Ludwigshafen. Nacheinander bohren sich die überdimensionalen Spaten in das Erdreich. Als alle fünf an ihrem Bestimmungsort angekommen sind, formen sie eine Art stählerne Wanne im Untergrund unter der Säulen-Stiel-Eiche, die bis Montag mit fünf Artgenossinnen auf einem Grünstreifen entlang der stillgelegten Abfahrt von der ehemaligen Pilzhochstraße im Bereich der Heinigstraße stand. Mitsamt mehr als drei Kubikmetern Erde und dem Wurzelwerk wird der rund acht Meter hohe Baum jetzt von einer Spezialmaschine aus dem Boden geschnitten. Der Maschinenarm, an dessen Ende sich die riesige Schaufel befindet, hebt den entwurzelten Baum in die Höhe und kippt ihn in die Waagerechte. Dann fährt der Spezial-Lkw mit der Eiche davon.
Neue Wasser- und Stromleitungen
Insgesamt sechs Säulen-Stiel-Eichen sind am Montag und Dienstag von der künftigen Baustelle für das neue Ludwigshafener Polizeipräsidium am Südwestknoten in einer aufwendigen Aktion auf den Danziger Platz verpflanzt worden. Auftraggeber ist der Landesbetrieb Liegenschafts- und Baubetreuung (LBB), der für den Bau des neuen Polizeihauptquartiers verantwortlich ist. Nach Angaben von Christian Bratfisch, Landschaftsarchitekt beim LBB Landau, müssen die Bäume weichen, weil die Technischen Werke Ludwigshafen (TWL) demnächst neue Wasser- und Stromleitungen in diesem Bereich verlegen wollen. Auf einem Abschnitt der künftigen Baufläche finden bereits Kampfmittelsondierungen statt. Noch in diesem Jahr soll mit dem Ausheben der Baugrube begonnen werden.
Bratfisch selbst ist erstmals bei einer sogenannten Großbaumverpflanzung dabei. „Eine solche Maßnahme haben wir alle Jubeljahre mal“, sagt er. Entsprechend habe der LBB mit der Firma Opitz auch einen Spezialisten mit dem Auftrag betraut. In den frühen Morgenstunden haben sich vier Mitarbeiter am Montag von Heideck, einem Ort südlich von Nürnberg, auf den Weg nach Ludwigshafen gemacht. Für den Einsatz in der Chemiestadt haben sie die zweitgrößte Pflanzmaschine des Unternehmensfuhrparks mitgebracht. Die „Optimal 2500“ kann Bäume mit einem Stammumfang von bis zu 80 Zentimetern transportieren, 2,5 Meter beträgt der Durchmesser der Schaufel, 1,6 Meter ist sie tief. „Für uns ist das ein Routine-Einsatz“, sagt Opitz-Geschäftsführerin Heike Braam im Gespräch mit dieser Redaktion. Rund 1,8 Millionen Bäume hat die Firma in ganz Europa bereits umgepflanzt. Der Einsatzbereich reicht von Schweden bis nach Istanbul.
In Ludwigshafen werden die sechs Bäume vom Südwestknoten auf den rund 700 Meter entfernten Danziger Platz verpflanzt. „Es wurde ein Standort gesucht, an dem die großen Bäume dauerhaft ihre positive Klimawirkung im Innenstadtbereich entfalten können. Hierzu bietet sich der Danziger Platz gerade für die Säuleneichen an, die doch einen größeren Freibereich brauchen“, sagt eine Sprecherin der Verwaltung. Am Südwestknoten hätten die Bäume 25 Jahre lang gestanden und eine Höhe von bis zu acht Metern erreicht. Ausgewachsen könnten die Säulen-Stiel-Eichen bis zu 20 Meter hoch werden, so die Sprecherin.
Am Danziger Platz werden die Bäume in einer Reihe eingepflanzt. Das Spezialfahrzeug lässt sie in ein Loch nieder, das es zuvor mit seiner Schaufel selbst ausgehoben hat. Dieses „ausgestanzte“ Erdreich wird wiederum zum alten Standort an der Heinigstraße transportiert und in die dort beim Entnehmen der Bäume entstandenen Löcher gefüllt. „Das ist ein Hin und Her“, sagt Bratfisch, der die gesamte Aktion am Montag und Dienstag vor Ort begleitet. Die ersten vier Bäume werden am ersten Tag umgepflanzt, die übrigen beiden am zweiten.
Hohe Erfolgsquote
Die Firma Opitz verspricht eine nahezu 100-prozentige Erfolgsquote, dass sich die versetzten Bäume auch am neuen Standort gut entwickeln. Dies hängt aber ganz wesentlich mit der Nachsorge und Pflege zusammen. Zu dieser hat sich für die kommenden fünf Jahre der LBB verpflichtet. Bis Dezember werden die Aufgaben von der Ludwigshafener Firma Garten- und Landschaftsbau Guth übernommen. Die Experten sind optimistisch, dass die Bäume am neuen Standort gut gedeihen werden. Bis zu eineinhalb Jahre könne es dauern, bis die Wurzeln in das umliegende Erdreich vorgedrungen seien, sagt Bratfisch. Für diese Zeit werden die Bäume deshalb noch mit mehreren Drahtseilen fixiert, damit sie bei Stürmen nicht umkippen.
Weniger Glück als die sechs Eichen haben 25 weitere Bäume, die im Bereich der Baustelle für das Präsidium liegen. Diese werden ab diesem Donnerstag gefällt. Die Fällungen sind laut LBB mit der Stadt abgestimmt. Nach Abschluss der Bauarbeiten werden dafür 25 Bäume im Umfeld des Präsidiums neu gepflanzt.
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