Ludwigshafen. Am kommenden Montag, 18. September, soll der Ludwigshafener Stadtrat endgültig den Haken dran machen und der Verwaltung den Auftrag zum Bau der neuen Helmut-Kohl-Allee offiziell erteilen. Dann steht Abriss und Umbau der Hochstraße Nord zur ebenerdigen Stadtstraße endgültig nichts mehr im Wege. Zumindest formaljuristisch. Denn dann sind alle drei Grundvoraussetzungen geschaffen, um den Bau des größten Infrastrukturprojekts der Stadt, wenn nicht sogar der Region anzugehen.
Neben dem grünen Licht des Stadtrats liegen bereits die Förderzusage von Bund und Land sowie der Planfeststellungsbeschluss des Landesbetriebs Mobilität vor. Das sei ein „unglaublich wichtiger und erfreulicher Punkt“, freut sich Baudezernent Alexander Thewalt im Pressegespräch über diesen großen Meilenstein. Der Planfeststellungsbeschluss attestiert der Stadt, dass sie das Projekt korrekt vorbereitet hat, und gibt ihr schließlich auch das Recht, die Straße zu bauen. Am Montag gab schon mal der Bau- und Grundstücksausschuss dem Großprojekt seinen Segen.
Vier Wochen Klagefrist gegen Planfeststellungsbeschluss
Seit Montag vergangener Woche liegt der insgesamt rund 160 Seiten dicke Planfeststellungsbeschluss öffentlich aus, insgesamt 14 Tage lang. Dann läuft nochmals eine Frist von vier Wochen, innerhalb derer Gegner des Vorhabens vor Gericht klagen können. Und da geht der etwas bange Blick in Richtung Kreishaus des Rhein-Pfalz-Kreises.
- Im Jahr 2010 begann eine Sanierung der Hochstraße Nord – und wurde direkt wieder abgebrochen, weil eine Reparatur wirtschaftlich nicht mehr möglich war.
- Seit 2011 laufen Überlegungen für den Ersatz der maroden Hochstraße, inklusive intensiver Bürgerbeteiligung und Beratung externer Experten.
- 2018 beantragte die Stadt die Planfeststellung. Es folgten Anpassungen der Planung.
- Baubeginn ist für Januar 2024 geplant, die Fertigstellung für Ende 2031. bjz
Das liegt Luftlinie gerade mal rund 20 Meter von der Hochstraße Nord entfernt. Landrat Clemens Körner ist einer der Einwender, der seinen Widerstand gegen die Baumaßnahme direkt vor den Fenstern seiner Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter erklärt hat.
Allerdings erklärt der Planfeststellungsbeschluss, dass die Lärmbeeinträchtigungen für die Kreisverwaltung laut Gutachten mit der neuen Helmut-Kohl Allee deutlich sinken werden. Die Planfeststellungsbehörde sei der Stadt zu 100 Prozent gefolgt, sagt Björn Berlenbach, Chef des Ludwigshafener Tiefbauamts und Geschäftsführer der eigens gegründeten Bauprojektgesellschaft (BPG).
Mit Landrat Körner im Gespräch
Körner verfolgt, wie berichtet, eigene Ziele, will ohnehin aus dem zu klein gewordenen Kreishaus raus und in einen Neubau in Schifferstadt ziehen. Dazu müsste jedoch ein Gesetz von 1969 verändert werden, wonach der Sitz des Kreishauses in der Stadt Ludwigshafen liegen müsste. Dieser Redaktion gegenüber hatte Körner Gesprächsbereitschaft mit Land und Stadt signalisiert.
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Und Baudezernent Thewalt bestätigt: Man sei im Gespräch. Aber ob Körner in den kommenden fünf Wochen klagt und damit den Bau der Stadtstraße weiter verzögert, weiß auch Thewalt nach eigenen Angaben nicht: „Wir haben noch ein paar Tage Zeit.“
Vorarbeiten für Helmut-Kohl-Allee laufen
Unterdessen sind die Vorarbeiten für die neue Stadtstraße angelaufen, die aus drei Teilbereichen besteht. Als erster Bereich steht die Westbrücke über die Bahngleise als Anschluss an die A 650 im Fokus des Interesses. Da im Zuge von Baumaßnahmen die Sperrzeiten der Gleise mit der Bahn drei Jahre im Voraus verhandelt werden müssen, liegt hier ein besonderer Schwerpunkt.
„Wenn wir diese Sperrzeiten nicht nutzen, verfallen sie, und es gehen wieder drei Jahre ins Land“, sagt Thewalt angesichts des eng getakteten Zeitplans. Beginn der Baumaßnahmen an dieser Stelle soll Ende Januar 2024 sein. Auch aus Kostengründen will die Stadt schnell bauen, um künftige Preissteigerungen zu umgehen.
Laut Kalkulation aus dem Jahr 2021 kostet die rund zwei Kilometer lange Stadtstraße inklusive Westbrücke und Anbindung an die Kurt-Schumacher-Brücke nach Mannheim rund 528 Millionen Euro. Davon sind 467 Millionen Euro reine Baukosten und 60 Millionen Euro Planungskosten. Ein Teil der Rathaus-Abriss-Kosten, nämlich rund zehn der 70 Millionen Euro, ist hier hineingerechnet. Dies macht einen Verschwenk der Stadtstraße und einen günstigeren Bauverlauf erst möglich. Denn die Verkehrsteilnehmer werden bis dreieinhalb Jahre nach Beginn der Bauarbeiten nichts davon merken.
1000 Mauereidechsen umsiedeln
Ein große Rolle spielt natürlich auch der Umweltschutz. 900 frische Bäume sollen für eine hohe Verdunstungsrate, etliche Mulden sollen dafür sorgen, dass das Regenwasser ohne Schadstoffe versickert. Außerdem müssen rund 750 bis 1000 Mauereidechsen und zahlreiche Fledermäuse umgesiedelt werden. Rainer Ritthaler, Bereichsleiter für Umwelt und Klima, freut sich, dass zumindest durch die Bäume entlang der Stadtstraße eine neue Grünachse vom Friedenspark bis zum Rhein entstehen wird.
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