Erdbebenhilfe

Hilfsorganisationen in Mannheim bitten um Geld - keine Sachspenden

Tonnenweise Decken, Kleidung und Babynahrung. Die Spendenbereitschaft in der Region Rhein-Neckar ist gewaltig. Doch Sachspenden benötigen eine eigene Logistik. Ohne Kontakte kommen Hilfsgüter nicht ins Krisengebiet

Von 
Bernhard Zinke
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Aus dem THW-Logistikzentrum in Ulm gehen Güter in die Türkei

Mannheim. Tonnenweise haben die Menschen in der Region binnen zwei Tagen Decken, Kleidung und Babynahrung gesammelt. Damit soll nach dem Willen der Spender die erste Not der Erdbebenopfer im türkisch-syrischen Grenzgebiet gelindert werden. Die Hilfsbereitschaft ist gewaltig. Allerdings bittet nicht nur der Freundeskreis Ludwigshafen-Gaziantep, lieber Geld statt Decken und Kleidung zu spenden. Auch das Aktionsbündnis Katastrophenhilfe, in dem sich das Deutsche Rotes Kreuz, Unicef Deutschland, Caritas international und die Diakonie Katastrophenhilfe zusammengeschlossen haben, warnt dringend davor, auf eigene Initiative mit Lkw oder Sprintern loszufahren, ohne diese Hilfskonvois mit lokalen, gut vernetzten Organisationen im Krisengebiet abgesprochen zu haben.

Überprüfen der Sachspenden kostet Zeit und Personal

„Das wird nicht funktionieren. Die Hilfsgüter werden vor Ort liegenbleiben und nicht bei den Bedürftigen ankommen“, weiß der Geschäftsführer des Aktionsbündnisses Katastrophenhilfe, Dominique Mann, aus der Erfahrung früherer Katastrophen. Der Aufwand vor Ort in den Krisengebieten sei viel zu groß, die Sachspenden zu sichten, zu sortieren und dann in die einzelnen Regionen zu transportieren.

„Dafür eine eigene Logistik aufzubauen, ist in einer solchen Situation nicht möglich“, sagt Mann, „es ist niemandem gedient, dass die gut gemeinten Spenden vor Ort liegen bleiben.“ Außerdem drohe die Gefahr, dass die Hilfslieferungen auf eigene Faust auf dem Weg schlicht stecken bleiben, weil die zum Teil zerstörte Infrastruktur die Mengen an Fahrzeugen gar nicht aufnehmen könne, und die professionellen Helfer zusätzlich bei der Arbeit behindern.

Mannheim hilft ohne Grenzen: Spenden für Erdbebenopfer

  • Gemeinsam mit dem Verein Mannheim hilft ohne Grenzen ruft die Stadt Mannheim dazu auf, für die Erdbebenopfer in der Türkei zu spenden. Ein Spendenkonto wurde eingerichtet.
  • Inhaber des Spendenkontos ist der Verein Mannheim hilft ohne Grenzen.
  • Konto: Mannheim hilft ohne Grenzen e.V. bei der VR Bank Rhein-Neckar eG, IBAN: DE23 6709 0000 0095 9221 04, BIC: GENODE61MA2, Stichwort „Erdbeben
  • Bei Angabe der Adresse der Spenderin oder des Spenders schickt der Verein umgehend eine Spendenbescheinigung zu. Die Spendengelder werden rasch und ohne Abzug zur Katastrophenhilfe in der Südosttürkei weitergeleitet, heißt es in der Mitteilung der Stadt.

Geldspenden können Notwendiges vor Ort finanzieren

Deshalb ist es nach Darstellung des Aktionsbündnisses aktuell besser, Geld zu spenden. Die Hilfsorganisationen in Deutschland arbeiteten seit Jahren mit lokalen Partnern zusammen. Es gebe dadurch weder sprachliche noch kulturelle Barrieren. Zudem wüssten die Organisationen vor Ort am besten, wo der Bedarf an welchen Hilfsmitteln am größten ist.

Außerdem sei es geübte Praxis, die notwendigen Dinge von Lieferanten vor Ort besorgen zu lassen. „Die Güter von außerhalb anzuliefern, schwächt die Märkte vor Ort zusätzlich“, führt Mann als weiteres Argument ins Feld.

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Hilfsaktionen für die Erdbeben-Opfer

Unterdessen läuft auch die professionelle Hilfe weiter auf Hochtouren. Zusätzlich zu dem 51-köpfigen Bergungsteam schickt das Technische Hilfswerk 50 Tonnen Hilfsgüter aus seinem baden-württembergischen Logistikzentrum in die Türkei. Das Material, unter anderem Zelte, Heizgeräte, Feldbetten, Isomatten, Winterschlafsäcke, Decken und Stromerzeuger, ist eigentlich für Einsatzkräfte des THW im In- und Ausland gedacht. Seit gestern Morgen sind die Einsatzkräfte mit Lkw unterwegs zu einem Flugplatz der Bundeswehr nahe Hannover, um das Material in die Türkei zu bringen.

Die Evangelische Kirche der Pfalz und das Bistum Speyer haben gemeinsam 40 000 Euro als finanzielle Soforthilfe zur Verfügung gestellt. Die beiden evangelische Kirchen in Hessen spenden 50 000 Euro.

Mittlerweile sind zahlreiche Spendenkontos eingerichtet. Anbei eine Auswahl:

Aktionsbündnis Katastrophenhilfe: IBAN DE65 100 400 600 100 400 600, Stichwort: Erdbeben Türkei Syrien,

Aktion Deutschland hilft: DE62 3702 0500 0000 1020 30, Stiochwort: Erdbeben Türkei und Syrien

Freundeskreis Ludwigshafen-Gaziantep: IBAN DE67 5455 0010 0191 2849 34, Stichwort Erdbeben.

Mannheim hilft ohne Grenzen: IBAN: DE23 6709 0000 0095 9221 04, Stichwort: Erdbeben.

Autor Teamleiter der Redaktionen Metropolregion und Südhessen Morgen