Erdbebenkatastrophe

Ludwigshafener Hilfe für Partnerstadt Gaziantep läuft an

Ludwigshafen ist eng verbunden mit der schwer vom Erdbeben getroffenen türkischen Partnerstadt Gaziantep. Die Vorbereitungen für Hilfstransporte laufen auf Hochtouren. Gefragt sind vor allem Geldspenden

Von 
Bernhard Zinke
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Ludwigshafener Verwaltung ordnet Trauerbeflaggung wegen Erdbeben-Opfer an, hier Europa-Platz Foto Thomas Troester © Thomas Tröster

Ludwigshafen. Die Hilfen aus Ludwigshafen für die Opfer in der Erdbebenregion um die Partnerstadt Gaziantep im Südosten der Türkei laufen auf Hochtouren. Am kommenden Montag werden Container mit Hilfsgütern auf den Weg gebracht. Diese sollen dann am Mittwoch im Krisengebiet an die notleidenden Menschen verteilt werden. Im einem Pressegespräch erläuterten Oberbürgermeisterin Jutta Steinruck und verschiedene Akteure die vielfältigen Aktionen, die bereits angelaufen sind. Als Zeichen der Trauer hat Steinruck Trauerbeflaggung in Ludwigshafen angeordnet.

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Die Anteilnahme in der Stadt ist enorm, gibt es doch viele familiäre und freundschaftliche Verbindungen nach Gaziantep. Die Millionen-Metropole im Südosten der Türkei liegt in der Nähe des Epizentrums und wurde vom Erdbeben schwer getroffen. Eine Mitarbeiterin der Stadtverwaltung Ludwigshafen, die zum Verwandtenbesuch in der Krisenregion ist, sei zwar körperlich wohlauf. Aber sie besitze nur noch die Sachen, die sie am Leib trage, berichtet Steinruck vom Schicksal der Mitarbeiterin. Alle anderen Sachen, inklusive Ausweis, seien verschüttet. Auch die Familien der Vorstandsmitglieder des Freundeskreises Ludwigshafen Gaziantep, Ibrahim Yetkin und Baris Yilmaz, seien von der Katastrophe stark betroffen. Schnelle Hilfe sei nötig.

Es ist schwierig. Wir wissen noch nicht, wie tief wir in die Krisenregion hineinkommen.
Frank Hirsch Logistikunternehmen HCL

Diese kommt unter anderem tatkräftig von Frank Hirsch, der mit seinem weltweit operierenden Logistikunternehmen HCL Hilfstransporte ins Krisengebiet organisiert. „Es ist schwierig. Wir wissen noch nicht, wie tief wir in die Krisenregion hineinkommen“, sagt Hirsch. Die Container stelle das Unternehmen Contargo kostenlos zur Verfügung. Sie könnten nach dem Transport in der Türkei bleiben und als Lager, Notunterkünfte oder für sonstige Zwecke verwendet werden. Geplant ist, die Container mit der Bahn nach Istanbul zu transportieren. Dort werden sie von Lkw übernommen und in die Krisengebiete gebracht, zur Not auch nochmals in kleinere Transporter umgepackt.

Liste mit Bedarf

Was genau gebraucht wird, hat die Oberbürgermeisterin von Gaziantep, Fatma Sahin, den Partnern bereits auf einer langen Liste übermittelt. Private, gebrauchte Sachspenden seien nicht sinnvoll, betont Hans-Uwe Daumann, Vorsitzender des Freundeskreises Ludwigshafen-Gaziantep. Wichtig sei originalverpackte Ware. Deshalb werden die Helfer in Ludwigshafen und der Region nun die Dinge einkaufen, die auf der Liste stehen, etwa Decken, Schlafsäcke, dicke Socken, Winterschuhe, Mäntel, Jacken, Nahrungsmittel, Powerbanks, Feldbetten und Liegen. Die Vorräte in der Türkei seien längst aufgebraucht.. Deshalb kaufe man hier ein mit den Spendengeldern. Auf dem Konto des Freundeskreises sind mittlerweile - Stand Donnerstagvormittag - 33 000 Euro eingegangen. Damit werden die Güter finanziert. Unternehmen, die Neuware spenden, seien ebenfalls hochwillkommen, sie sollten sich mit der Stadt oder dem Freundeskreis in Verbindung setzen, sagt die Oberbürgermeisterin.

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Ebenfalls ins Krisengebiet reisen wird Murat Isik, Feuerwehrmann bei der Berufsfeuerwehr Ludwigshafen und mit seinem humanitären Hilfsverein Help Me weltweit in Einsätzen erprobt. „Wir werden am Sonntag in die Türkei fliegen“, berichtet er. Sein Team werde in Gaziantep und in der Stadt Malatya, nordöstlich von Gaziantep, aktiv sein. Die Stadt Ludwigshafen stellt ihn und alle anderen Mitarbeiter, die nachweislich im Krisengebiet mithelfen wollen, bezahlt frei für den Hilfseinsatz. Die Feuerwehr stellt den Helfern zudem Einsatzkleidung zur Verfügung. Isik will mit seinem Team dringend benötigte Waren in der Türkei kaufen und persönlich in den Krisengebieten verteilen. Schon jetzt habe man 60 große Zelte, 3000 Decken, Heizgeräte und Nahrungsmittel gekauft, die in den kommenden zwei Tagen zu den Entladepunkten und damit zu den Erdbebenopfern gebracht werden. Die Hilfsaktionen werde man mit Videos und Bildern dokumentieren.

Verwandte nach Ludwigshafen

Angefragt haben laut Stadt einige Ludwigshafener Verwandte von Opfern aus Gaziantep, ob sie ihre Familienmitglieder vorübergehend nach Ludwigshafen holen dürfen. Diese Fragen kläre man aktuell mit dem Integrationsministerium, da hier Bundesrecht angewendet werden müsse. Am einfachsten sei dies wahrscheinlich über ein Touristenvisum zu regeln. Dieses gelte drei Monate lang. Allerdings seien die Konsulate, die dieses Dokument ausstellen, derzeit auch nur bedingt arbeitsfähig. „Wir hoffen auf Erleichterungen in den Regeln und auf ergänzende Möglichkeiten aus dem Auswärtigen Amt“, sagt Ordnungsdezernent Andreas Schwarz.

Autor Teamleiter der Redaktionen Metropolregion und Südhessen Morgen