Gastronomie - In Ludwigshafen dürfen Restaurants ab diesem Mittwoch unter Auflagen öffnen / Gemischte Gefühle bei Betreibern

Sorgen bleiben trotz Neustarts groß

Von 
Julian Eistetter
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Restaurant-Betreiber Thomas Schulte-Hobein im stark ausgedünnten Gastraum der Hemshof-Kneipe „Maffenbeier“ © Thomas Tröster

Ludwigshafen. Wenn die Kultkneipe „Maffenbeier“ im Hemshof an diesem Mittwoch nach rund sechs Wochen erstmals wieder für Gäste öffnet, dann werden rund 35 Personen das Restaurant voll machen. „Das ist vielleicht ein Viertel von dem, was wir ansonsten an guten Tagen bedienen können“, sagt Betreiber Thomas „Fitschi“ Schulte-Hobein. Rund die Hälfte der 26 Tische im Biergarten habe er mit seinem Team wegräumen müssen, um die vorgeschriebenen Abstandsregelungen einhalten zu können. Auch im Innenbereich ist das Platzangebot deutlich reduziert. Den Neustart für die Gastronomie in Ludwigshafen und ganz Rheinland-Pfalz erlebt der langjährige Wirt eher pessimistisch.

„Natürlich bereiten uns die Auflagen Schwierigkeiten“, sagt er am Tag vor der Wiedereröffnung im Gespräch mit dieser Redaktion. „Wir müssen einen hohen Aufwand betreiben, die Gäste in Empfang und ihre Personalien aufnehmen. Dazu muss ein Mitarbeiter ständig an der Tür sein.“ Dabei wird der Neustart mit reduzierter Mannschaft angegangen – zu rund 50 Prozent befinde sich das Personal noch in Kurzarbeit.

Gleiches gilt für Mayers Brauhaus, wie dessen Inhaber und Geschäftsführer Markus Raschel berichtet. Auch das urige Lokal in Oggersheim wird an diesem Mittwoch nach der Zwangspause wieder öffnen – mit etwas reduzierten Betriebszeiten (11 bis 14.30 und 17 bis 22 Uhr). „Alle Gäste werden im Eingangsbereich empfangen und den Tischen zugewiesen. Sie müssen ein Kontaktformular ausfüllen“, erläutert Raschel. Auch er habe etwa zehn bis zwölf und damit fast 50 Prozent seiner Tische wegnehmen müssen. „Du trägst da quasi deinen Umsatz raus, das ist schon komisch“, sagt er.

Im Gegensatz zu Schulte-Hobein ist Raschel aber optimistisch. „Ich denke, die Leute werden kommen. Und wir wollen unsere Sache gut machen, damit sie sich sicher fühlen“, sagt der Geschäftsführer. Dass dies personalintensiv und anstrengend sei, stehe außer Frage. Um die Krise zu überbrücken, hat Raschel staatliche Soforthilfe beansprucht und ein Darlehen beantragt. „Das hat geklappt. Ohne die Hilfen wären wir untergegangen“, berichtet er.

Gereon Haumann, Präsident des Deutschen Hotel- und Gaststättenverbands (Dehoga) Rheinland-Pfalz, ist froh, dass die Branche von den Lockerungen profitiert. „Was den Zeitpunkt der Öffnung anbelangt, ist unser Bundesland ganz vorn mit dabei. Dafür haben wir sehr gekämpft“, sagt er auf Anfrage. Doch auch er weiß, dass die Umsetzung der Auflagen nicht bei jedem Gastwirt reibungslos möglich sei – allein schon aus räumlichen Gründen.

Testphase beginnt

Thomas Schulte-Hobein kennt viele Kollegen, die am Mittwoch noch nicht wieder öffnen, sondern auf weitere Lockerungen warten. Auch er ist keinesfalls überzeugt. „Aber es ist jetzt einfach wieder an der Zeit. Viele Stammgäste haben gefragt, wann es losgeht“, sagt er. Die kommenden Wochen betrachte er quasi als Testphase. „Wenn es nicht läuft, dann muss man nochmal sehen.“ An der Corona-Krise werde der Betrieb jedenfalls noch lange zu knabbern haben. „Normalerweise verdienen wir jetzt in den Frühlings- und Sommermonaten unser Geld für das ganze Jahr.“

Redaktion Reporter Region, Teamleiter Neckar-Bergstraße und Ausbildungsredakteur

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