Drei neue Asyl-Standorte mit insgesamt rund 700 Plätzen plant die Stadt Ludwigshafen wegen der starken Zuweisung von Asylbewerbern und Unterbringung von weiteren Ukraine-Flüchtlingen. Einer davon entsteht in der Bayreuther Straße neben einem sozialen Brennpunkt. Die Fraktionen tragen das Konzept mehrheitlich mit, formulieren im Sozialausschuss aber konkrete Forderungen, um Konfliktpotenzial mit Anwohnern zu vermindern und eine Neiddebatte zu vermeiden.
Zusagen einhalten
„Die Sanierung der bestehenden Häuser in der Bayreuther Straße darf nicht noch einmal verzögert werden“, verlangt CDU-Fraktionschef Peter Uebel. Eine ähnliche Situation wie vor Jahren bei einem anderen sozialen Brennpunkt in Mundenheim-West, die von Rechtspopulisten ausgenutzt worden sei, dürfe sich nicht wiederholen. Als dort mehrere sogenannte Punkthäuser für Asylbewerber gebaut wurden, beklagten Anwohner eine Untätigkeit der Verwaltung für ihre Wohnungen. Damals habe es sich nur um vier Familien gehandelt, wobei die Stadt einer Familie einen Umzug angeboten habe, erinnert Sozialdezernentin Beate Steeg (SPD).
Bei den Wohnblocks in der Bayreuther Straße werde sich die Verwaltung an ihre Zusagen halten, verspricht die Beigeordnete. Die roten Blöcke würden ab 2025 abgerissen und neu gebaut, zudem würden die weißen Wohnblöcke saniert. „Wir werden darauf achten, dass keine Personengruppen gegeneinander ausgespielt oder abgehängt werden“, betont die Beigeordnete.
Auf einem städtischen Acker in der Bayreuther Straße sollen 450 Plätze in Containerbauweise für Asylbewerber und Geflüchtete errichtet und bereits ab Juni bezogen werden. Auf einem anderen Gelände an der Wollstraße, ebenfalls im Stadtteil West, will die Verwaltung bereits ab Mai 225 Plätze bezugsfertig haben. Dieser Zeitdruck ergibt sich aus der Zusage, dass der vorübergehende Asyl-Standort in der Walzmühle bis August geräumt werde. Im ehemaligen Einkaufszentrum sind derzeit 112 Menschen untergebracht. Probleme mit Anwohnern habe es bislang nicht gegeben, berichtet Ortsvorsteher Christoph Heller (CDU) von einem nicht-öffentlichen Stammtisch, zu dem auch Gewerbetreibende kamen. Die „engmaschige Betreuung“ mit Sozialarbeitern werde bei den Unterkünften in der Bayreuther Straße fortgesetzt, kündigt die Sozialdezernentin an.
Mehr Menschen aus der Ukraine
In diesem Jahr musste Ludwigshafen bereits 254 Asylbewerber und Geflüchtete unterbringen. „Es kommen wieder mehr Menschen aus der Ukraine“, so die Verwaltung. Zum Vergleich: 2023 waren es insgesamt 905 und 2022 sogar 1161. 44 Prozent sind derzeit in Gemeinschaftsunterkünften einquartiert, 56 Prozent in Wohnungen. Mittelfristig will die Verwaltung zusätzliche Plätze im Rheingönheimer Rampenweg schaffen.
„Wir sind froh, dass derzeit keine Kinder mehr in Notunterkünften untergebracht sind“, merkt Holger Scharff (SPD) an. Die Verwaltung bemühe sich um menschenwürdige Unterkünfte für die Personen. „Trotz hoher Zuweisungszahlen sind wir nicht mehr in der Defensive, sondern auf Kurs“, freut sich Uebel über das neue Unterbringungskonzept.
Kritik äußert hingegen Uwe Lieser (Grüne im Rat) und fordert mehr dezentrale Unterkünfte. „Andere Kommunen bekommen das besser hin“, so sein Eindruck. Friederike Rüd (Linke) appelliert, rechtzeitig größere städtische Gebäude zu sanieren, um langfristig gewappnet zu sein. „Wir haben nicht mehr Flächen und Wohnungen“, entgegnet die Dezernentin. „Wir kämpfen an allen Fronten. Zudem brauchen wir Wohnungen nicht nur für Geflüchtete, sondern auch für andere Gruppen“, merkt Steeg mit Verweis auf fehlende Sozialwohnungen an.
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