenende aus der Erde geholt und in die Valentin-Bauer-Straße gebracht. Der dortige Hochbunker wird seit diesem Sommer als Bunkermuseum genutzt, das Fundstück aus Rheingönheim wird dort künftig der Öffentlichkeit präsentiert.

„Es gab sehr viele solcher Splitterschutzzellen in Ludwigshafen“, berichtet Bunker-Experte Becker im Gespräch mit dieser Redaktion. Die meisten davon hätten sich auf den Werksgeländen großer Industrieunternehmen oder etwa im Hafen befunden. „Wir gehen davon aus, dass diese hier der Firma Giulini zuzuordnen ist, die sich in der Nähe befindet“, sagt Becker. „Diese Zellen haben eine klare Funktion erfüllt, sie boten Erstschutz für bestimmte Menschen in diesem Bereich, etwa einen zuständigen Feuerwehrmann“, erklärt der Historiker.

Das Fundament des kleinen Bunkers in Rheingönheim musste mit Spaten freigelegt werden. © THW Ludwigshafen

Um den Einmannbunker an seinen Bestimmungsort zu bringen, war schweres Gerät erforderlich, wie das THW mitteilt. „Für die Helfenden war es eine Herausforderung in vielfacher Hinsicht, denn der Bunker war tief im Erdreich und niemand konnte ganz genau sagen, wie groß das Fundament sein würde, welches zunächst noch mittels Schaufeln freigelegt werden musste“, heißt es in einem Beitrag auf der Facebookseite der Ortsgruppe.

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Erfahrenes Kranteam des THW bringt den kleinen Bunker ohne Zwischenfall an seinen Bestimmungsort

Dass die neun Tonnen schwere Splitterschutzzelle letztlich „heil und an einem Stück“ in der Valentin-Bauer-Straße ankam, sei der Erfahrung des Kranteams zu verdanken. Denn es habe keine geprüften Anschlagspunkte für den Kran gegeben und der kleine Bunker habe so manche „Blessur aus vergangenen Jahrzehnten“ davongetragen.

Die Splitterschutzzelle an ihrem Bestimmungsort vor dem Ludwigshafener Bunkermuseum. © THW Ludwigshafen

In der Valentin-Bauer-Straße wurde die Splitterzelle senkrecht auf eine kleine Erdfläche vor dem Bunkermuseum gestellt. „Wir sind alle gespannt, was der Bunkerverein noch mit dem neuen Ausstellungsstück vor den Toren des eigenen Museums in der Valentin-Bauer-Straße vor hat“, schreiben die Helfer des THW weiter.

Warum die Splitterschutzzelle vor dem Bunkermuseum Ludwigshafen mit einem Zaun gesichert wird

Zugänglich gemacht wird er für Besucher jedenfalls nicht, sagt Becker dazu. „Wir werden den Einmannbunker sicher mit einem Bauzaun verschließen. In der Nähe gibt es eine Bushaltestelle und wir wollen keine ungebetenen Gäste darin“, so der Historiker und Mitbegründer des Arbeitskreises Bunkermuseum. Anschauen können neugierige Betrachter das Relikt aus Kriegszeiten aber allemal. „Er wird auf jeden Fall vor dem Bunkermuseum stehen bleiben.“ Die meisten deutschen Bunkermuseen hätten ein solches Ausstellungsstück im Eingangsbereich. „Wir jetzt auch“, freut er sich.

Redaktion Reporter Region, Teamleiter Neckar-Bergstraße und Ausbildungsredakteur

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