Festival des deutschen Films

Ludwigshafener Filmfestival zeigt „Theken-Cowboys“ und „Blindgänger“

Ein bisschen Krimi, ein bisschen Komödie und absolut unterhaltsam: „Theken-Cowboys“ und „Blindgänger“ sind beim Filmfestival für den Publikumspreis nominiert.

Von 
Martin Vögele
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Der Koffer eines Toten beschäftigt die „Theken-Cowboys“. © HessischerRundfunk

Ludwigshafen. Mit mafiösen Verstrickungen, die folgenreich in ländliche Idylle und grauen großstädtischen Alltag einbrechen, befassen sich gleich zwei Beiträge, die beim Festival des deutschen Films für den Rheingold Publikumspreis nominiert sind. Der eine, „Theken-Cowboys“ (Regie und Drehbuch: Orlando Klaus und Alexander Wipprecht), führt in die Asphalt-Prärie der Finanzmetropole Frankfurt, genauer gesagt, zu Hajos (Aurel Manthei) Trinkhalle.

Hajo und seine alten Schulkumpels Thorsten (Johannes Allmayer) und Guido (Alexander Wipprecht) treffen sich hier in schöner Regelmäßigkeit (dem Eindruck nach: ständig) und reden über Gott, die Welt und das Leben. Etwa über die eben erfolgte Abmahnung wegen despektierlichen Verhaltens der Chefin gegenüber (im Fall Guido) oder die kostenintensive Ausbildung, die die Tochter im Ausland absolvieren will (Hajo). Währenddessen konsumieren sie eine beachtliche Menge an Alkohol.

Skurril und unterhaltsam: „Theken-Cowboys“ spielt in Frankfurt

Allerdings wird die Trink- und Rede-Routine der Drei von der Biertankstelle gehörig erschüttert, als ein Fremder in der Kiosk-Toilette unvermittelt das Zeitliche segnet und einen ominösen – bei der polizeilichen Spurensuche übersehenen – Koffer hinterlässt. Die Geschehnisse und Dynamiken, die hierdurch in Gang gesetzt werden, sind so hanebüchen wie unterhaltsam.

„Immer Ärger mit Bernie“ wird dabei ausgiebig zitiert, und man fragt sich alsbald, ob Jim Jarmusch und Quentin Tarantino, wenn sie denn im Hessischen und nicht in den USA zu Filmemachern geworden wären, in ihren Flegeljahren vielleicht eine ähnliche Gemengelage ausgebrütet hätten. Skurril und ziemlich lustig geht es hier zwischen geleerten Flaschen, Theken-Philosophie, steinharten Lakritzgummis und quer schlagenden Projektilen zu.

Ein Bombenfund und allerlei Verstrickungen: „Blindgänger“. © missingFILMs

Betulicher als im Ostsee-Örtchen Schwanitz, wo die zweite Krimikomödie „Blindgänger“ spielt, kann es gefühlt kaum werden – was auf sympathische Weise auch der Igel versinnbildlicht, der ab und an in aller Seelenruhe durchs Bild wandert. „Blindgänger“ ist eine Episode der ARD-Kriminalfilmreihe „Nord bei Nordwest“, Regie führt Hinnerk Schönemann, der auch den Polizisten (und Tierarzt) Hauke Jacobs mimt, der zusammen mit Kollegin Hannah Wagner (Jana Klinge) und Tierärztin Jule Christiansen (Marleen Lohse) das Kernprotagonisten-Trio bildet.

„Blindgänger“ beim Festival des deutschen Films: mit großem Augenzwinkern inszeniert

Ein Weltkriegsbombenfund sorgt dort bald für (milden) Aufruhr. Jedenfalls muss das Dorf im Zuge der bevorstehenden Entschärfung durch Hannahs (mit ihr zerstrittenen) Bruder Frederik (Mike Hoffmann) evakuiert werden. Eine Ausweichschlafstätte soll – hierin scheint für die liebenswert-kauzige Bevölkerung der weit größere Schock zu liegen – im ungeliebten Nachbarort errichtet werden. Eine junge Ausreißerin mit Hund nebst zweier zwielichtiger, womöglich in den organisierten Waffenhandel verwickelter Gestalten treten parallel dazu in Erscheinung, und bald geschieht auch das erste Verbrechen.

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Mit großem Augenzwinkern inszeniert, schreitet „Blindgänger“ so launig wie gemütvoll zur Krimi-Tat, auch dann, wenn zwischenzeitlich scharf geschossen wird. Auf wen und wie’s ausgeht, soll nicht verraten werden, aber eine Triggerwarnung wollen wir gleichwohl aussprechen: Hundefreunde müssen sich auf einen (kurzen) Schreckmoment gefasst machen!

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