Ludwigshafen. Die besondere Herausforderung zeigt sich vor allem in der Kurve von der Kreuzstraße in die Luitpoldstraße. Langsam schlängelt sich die Straßenbahn um die Ecke. Weil die Verhältnisse an dieser Stelle so beengt sind, konnte nur eingleisig gebaut werden, wie Frank Dommasch, Leiter Infrastruktur bei der Rhein-Neckar Verkehr GmbH (RNV), den Zuhörern durch das Bordmikrofon erklärt.
Es ist das erste mal, dass eine Bahn die Strecke der neuen Linie 10 im Ludwigshafener Stadtteil Friesenheim mit Fahrgästen abfährt. Zur feierlichen Eröffnung am Freitag sind Gäste aus Verwaltung, Kommunal- und Landespolitik geladen. Auch Umwelt- und Mobilitätsministerin Katrin Eder ist zur Rundfahrt gekommen. Offiziell in den regulären Betrieb geht die Strecke in Alt-Friesenheim am kommenden Montag, 3. April.
19 Millionen Euro investiert
Dann steht die Linie 10 im Bereich zwischen Sternstraße und Ruthenplatz wieder allen Bürgerinnen und Bürgern zur Verfügung - fast genau vier Jahre nach dem ersten Symbolischen Spatenstich für die umfassende Erneuerung. Stand jetzt 19 Millionen Euro sind in dieser Zeit in den Austausch der Gleise sowie die Erneuerung von Kanälen und Bürgersteigen geflossen, die Schlussrechnung steht aber noch aus.
Ausbau der Linie 10 in zwei Abschnitten
- Das Gesamtprojekt Ausbau der Linie 10 umfasst zwei Bauabschnitte. Abgeschlossen ist der zwischen Ruthenplatz und Sternstraße (900 Meter). Die Hohenzollernstraße (1,7 Kilometer) folgt.
- Ursprünglich wurde für beide Bauabschnitte mit Kosten von 37,5 Millionen Euro kalkuliert. Mittlerweile ist mit mindestens 63 Millionen zu rechnen. Im ersten Abschnitt gab es eine Kostensteigerung von 14 auf 19 Millionen.
- Insgesamt werden bei dem Projekt acht Haltestellen barrierefrei ausgebaut. Drei sind es fertig.
„Bei diesem Projekt haben wir Neuland betreten, denn erstmals haben wir als Generalunternehmer von Hauskante zu Hauskante gebaut“, sagte Martin in der Beek, Technischer Geschäftsführer der RNV. Ab Montag wünsche er sich volle Bahnen als Zeichen dafür, dass sich die Mühen gelohnt haben.
Denn mühevoll waren die Arbeiten in der Tat. Insbesondere die beengten Verhältnisse in den Straßen des Ortskerns von Friesenheim seien eine große Herausforderung gewesen, wie Frank Dommasch berichtet. „Wir haben in einem sehr engen Straßenquerschnitt alles saniert, Gehwege, Fahrbahnen, Kanäle, Hausanschlüsse und unsere Gleise“, sagt er im Gespräch mit dieser Redaktion. Das ist ein ganz andere Herausforderung, als wenn wir auf der grünen Wiese arbeiten. Denn auch die Anwohner mussten immer zu ihren Häusern kommen“, berichtet er.
Mehr als zwei Kilometer Gleis verbaut
Auf dem 900 Meter langen Abschnitt wurden insgesamt 2035 Meter Gleis verbaut, wie die RNV mitteilt. In den Kreuzungen Stern-/Carl-Bosch-Straße und Luitpold-/Kreuzstraße wurden sogenannte Masse-Federsysteme zur Dämpfung und Schallübertragung eingebaut. Diese sollen dafür sorgen, dass der Bahnverkehr möglichst wenig Lärm und Erschütterungen verursacht, um die Anwohner zu schonen. Die Gleise verlaufen teilweise unmittelbar vor den Wohnhäusern.
Drei neue barrierefreie Haltestellen
Neben den Arbeiten im Fahrbahnbereich wurden auch drei Haltestellen barrierefrei ausgebaut und mit digitalen Infotafeln versehen: Friesenheim Mitte, Hagellochstraße und Kreuzstraße. Diese Maßnahmen wurden vom Land mit 877 000 Euro gefördert. „Barrierefreiheit ist ein wichtiger Schwerpunkt für uns“, erklärt Ministerin Eder dazu.
Sie bezeichnet die Straßenbahn als „eines der innovativsten und besten Verkehrsmittel“ für städtische Bereiche. Dass Ludwigshafen das „ehrgeizige Projekt“ durchgezogen habe, sei im Sinne einer klimafreundlichen Mobilität richtig und wichtig. „Mit Interesse beobachten wir auch die weiteren Ausbaupläne in Ludwigshafen und dem Umland.“
Baudezernent Alexander Thewalt erinnert daran, dass es vor 25 Jahren noch relativ schlecht um die Linie 10 stand. „Sie hatte keine hohen Fahrgastzahlen zu verzeichnen. Glücklicherweise wurde aber dennoch von meinen Vorgängern eine gute Lösung für den Erhalt und die Sanierung gefunden.“
Wann beginnt der zweite Abschnitt in der Hohenzollernstraße?
Der Ausbau des Nahverkehrs sei ein wichtiger Faktor, um die Menschen zum Umstieg vom Auto zu bewegen. Aus diesem Grund soll auch noch ein weiterer Abschnitt der Linie 10 erneuert werden, nämlich die Hohenzollernstraße zwischen Sternstraße und Marienkirche, eine Strecke mit einer Länge von rund 1,7 Kilometern.
Wann es dort losgeht, kann am Freitag aber noch niemand genau sagen. Wie mehrfach berichtet, waren die Ausbaupläne mit einem eigenen Gleiskörper für die Bahnen Ende 2021 per Notbremse noch einmal umgeworfen worden. Hintergrund war eine massive Kostenexplosion von 23,5 auf 46,5 Millionen Euro. Nun wurde eine neue Variante mit Gleisen direkt in der Straße beschlossen, die zwar auch 44 Millionen Euro kosten soll, für die aber eine Zuwendung des Landes in Höhe von rund 13,5 Millionen Euro zu erwarten ist.
Elektrische Anlagen verzögert geliefert
Verzögerungen gab es auch beim Bauabschnitt in Alt-Friesenheim schon. Ursprünglich war der Abschluss des Projekts für Ende 2022 vorgesehen. Laut RNV lag das einzig an der verzögerten Lieferung wichtiger Komponenten für die elektrischen Anlagen. Denn die Bauarbeiten an sich waren sogar früher fertig als ursprünglich geplant.
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