Ludwigshafen. Ludwigshafen bekommt seine Stichwahl. Bei der OB-Wahl am Sonntag setzten sich Klaus Blettner (CDU) und Jens Peter Gotter (SPD) erwartungsgemäß gegen Michaela Schneider-Wettstein (Volt) und Martin Wegner (parteilos) durch. Für schlechte Stimmung sorgte aber allenthalben die geringe Wahlbeteiligung.
Nur 29,3 Prozent der Wahlberechtigten gaben ihre Stimme ab, nicht einmal jeder Dritte. Zum Vergleich: In Koblenz und Frankfurt (Oder), wo am Wochenende ebenfalls OB-Wahlen stattfanden, lag die Wahlbeteiligung bei 44,5 beziehungsweise 53,4 Prozent.
Der Hemshof steht einmal mehr als Schlusslicht da
Ludwigshafen sticht hier also deutlich negativ heraus. Dabei zeigt der Blick in die einzelnen Stadtteile, dass es über das Stadtgebiet große Unterschiede in Sachen Wahlbeteiligung gibt. Besonders schlecht fällt diese im Bezirk Nord-Hemshof aus. Nur 1335 von 9726 Wahlberechtigten und somit 13,7 Prozent machten ihr hier Kreuz. Schon in der Vergangenheit war der migrantisch geprägte Hemshof, der mit einer hohen Kriminalitätsrate, Vermüllung und dem Aufeinandertreffen vieler Kulturen zu kämpfen hat, in dieser Disziplin regelmäßig Schlusslicht.
Nur wenig besser war die Wahlbeteiligung am Sonntag in West (14,2 Prozent) und Mitte (14,7 Prozent). Es zeigt sich also deutlich, dass die vier Kandidaten mit ihren Inhalten gerade in den dicht besiedelten Innenstadtquartieren nur wenige Menschen erreicht haben.
In den dörflich geprägten Stadtteilen gehen noch die meisten wählen
Ein völlig anderes Bild zeigt sich dagegen in den eher dörflich geprägten Stadtteilen. In Maudach, das am Samstag noch durch eine Bluttat auf offener Straße erschüttert wurde, folgten 42,3 Prozent der wahlberechtigten Bürger dem Aufruf – Topwert in der gesamten Stadt. Es folgen Rheingönheim mit 39,3 Prozent Wahlbeteiligung und Ruchheim mit 39,1 Prozent. Auch Edigheim im Norden weist mit 37,6 Prozent noch einen ordentlichen Wert auf.
Neben einer allgemeinen Politikverdrossenheit erklären Beobachter die insgesamt schwache Beteiligung an der Wahl auch mit dem Fehlen des AfD-Kandidaten auf dem Stimmzettel. Während einige Anhänger des im Vorfeld ausgeschlossenen Joachim Paul die aus ihrer Sicht undemokratische Wahl boykottiert haben, machten viele ihre Stimmen ungültig, um ein Zeichen des Protests zu setzen.
In der Pfingstweide gibt es prozentual die meisten Protestwähler
Wirft man einen genaueren Blick auf die Zahl der ungültigen Stimmen in den einzelnen Bezirken, erkennt man auch hier Auffälligkeiten. Der Annahme folgend, dass der Großteil der ungültigen Stimmzettel auf AfD-Anhänger zurückzuführen ist, sticht die Pfingstweide als AfD-Hochburg heraus. Hier betrug der Anteil der ungültigen Stimmen 14,6 Prozent. 3949 Wahlberechtigte leben im nördlichsten Ludwigshafener Stadtteil, der Ende der 1960er Jahre auf freier Fläche als Trabantenstadt gebaut wurde. Der Ortsteil ist durch viele Hochhäuser und Sozialbauten geprägt. Die Pfingstweide gilt als strukturschwach, viele Menschen dort fühlen sich abgehängt.
Viele ungültige Stimmen, die der AfD zuzuordnen sind, gab es zudem im Stadtteil Mitte mit 11,3 Prozent sowie in der Gartenstadt mit 10,9 Prozent. Gerade in der Niederfeldsiedlung in der Gartenstadt holt die Partei seit Jahren gute Ergebnisse. Als Reaktion darauf hatte die SPD nach der Bundestagswahl 2017 ein Quartierbüro im Stadtteil angesiedelt, um abgewanderte Wähler in der einstigen roten Hochburg zurückzuholen. Im Hemshof lag der Anteil der ungültigen Stimmen „für die AfD“ indes nur bei 7,5 Prozent.
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