Rhein-Neckar. Viele haben in den vergangenen Jahrhunderten nach dem Nibelungenschatz gesucht. Jetzt reihen sich auch Lena Odenthal und ihren Kollegin Johanna Stern in die illustre Reihe ein. Der Südwestrundfunk (SWR) hat die Dreharbeiten zum neuen Ludwigshafen-„Tatort“ begonnen. Der mittlerweile 78. Fall für die dienstälteste „Tatort“-Kommissarin aus Ludwigshafen heißt - zumindest dem Arbeitstitel nach - „Gold“. Neben Ulrike Folkerts und Lisa Bitter hat Heino Ferch eine weitere Hauptrolle.
Diesmal spielen die beiden Drehbuchautoren Fred Breinersdorfer und Katja Röder gezielt mit dem Nibelungenmythos und der Gier nach Gold. Breinersdorfer hat Erfahrung mit Ludwigshafen. Schließlich hat der gebürtige Mannheimer der Chemiestadt schon vier Mal einen „Tatort“-Fall auf den Leib geschrieben. Co-Autorin ist diesmal seine Ehefrau Katja Röder, die als Autorin bereits zwei Mal mit Heino Ferch zusammengearbeitet hat.
In der neuen Folge untersuchen die beiden Kommissarinnen das Verschwinden von Borius Wolter. Der Mann ist Filialleiter einer Bank und hegt eine Leidenschaft für Ritterspiele. Zuletzt gesehen worden ist er in Deidesheim, wo er ein besonders guter Kunde eines des Weinguts war. Vor Ort finden die Kommissarinnen in seinem verlassenen Wagen zwar nicht den vermissten Boris Wolter, aber viele versteckte Goldmünzen, die ganz offensichtlich etliche Jahrhunderte alt sind.
Ein Fluch über dem Fund
„Münzspezialist Albert Dürr, Kurator im Wormser Nibelungen-Museum, bestätigt den historischen Fund - und würde das Gold am liebsten für sein Museum beschlagnahmen. Er gibt es zwar nicht zu, aber ihm ist klar: Es könnte sich um den seit Jahrhunderten verschollenen Nibelungenschatz handeln. Weitere Goldmünzen tauchen auf. Und aus dem Vermissten wird unversehens ein Mordopfer. Ein Fluch scheint über dem historischen Fund zu schweben. Lena Odenthal und Johanna Stern sind entschlossen, den Schleier zu lüften. Und ihre Tätersuche verknüpft sich immer enger mit der Jagd nach dem Schatz der Nibelungen“, heißt es in der Presseankündigung des SWR.
Da haben die Drehbuchautoren also eine Menge Legende mit der kriminellen Realität verknüpft. Das betrifft allerdings auch den Umgang mit den Realitäten vor Ort. Worms hat zwar ein Nibelungenmuseum. Das hat als städtische Einrichtung aber keinen eigenen Kurator. Und es ist dem Selbstverständnis nach auch kein Museum im eigentlichen Sinne, das Relikte rund um die Nibelungensage sammelt und ausstellt, sondern sich vor allem mit der Rezeptionsgeschichte des Mythos auseinandersetzt. Insofern ergäbe es gar keinen Sinn, Goldmünzen als potenzielle Bestandteile des Nibelungenschatzes in diesem Museum auszustellen. Das wäre eher ein Fall fürs städtische Museum im Andreasstift. Aber realistischerweise hätte vermutlich auch die Landesarchäologie ein gesteigertes Interesse an mutmaßlichen Relikten des legendären Schatzes. Die Chancen auf eine Ausstellung der Münzen in Worms wären somit ohnehin ziemlich gering. Doch es gehört bekanntlich zum kleinen Einmaleins des fiktionalen Fernsehens, die Wirklichkeit dem Spannungsbogen der erzählten Geschichte bestmöglich beizubiegen.
Polizeipräsidium in Baden-Baden
Die Dreharbeiten haben nach Angaben des SWR begonnen und sind schon ziemlich weit fortgeschritten. Aufnahmeteams waren bereits sowohl in Worms als auch in Deidesheim vor Ort. Jetzt werde noch im Raum Baden-Baden gedreht. Das hat unter anderem logistische und Kostengründe. Erstens steht in einem Konversionsgebiet das sogenannte „Tatort“-Haus des SWR, in dem nicht nur das Ludwigshafener, sondern auch das Stuttgarter und Freiburger Polizeipräsidium untergebracht sind. Auch die Kosten zur Unterbringung eines ganzen Filmteams für komplette Dreharbeiten wären in der Region um Ludwigshafen deutlich teurer als in Baden-Baden, wo die Infrastruktur für die Filmschaffenden durch den Sitz des Senders ohnehin vorhanden ist.
Regie bei dem neuen „Tatort“ führt Esther Wenger, die auch schon beim vorangegangenen Kriminalstück für das Ermittlerduo Odenthal/Stern die Spielleitung innehatte. „Das Verhör“ um einen Mord aus Frauenhass war Anfang September ausgestrahlt worden. Die kriminalistische Jagd nach dem Nibelungengold wird nach Angaben des SWR vermutlich in der zweiten Jahreshälfte ausgestrahlt. In der ersten Jahreshälfte feiert erst noch die Ludwigshafen-Folge „Lenas Tante“ ihre Fernsehpremiere. Der Film war bereits Anfang September bei dem Festival des deutschen Films auf der Ludwigshafener Parkinsel zu sehen.
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