Kommentar Hilfe, die ankommt

Bernhard Zinke zum Engagement der Region für die Erdbebenopfer

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Bernhard Zinke
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Oberbürgermeisterin Jutta Steinruck bezeichnet die beiden Städte Ludwigshafen und Gaziantep als Schicksalsgemeinschaft. Seit dem 6. Februar trifft dies doppelt zu. Ein tragisches Ereignis, nämlich der Wohnhausbrand am 3. Februar 2008 mit neun Toten, hat die beiden Kommunen nachhaltig miteinander verbunden. Aus Solidarität im Schmerz und Leid erwuchs eine Freundschaft und schließlich eine Partnerschaft. Die wird getragen von vielen Menschen aus Ludwigshafen, die Verwandte und Freunde in der Region um Gaziantep haben.

Nun lässt die nächste Tragödie die Schicksalsgemeinschaft noch näher zusammenrücken. Insofern verwundert es nicht, dass die Menschen in der Metropolregion ganz besonders schockiert sind angesichts des unfassbaren Leids, das über die Südosttürkei und Nordsyrien hereingebrochen ist. Es sind nicht nur die schlimmen Fernsehbilder, es sind die persönlichen Tragödien der Angehörigen von Familien, die hier leben und arbeiten. Eine Mitarbeiterin der Stadtverwaltung Ludwigshafen erlebte beim Verwandtenbesuch das Erdbeben am eigenen Leib, ist zwar körperlich unversehrt, steht nun ohne ihre Habseligkeiten da – von der psychischen Last ganz zu schweigen. Die Katastrophe ist nah herangerückt, wird plötzlich sehr persönlich.

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Klar, dass die Bürgerinnen und Bürger mit überbordender Empathie helfen wollen. Gleichwohl gilt es, die Hilfsbereitschaft dort anzusetzen, wo sie wirklich sinnvoll ist und die Chance hat, auch anzukommen. Es ist sinnlos, den Kleiderschrank zu plündern und eigene warme Klamotten in die Tüte zu packen, damit sie die Menschen in den Krisengebieten in den eiskalten Nächten wärmen mögen. Diese Unmengen von gebrauchten Artikeln müssten erst gesichtet und sortiert werden. Dazu fehlen das Personal und die Zeit. Denn die Hilfe muss schnell ankommen. Aus anderen Krisen ist bekannt, dass gut gemeinte Gaben tonnenweise vergammelten, die Bedürftigen nie erreichte und am Ende für teures Geld vernichtet werden mussten.

Deshalb sind Neuwaren das Mittel der Wahl, entweder von Unternehmen gespendet oder gekauft von dem Geld der Menschen, das auf die Spendenkonten fließt. Die Stadtverwaltung Ludwigshafen hat aus Gaziantep eine Einkaufsliste erhalten mit Dingen, die dort am dringendsten nötig sind. Diese werden nun hier gekauft, von Profis in die Region transportiert und verteilt von Menschen, die Kontakte in der Region haben. Diese Hilfe kommt an.

Ressortleitung Teamleiter der Redaktionen Metropolregion und Südhessen Morgen