Medizinische Versorgung

Schließung steht im Raum - bald keine Geburten mehr im Klinikum Ludwigshafen?

Rund 300 Kinder kommen im Klinikum Ludwigshafen jährlich zur Welt. Jetzt prüft das Krankenhaus, ob die Station geschlossen wird. Es gäbe dann nur noch ein Krankenhaus mit Geburtshilfe in der Stadt

Von 
Julian Eistetter
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Die Geburtshilfe des Klinikums könnte bald Geschichte sein. © Sebastian Gollnow/dpa

Ludwigshafen. Schon während der Hochphase der Corona-Pandemie wurde die Geburtshilfe im Ludwigshafener Klinikum für mehrere Monate eingestellt. Man wolle die Ressourcen bündeln, um effektiver gegen das Virus kämpfen zu können, lautete damals im November 2020 die Begründung. Im Sommer 2021 nahm die Station dann die Arbeit wieder auf. Jetzt könnte ihr aber das endgültige Aus drohen. Im Zusammenhang mit Berichten über die finanzielle Situation des Maximalversorgers machten Informationen die Runde, dass die Geburtshilfe dauerhaft geschlossen werden könnte.

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Unter anderem die Stadtratsfraktion Bürger für Ludwigshafen kritisierte diesen möglichen Schritt. „Die Geburtshilfe des Klinikums hat sehr viel Erfahrung mit Schwangerenbetreuung und bietet bei Bedarf auch Wassergeburten und Kaiserschnitte an. Fachärzte, Hebammen, Fachpflegepersonal und Kinderkrankenschwestern sind ein eingespieltes Team und leisten hervorragende Arbeit“, betont Fraktionsgeschäftsführer Timo Weber in einer Mitteilung. „Es ist ein Armutszeugnis, wenn in einer Großstadt wie Ludwigshafen überlegt wird, aus finanziellen Gründen eine so grundlegende Leistung wie die Geburtshilfe zu streichen“, erklärt er.

Kleinste Geburtshilfe der Region

In einer Stellungnahme positioniert sich das Klinikum wie folgt: „Mit um die 300 Geburten pro Jahr ist die Geburtshilfe des Klinikums die mit Abstand kleinste in der Region. Eine angeschlossene Kinderklinik gibt es nicht. Sich Gedanken zu machen über eine sinnvolle Strukturierung der Versorgungsangebote ist natürlich Aufgabe eines jeden Krankenhauses, ganz besonders aber die des Maximalversorgers der Region.“ Die geburtshilfliche Versorgung bilde da keine Ausnahme. „Die Zusammenarbeit der Krankenhäuser in der Region ist mit Blick auf eine Stärkung der Qualität mehr als sinnvoll“, betont eine Sprecherin. Dies habe jüngst auch die Zusammenführung der Thoraxchirurgie unter dem Dach des Klinikums gezeigt.

Da die Schwerpunkte des Klinikums in anderen Bereichen liegen, werde derzeit eine Zusammenführung der geburtshilflichen Versorgung in Ludwigshafen unter dem Dach des St. Marienkrankenhauses geprüft. Dieses leiste ein Vielfaches der Geburtenzahlen des Klinikums und verfüge über ein hochkompetentes Perinatalzentrum, so die Sprecherin. Eine abschließende Entscheidung sei in dieser Sache jedoch noch nicht getroffen worden, betont sie. „Allgemein kann man für das Gesundheitssystem aber festhalten, dass die Zusammenführung von Disziplinen in die Hand der Klinik mit der meisten Erfahrung sehr sinnhaft und begrüßenswert ist und sich im Interesse der Patienten hoffentlich durchsetzen wird.“

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Sollte es tatsächlich soweit kommen, dass die Geburtshilfe des Klinikums geschlossen wird, stünde das St. Marienkrankenhaus bereit. Das teilt Jürgen Will, Leiter Verwaltungsmanagement und Prokurist, auf Anfrage mit. „Wir haben schon während der Pandemie gezeigt, dass wir die zusätzlichen Geburten übernehmen können“, sagt er. Der Ball liege nun aber erstmal beim Klinikum. Im St. Marienkrankenhaus kommen bislang jährlich zwischen 1600 und 1850 Kinder zur Welt. Es wäre dann das einzige Krankenhaus in der Stadt mit einer Geburtshilfe.

Redaktion Reporter Region, Teamleiter Neckar-Bergstraße und Ausbildungsredakteur

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