Kultur

Ludwigshafener Inselsommer in Gefahr - mangelnde Förderung durch die Stadt?

8500 Euro hat die Stadt in diesem Jahr zum Inselsommer auf der Ludwigshafener Parkinsel zugeschossen. Deutlich zu wenig, sagen die Veranstalter - und berichten, wie der Fortbestand gesichert werden könnte

Von 
Julian Eistetter
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Der Inselsommer auf der Parkinsel zieht seit vielen Jahren ein großes Publikum an. Ob es ihn auch im Jahr 2023 wieder geben wird, ist noch offen. © Thomas Tröster

Ludwigshafen. Gerade ist der 15. Inselsommer zu Ende gegangen. Seit 2000 findet die beliebte Kulturveranstaltung mit Unterbrechungen auf der Ludwigshafener Parkinsel statt. 2011 zogen sich die Organisatorinnen und Organisatoren für einige Jahre zurück, weil das Ausmaß des Festivals mit internationaler Musik und Theater einfach zu groß geworden war. 2018 kehrte die Veranstaltung dann zurück - und steht nun erneut vor einer ungewissen Zukunft. Die Gründerinnen und Gründer wollen sich im kommenden Jahr zurückziehen und den Inselsommer in neue Hände geben, berichtet Eleonore Hefner, Vorsitzende des Vereins Kultur Rhein Neckar, der das Programm gemeinsam mit der KiTZ Theaterkumpanei auf die Beine stellt.

Um den Fortbestand des Formats zu sichern, sei aber eine deutlich stärkere finanzielle sowie organisatorische Unterstützung seitens der Stadt notwendig.

Das Festival

  • Der Inselsommer fand erstmals im Jahr 2000 statt. Dennoch feierte er wegen einer mehrjährigen Unterbrechung sowie der Corona-Pandemie diesen Sommer „erst“ seine 15. Auflage.
  • Das Festival im Rahmen des Kultursommers vereint Weltmusik mit Kindertheater auf der Ludwigshafener Parkinsel.
  • Veranstalter ist der Verein Kultur Rhein Neckar (KRN) in Zusammenarbeit mit der KiTZ Theaterkumpanei .
  • Für die langjährigen Veranstalter war 2022 der letzte Inselsommer im Vordergrund. Sie geben das Projekt weiter.

Hefner, 67 Jahre alt, hat den Inselsommer mit aufgebaut. Bis zur „Selbstausbeutung“ haben sie und ihre Mitstreiter Energie in das Projekt investiert, wie sie im Gespräch mit dieser Redaktion berichtet. Ohne das enorme Engagement der zahlreichen freiwilligen Helferinnen und Helfer wäre das Festival in den vergangenen Jahren gar nicht möglich gewesen. Aus Altersgründen wollen Hefner und ihre Mitorganisatoren jetzt ins zweite Glied zurückrücken. Doch unter den aktuellen Umständen sei es „nicht zumutbar“, das Projekt an Nachfolger zu übergeben.

Mindestens 25 000 Euro

„Der Inselsommer ist völlig unterfinanziert“, sagt Hefner. „Wir brauchen eine Basisförderung, die das Festival ermöglicht. Die Stadt muss die Strukturen stabilisieren“, fordert sie. 15 000 Euro seien in diesem Jahr bei der Kulturverwaltung für die Ausrichtung beantragt worden, 8500 Euro Förderung gab es letztlich seitens der Stadt. Den größten Beitrag leistet das Land Rheinland-Pfalz mit 25 000 Euro, dazu kommen Spenden von Privatpersonen und Unternehmen.

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Nach Hefners Angaben sind mindestens 25 00 bis 30 000 Euro pro Jahr von der Stadt erforderlich, um den Inselsommer in eine sichere Zukunft zu steuern. Interessenten zur Übernahme gebe es durchaus, jedoch nicht zu den aktuellen Bedingungen. Da die Kulturförderung in erster Linie die Aufgabe der Kommune sei, müsse die Stadt hier in die Bresche springen, so Hefner. Aktuell beobachtet sie bei der Verteilung der Gelder im Kulturhaushalt ein Missverhältnis. „Fast alles fließt in die städtischen Einrichtungen. Da muss man sich schon die Frage stellen, ob eine Stadt nur die eigenen Angebote fördern soll - oder nicht lieber das bürgerschaftliche Engagement. Denn genau dieses macht doch das Zusammenleben aus, ohne das wäre die Stadt verloren.“

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Das sieht man im Rathaus ähnlich. „Der Erfolg der Kulturarbeit in Ludwigshafen ist immer auch auf das gute Miteinander von städtischem und freiem Kulturangebot zurückzuführen“, sagt eine Sprecherin auf Anfrage. In den vergangenen Jahren seien deshalb bereits Abstriche bei den städtischen Einrichtungen gemacht worden, um trotz strenger Haushaltsvorgaben eine gleichbleibende Förderung der Angebote der freien Kulturszene aufrechterhalten zu können. „Wir haben natürlich Verständnis für die Anliegen der Szene und sind dankbar dafür, dass sich so viele Menschen unter anderem beim Kultursommer engagieren“, sagt die Sprecherin.

„Keine personellen Ressourcen“

Aus diesem Grund arbeite die Kulturverwaltung derzeit an einer Fortentwicklung der Förderrichtlinien, die eine stärkere finanzielle Förderung von Vereinen und damit von bürgerschaftlichem Engagement ermöglichen soll. Keine Hoffnungen kann die Sprecherin den Inselsommer-Verantwortlichen aber im Hinblick auf deren zweiten Wunsch machen. „Leider hat die Verwaltung keine personellen Ressourcen, um Projekte wie beispielsweise den Inselsommer organisatorisch zu unterstützen“, sagt sie.

Was das nun für die Zukunft des Inselsommers bedeutet, wird sich zeigen. Man müsse in weiteren Gesprächen mit der Verwaltung über die Förderung ringen, sagt Hefner. Die ersten Signale wertet sie positiv. Klar ist aber auch: „Mit einer Förderung von nur 10 000 Euro wird es die nächste Ausgabe des Inselsommers nicht geben“, betont Hefner. „Es ist ganz klar, dass Dinge auch enden können. Man muss nicht immer an allem klammern. Aber es wäre sehr schade darum“, so die Vorsitzende von Kultur Rhein Neckar.

Redaktion Reporter Region, Teamleiter Neckar-Bergstraße und Ausbildungsredakteur

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