Energie

Ludwigshafen beginnt mit der Wärmeplanung

In welchen Stadtteilen und Straßenzügen kann zukünftig welches Energieangebot gemacht werden? Daran arbeitet die Stadt Ludwigshafen jetzt zusammen mit den TWL. Rund die Hälfte der Haushalte könnte über Fernwärme versorgt werden

Von 
Reiner Bohlander
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Ob und wie Geothermie für die Wärmeplanung genutzt werden kann (hier eine Geothermiekraftwerk-Baustelle in Bayern), will die TWL prüfen. © Peter Kneffel/dpa POOL/dpa

Bis spätestens 2045 will Ludwigshafen gemäß den Vorgaben von Europäischer Union, Bund und Land klimaneutral sein. Laut dem Bau- und Umweltdezernenten Alexander Thewalt ist dabei die kommunale Wärmeplanung ein „ganz wichtiges Instrument“. Ziel ist es, den Weg zu einer klimaneutralen Wärmeversorgung in Ludwigshafen aufzuzeigen und Auskunft darüber zu geben, in welchen Stadtteilen, Gebieten und Straßenzügen zukünftig welches Energieangebot gemacht werden kann. Für Immobilienbesitzer und -besitzerinnen werde der Wärmeplan eine wichtige Orientierung bei der Umstellung auf klimafreundliches Heizen sein.

Mit dem offiziellen Start der Förderung am 1. Oktober 2023 durch die Nationale Klimaschutzinitiative (NKI) des Bundesministeriums für Wirtschaft und Klimaschutz ist in Ludwigshafen die kommunale Wärmeplanung auf den Weg gebracht worden. In einem Pressegespräch informierte er jetzt zusammen mit Thomas Mösl, dem Technischen Vorstand der Technischen Werken Ludwigshafen (TWL), sowie Vertretern des Energiewirtschaftlichen Beratungsbüros EEB Enerko über den aktuellen Stand, die Vorgehensweise und den weiteren Zeitplan.

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Die Bundesregierung hatte im November mit dem Wärmeplanungsgesetz die rechtliche Grundlage für die kommunale Wärmeplanung geschaffen. Die Erzeugung und der Verbrauch von Wärme in Deutschland soll bis dahin klimaneutral gestaltet werden. Ziel ist es, bis 2045 ausschließlich mit erneuerbaren Energien zu heizen. Das Gesetz tritt am 1. Januar in Kraft und richtet sich an Kommunen und Wärmenetzbetreiber. Großstädte wie Ludwigshafen sollen bis Ende Juni 2026 Wärmepläne vorlegen. „Die Finanzierung erfolgt zu 100 Prozent aus staatlichen Fördermitteln des Fördermittelprogramms der NKI“, betonte Thewalt.

Enge Zusammenarbeit zwischen Stadt Ludwigshafen und TWL

Ludwigshafen hat sich einen strikten Zeitplan verpasst. „Wir wollen im Oktober 2024 das Projekt der Wärmeplanung abgeschlossen haben“, sagte Armin Kraft vom Büro EEB Enerko, das auch für Heidelberg in derselben Funktion tätig ist.

Zur Erstellung der Wärmeplanung arbeitet die Stadt eng mit der TWL zusammen. Die Werke stellen wichtige Daten zur Verfügung, so zum Beispiel, welche Energieformen bisher genutzt werden, wie hoch der Energiebedarf in einem bestimmten Stadtteil ist, wo der Bedarf gesenkt werden kann und wo es Wärmequellen gibt, die perspektivisch eingesetzt werden können.

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„Wir kennen jedes einzelne Haus, wir kennen alle Gebäude und haben auch schon eine Idee, wie dann die Wärmewende vor Ort aussehen könnte“, betonte Mösl. „Bis zu 50 Prozent der Wärmeversorgung der Haushalte in Ludwigshafen könnten bis 2045 über Fernwärme erfolgen, maßgeblich aus Ab-, Erd- und Umweltwärme. Aktuell sind es 15 bis 20 Prozent.“

Der Anteil von Erdgas bei der Wärmeerzeugung liegt in der Stadt bei insgesamt 53 Prozent. „Aber Erdgas ist eben endlich“, sagte Mösl. Bei 25 Prozent der beheizten Gebäuden wird nun ermittelt, ob Öl oder Strom genutzt werden. Eine Bestandsanalyse soll Auskunft darüber geben, unter welchen Voraussetzungen Ludwigshafen in die kommunale Wärmeplanung einsteigen wird. Ergebnisse sind im ersten Quartal 2024 zu erwarten.

Ganz Ludwigshafen mit Fernwärme zu versorgen ist nicht wirtschaftlich

Im zweiten Schritt werden die Potenziale zur Energieeinsparung ermittelt und festgestellt, wo es Möglichkeiten gibt, Wärmebereitstellung aus erneuerbaren Energien zu nutzen, und auf mögliche Abwärmepotenziale geschaut. Danach sollen für eine klimaneutrale Wärmeversorgung konkrete Zukunftsszenarien auf das komplette Stadtgebiet Ludwigshafens entwickelt werden. Die Stadt wird dann in Wärmeversorgungsgebiete eingeteilt. Die Bürger sollen im Mai/Juni und Herbst des nächsten Jahres mit Informationsveranstaltungen über das Projekt auf dem Laufenden gehalten werden.

Mösl machte klar, dass es wohl nicht möglich sein wird, die ganze Stadt mit Fernwärme zu versorgen. „Eine Fernwärmeleitung nach Ruchheim zu legen, ist Stand heute nicht wirtschaftlich“, sagte er. Dort, wo die Nutzung von Fernwärme nicht möglich ist, sollen künftig unter anderem Nahwärmenetze zum Zuge kommen. „Auch für oberflächennahe Geothermie mit kalter Nahwärme sehen wir Potenzial. Zudem werden Großwärmepumpen und die Nutzung von Tiefengeothermie geprüft“, erklärte Mösl - und er betonte: „Den Bürgern, die sich aktuell die Anschaffung einer Wärmepumpe überlegen, empfehle ich, die Füße erst mal still zu halten und abzuwarten, was die Wärmeplanung ergibt.“

Verunsicherung bei Förderung

Der TWL-Vertreter machte auch klar, dass es „politische Sicherheit brauche, vor allem, was die Zuschüsse für mögliche Projekte nach dem Erstellen des Wärmeplans betrifft“. Die Haushaltsprobleme der Bundesregierung würden aktuell für Verunsicherung sorgen.

Bau- und Umweltdezernent Alexander Thewalt machte letztlich klar: „Am Ende der Planungszeit werden wir genau wissen, welche Schritte hin zu einer klimafreundlichen Energieversorgung wir sinnvollerweise gehen können. Sicher wird eine Verzahnung mit anderen Projekten wie der Abriss der Hochstraße in der Stadt dann nötig werden.“

Freier Autor

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