Neue Kampagne

Mit diesen Plänen will Ludwigshafen gegen Müll im Hemshof vorgehen

Die Zahl der illegalen Müllablagerungen in Ludwigshafen ist seit 2017 drastisch gestiegen, vor allem im Hemshof. Neben der geplanten Videoüberwachung soll eine neue Kampagne helfen

Von 
Julian Eistetter
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Illegale Sperrmüllberge sind im Ludwigshafener Stadtteil Hemshof keine Seltenheit. Nun soll den Bürgern mehr Verantwortungsgefühl eingebläut werden. © Günter Baier

Ludwigshafen. Im Kampf gegen wilde Müllablagerungen im Ludwigshafener Stadtteil Nord/Hemshof nimmt die Stadtverwaltung einen neuen Anlauf. „Besser leben ohne Müll“ heißt eine Kampagne, mit der insbesondere das Bewusstsein und das Verantwortungsgefühl der Bewohnerinnen und Bewohner für ein sauberes Wohnumfeld gestärkt werden sollen. Ab 30. Juni sollen dafür an bekannten Brennpunkten im Hemshof sogenannte Umweltscouts zum Einsatz kommen, um Anwohner und Passanten direkt anzusprechen und zu informieren. Das genaue Konzept haben die Verwaltung und die beauftragte Agentur „dreivorzwölf“ aus Mainz am Dienstag der Öffentlichkeit vorgestellt.

Vermüllung seit Jahren großes Thema

„Die Vermüllung ist eines der großen Themen seit Jahren“, sagt Rainer Ritthaler, Leiter des Bereichs Umwelt und Klima bei der Stadt. Wie in anderen Städten sei man auch in Ludwigshafen etwas „ratlos“, wie man an die Verursacher der illegalen Müllablagerungen herankomme. Aus diesem Grund habe man sich für eine Zusammenarbeit mit der Agentur entschieden, die bereits in zwölf anderen Städten aktiv ist. „Wir wollen eine Verhaltensänderung bei den Menschen erreichen, die Anonymität durchbrechen und für mehr Sozialkontrolle sorgen“, betont Ritthaler.

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Ein drastischer Anstieg bei den illegalen Abfallablagerungen sei in Ludwigshafen seit dem Jahr 2017 zu verzeichnen gewesen. Seit 2016 stiegen die jährlichen Fallzahlen von 1288 auf 4792 am Höhepunkt im Jahr 2021 an, so der Bereichsleiter. 2022 war dann erstmals wieder ein leichter Rückgang auf 4393 erfasste Fälle festzustellen - davon allein 1003 im Bereich Nord/Hemshof. „Im aktuellen Jahr bewegen wir uns wieder etwa auf diesem Niveau.“

Welche Maßnahmen bisher ergriffen wurden

Versucht wurde in der Vergangenheit schon viel. Vor Jahren schon wurden die Reinigungs- und Aufklärungsarbeit des Wirtschaftsbetriebs Ludwigshafen hochgefahren, Kontrollen des Abfallvollzugs wurden intensiviert und eine Abfallberatung eingeführt - alles ohne durchschlagenden Erfolg. Als „letztes Mittel“, wie Oberbürgermeisterin Jutta Steinruck (SPD) es einmal formulierte, soll noch in diesem Jahr eine Videoüberwachung an Müll-Hotspots eingeführt werden.

Wegen eines Personalausfalls hat sich dieses Projekt nun erneut verzögert, wie Rainer Ritthaler erklärt. „Auch die technische Umsetzung gestaltet sich als schwierig, aber jetzt scheint alles zu laufen. Wir arbeiten mit Hochdruck daran.“ Im September oder Oktober soll die mobile Überwachung an den Start gehen.

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Bis dahin sollen es jetzt also Umweltscouts richten. Stefan Degreif von der Agentur „dreivorzwölf“ erläutert, wie diese in den kommenden Monaten bis November vorgehen. Vier Brennpunkte seien ausgewählt worden, an denen zwei geschulte Scouts jeweils vier Wochen lang Präsenz zeigen und auf die Menschen zugehen. Bei den Orten handelt es sich um den Bernhard-Timm-Platz, die sogenannten Papageienblöcke der GAG, den Goerdelerplatz und den Hemshofpark.

Darum wurden Emojis für die Plakate ausgewählt

Vor allem in den Abendstunden werden die Scouts dort mit einem Infomobil oder einem Stand Stellung beziehen. Ziel sei es, die Anwohnerinnen und Anwohner „abzuholen und in Gespräche zu verwickeln“. Dass dies nicht immer leicht sein wird, ist Degreif bewusst. „Keiner wird zugeben, dass er illegal Müll auf der Straße entsorgt. Wir wollen die Menschen positiv abholen und informieren, das ist unsere Aufgabe.“

So sehen die Plakate für die Kampagne "Besser leben ohne Müll" aus. © Stadt Ludwigshafen

Dazu werden aussagekräftige Plakate an den Brennpunkten angebracht. Auf diesen sind wilde Müllhaufen im Stadtteil zu sehen, die mit Emojis „kommentiert“ werden, wie man sie aus Chatprogrammen kennt. Neben den wütenden oder sich übergebenden Emojis ist in mehreren Sprachen das Wort „Nein“ aufgedruckt.

„Wir wollten eine Bildsprache wählen, die jeder versteht, sie ist universell und überwindet Sprachbarrieren“, erläutert Degreif. Es werde bewusst nur mit sehr wenig Sprache gearbeitet und mehr Wert auf das Visuelle gelegt. „Wir wollen vermitteln, dass es hier sozusagen um das Wohnzimmer der Menschen geht, und dass diese es auch sauber halten müssen. Und wir werden auch klar auf mögliche Sanktionierungen hinweisen.“

Ortsvorsteher verweist auf Unkenntnis bei Menschen aus dem Ausland

„Vermüllung ist nicht nur kein schöner Anblick, sondern wirkt sich auch auf die Lebensqualität aus“, sagt Umweltdezernent Alexander Thewalt. Man müsse die Menschen dafür sensibilisieren, dass schon das Fallenlassen eines Kaugummipapiers inakzeptabel sei. Auch Ortsvorsteher Osman Gürsoy hofft, dass die Kampagne Wirkung zeigt. „Hier im Hemshof ziehen viele Menschen aus verschiedenen Ländern zu. Die kennen Mülltrennung und -entsorgung teilweise so nicht“, sagt er offen. Da müsse informativ angesetzt werden. „Jeder Schritt ist wichtig.“

Redaktion Reporter Region, Teamleiter Neckar-Bergstraße und Ausbildungsredakteur

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