Ludwigshafen. Ludwigshafen. In diesen Tagen beginnt im Oggersheimer Siedlungsgebiet Melm der Kampf gegen die Asiatische Tigermücke. 2019 wurde dort durch einen Anwohner erstmals einer der aggressiven Blutsauger gemeldet. Schnell stellte sich heraus, dass sich in dem Neubaugebiet eine ganze Population der „Aedes albopictus“, so der wissenschaftliche Name des Plagegeistes, angesiedelt hatte. Mehr als 70 Hektar war das Verbreitungsgebiet in Spitzenzeiten im Jahr 2020 groß, berichtete Artur Jöst am Mittwoch im Ludwigshafener Umweltausschuss. Dort blickte der Diplombiologe, der bei der Kommunalen Aktionsgemeinschaft zur Bekämpfung der Schnakenplage (KABS) für die Tigermücke zuständig ist, auf die vergangenen Jahre zurück und informierte über das geplante Vorgehen in diesem Jahr.
„Wir wollen das Fallenmonitoring in der Melm erheblich ausbauen“, kündigte Jöst an. 180 stationäre Fallen sollen in dem Gebiet von April bis Oktober installiert werden. Hinzu kommen zehn mobile Fallen, die je nach Bedarf eingesetzt werden können. Wie im vergangenen Jahr werden in der Melm wieder zwölf Mitarbeiter der KABS unterwegs sein, um die Bekämpfung vor Ort mit dem biologischen Mittel B.t.i vorzunehmen. Dabei handelt es sich um den Eiweißkristall aus dem sporenbildenden Bakterium Bacillus thuringiensis israelensis. Es wird in die Brutstätten der Tigermücke gegeben - etwa Regentonnen, Rinnen, Eimer oder hohle Zaunpfähle mit Wasseransammlung -, und wirkt hochselektiv. Das bedeutet, es ist nur für die Larven weniger Mückenarten tödlich, für andere Tiere, Amphibien oder Menschen aber unschädlich.
Aggressive Stechmücke
- Die Asiatische Tigermücke (Aedes albopictus) ist etwa so groß wie eine Rheinschnake. Auffällig sind die silbrig-weißen Längsstreifen am Körper und das weiße letzte Fußglied.
- Größere Populationen traten in den vergangenen Jahren auch in Heidelberg und Freiburg auf.
- Die Asiatische Tigermücke lebte ursprünglich in den süd- und südostasiatischen Tropen sowie in den Subtropen. Sie gilt als Überträger von 22 Virenarten – Corona nicht.
- Die Kommunale Aktionsgemeinschaft zur Bekämpfung der Schnakenplage (KABS) bittet Bürger, die verdächtige Mücken sehen, um Info. Fotos können per E-Mail an tigermuecke@kabsev.de geschickt werden.
Drei Zonen
Geplant ist in diesem Jahr eine Bekämpfung in drei Zonen. „Dabei passen wir die Intensität unserer Maßnahmen an die tatsächliche Situation an“, sagte Jöst. Ein knapp 49 Hektar großes Areal im Osten der Melm mit den größten Vorkommen werde im Zeitraum von April bis Anfang Oktober im Rhythmus von zwei bis drei Wochen aufgesucht, um den Wirkstoff B.t.i. auszubringen. Dort seien zwölf Bekämpfungsrunden geplant. Daneben gibt es noch eine Nachbekämpfungszone, die sich wie ein schmaler Streifen vom Norden bis zum Süden des Wohngebiets zieht und knapp 14 Hektar umfasst, sowie die Abschlusszone, die östlich des Streifens liegt und etwa 11,5 Hektar groß ist.
„Bei der Nachbekämpfungszone handelt es sich um einen Bereich, in dem 2021 nur geringe Populationsdichten ausgemacht wurden“, so Jöst. Dort seien nur noch fünf Bekämpfungsrunden geplant. In der Abschlusszone gab es 2021 keinerlei Nachweise der Tigermücke. Entsprechend ist die Bekämpfungsintensität dort am geringsten.
Voraussetzung für eine erfolgreiche Auslöschung der Population ist nach Angaben des Diplombiologen, dass die Mitarbeiter der KABS Zutritt zu allen Grundstücken erhalten. Und da habe es im vergangenen Jahr in der Melm deutlich gehapert. „Anfang Juli konnten acht Prozent der Anwesen nicht betreten werden. Die zweite Generation der Tigermücken war da bereits ausgeflogen“, sagte Jöst. Umso ärgerlicher sei das, da schon wenige ausgelassene Brutstätten das Ergebnis deutlich beeinträchtigen können.
Positive Bilanz
Als Grund für die hohe Verweigerungsrate führte Jöst die späte Übergabe der Zuständigkeit für das Gebiet an die KABS an. 2020 hatte nämlich noch die Gesellschaft zur Förderung der Stechmückenbekämpfung (GFS), eine Tochter der KABS, das Wohngebiet betreut - mit mäßigem Erfolg. So sei wenig Zeit geblieben, etwaige Zugangsprobleme mit Anwohnern zu klären. Daneben seien die Terminabsprachen für viele Betroffene lästig, einigen sei es unangenehm, wenn der Garten nur durch das Haus erreichbar sei und die Mitarbeiter dieses betreten müssen.
Dennoch fällt Jösts Bilanz des vergangenen Jahres positiv aus. So habe sich die flächige Verteilung der Blutsauger deutlich reduziert. In nur 17,5 Prozent der Fallen seien Tigermücken nachgewiesen worden. Unter der GFS im Vorjahr waren es noch 60 Prozent. Und auch eine Ausbreitung der Population in den Randbereichen sei verhindert worden. Ein Ziel, mit dem die KABS auch in dieser Saison wieder angetreten ist.
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