Wenn es um das Thema Street Art geht, denken die wenigsten wohl sofort an Ludwigshafen. Dabei hat die Chemiestadt in Sachen Graffiti einiges zu bieten. So gibt es dort unter anderem bereits 14 farbenfrohe Wandgemälde im Rahmen des Projekts Muralu, welches das Wilhelm-Hack-Museum 2018 initiiert hat. Regionale aber auch internationale Künstler haben sich an ausgesuchten innerstädtischen Flächen mit der Spraydose verewigt.
Anlässlich des Muralu-Wochenendes haben die spanische Street-Art-Künstlerin Cinta Vidal und der 1984 in Wuhan geborene DalEast zwei neue Kunstwerke gestaltet. Gleichzeitig gab es auch ein buntes Rahmenprogramm rund um Kunst und Musik sowie Touren zu den bereits bestehenden Murals, wie die Wandgemälde auch genannt wurden.
Neben René Zechlin, Direktor des Wilhelm-Hack-Museums, und Kuratorin Astrid Ihle, ist auch Theresa-Sophie Herget, Volontärin für PR und Presse, involviert. Die Projektleitung der Veranstaltung obliegt QUAER, dem Kreativbüro für Urbanes, deren Geschäftsführer das Paar Andreas Heinrich und Delia Rothas sind. Die Murals sollen mehr Farbe in die Stadt bringen. „Die BASF unterstützt das Programm von Anfang an“, sagt Rothas. Es soll auf jeden Fall weitergeführt werden. Dieses Mal seien es sogar zwei Liegenschaften des Unternehmens, die farblich verschönert werden.
Der Hochbunker an der Brunckstraße, einen Steinwurf vom Tor 3 der BASF entfernt, zieht bereits von weitem die Blicke auf sich. Statt in grau leuchtet der Kubus in Himmelblau. Während DalEast mit prüfendem Blick und gezielten Sprühstoßen die Fassade bearbeitet, schauen Bürger auf Liegestühlen dem fast schon meditativ wirkenden Schaffen interessiert zu.
Bustouren zu Murals in der Stadt
Dass die Leute der Entstehung der beiden Kunstwerke zusehen können, sei das Besondere, erklärt Rothas. Begonnen haben die beiden Künstler jedoch bereits am Montag. Denn bevor sich DalEast mit der Spraydose kreativ ausleben kann, musste die Fläche zunächst vorbereitet und grundiert werden. Die hellblaue Farbe stellt den Himmel dar, weiße Wolken zieren die Fläche. Bei genauerem Hinsehen entpuppen sich die Wolken als Personen. „Ich versuche eine Stimmung mit verschiedenen menschlichen Figuren zu kreieren“, erklärt der Künstler. Vidal hat sich das Gästehaus der BASF gegenüber der Haltestelle Südweststadion vorgenommen. Eine Besonderheit ihrer Arbeit ist, dass sie mit der bestehenden Architektur arbeitet und die Fenster des Gebäudes in ihr Werk visuell miteinbezieht. Welche Kunst die Wand schließlich ziert, bleibt den Künstlern selbst überlassen. Die Künstler werden anhand ihres Portfolios ausgewählt, sagt Rothas. Dennoch wird im Vorfeld abgesprochen, was an die Fassade gezaubert wird.
Nicht nur die Entstehung der neuen Murals steht an diesem Wochenende im Fokus; auch die bestehenden stehen auf dem Programm. Denn viele Bürger sind an den Werken im urbanen Raum bereits vorbeigelaufen, ohne diese bewusst wahrzunehmen. Bei den bereits ausgebuchten Bustouren werden die Örtlichkeiten angesteuert. Zudem organisiert die Lukom eine Radtour, die von Rothas und Heinrich geführt wird. Es gab recht guten Zuspruch, betont das junge Paar. Andere Interessenten schauen sich die Werke auch auf eigene Faust an.
„Recht guter Zuspruch“
Ingrid Dehnel schaut DalEast gerne zu. „Die Fläche des Bunkers ist richtig schön“, lobt die 81-Jährige Ludwigshafenerin. Ihre Tochter Sabine Dehmel ist aus Berlin angereist. Die Künstlerin schätzt das Programm sowie die Straßenkunst. „Ich finde es super“, sagt auch ihre neunjährige Tochter Fanny, die an einem Stencil-Workshop teilnimmt. Denn auch die Besucher können sich künstlerisch betätigen. So lädt Künstler Svlech zum Graffiti-Kurs für Kinder und Erwachsene ein. Laurynas versucht sich ebenfalls an der Kunst. Seine Mutter Milda Lukaseviciene findet das Angebot toll. Die Familie aus Litauen ist gerade im Urlaub in der Region und hat den Flyer im Planetarium in Mannheim entdeckt. „Graffiti ist einfach interessant“, sagt sie.
Abends ist DalEast weiterhin mit Sprayen beschäftigt. Zwei DJs für chillige Atmosphäre. Jo Jacobs kreiert bei Dunkelheit visuelle Effekte am Bunker. Kathrin und Brigitte aus Mutterstadt hat die Neugier auf die Brunckstraße getrieben. „Ludwigshafen hat endlich Streetart - nicht nur Mannheim“, sagt Brigitte.
URL dieses Artikels:
https://www.mannheimer-morgen.de/orte/ludwigshafen_artikel,-ludwigshafen-muralu-wochenende-ludwigshafen-kann-street-art-_arid,1977212.html
Links in diesem Artikel:
[1] https://www.mannheimer-morgen.dehttps://www.mannheimer-morgen.de/firmen_firma,-_firmaid,20.html