Hochstraße Nord - Stadtspitze stellt Vorbereitungen bis zum Abriss 2023 vor / Experte: Sanierung der Hochstraße Süd ist Neuland

Ludwigshafen: 2020 beginnen erste Maßnahmen zu Hochstraßenprojekt

Von 
Thomas Schrott
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Auf der maroden Hochstraße Nord besteht eine Lkw-Sperre seit 2010. Im nächsten Jahr soll der Würfelbunker abgerissen werden. © Rittelmann

„Wir sind nicht kopflos, sondern haben alle Schritte bis zum Abriss der Hochstraße Nord genau geplant“, sagte Oberbürgermeisterin Jutta Steinruck (SPD). Das erste Bauwerk der maroden Brückenkonstruktion soll zwar erst Ende 2023 abgerissen werden. „Vorbereitende Maßnahmen starten aber bereits im nächsten Jahr“, kündigte Projektleiter Björn Berlenbach an. Mitte 2020 soll der Abriss des sogenannten Würfelbunkers am Rheinufer beginnen, der etwa eineinhalb Jahre dauert. 2021 falle die Auffahrtsrampe von der Innenstadt in Richtung A 650 weg. Zugleich werde eine neue Brücke über die Gleise am Hauptbahnhof errichtet. „Von all diesen Vorhaben wird der Durchgangsverkehr auf der Hochstraße Nord aber nicht tangiert“, meinte Berlenbach.

Im Nachfolgenden die einzelnen Aspekte:

Zeitplan: „Es gibt viele Vermutungen, da wollen wir für Klarheit sorgen“, betonte die Oberbürgermeisterin. Einzelheiten zum Zeitplan stellte die Stadt bei einer Bürgerversammlung im Pfalzbau vor. Bereits im Sommer werde der stillgelegte Straßenbahntunnel am Rathaus geräumt, um dort neue Abwasserleitungen zu verlegen. „Wir arbeiten einen Punkt nach dem anderem ab“, ergänzte Baudezernent Klaus Dillinger (CDU).

Ab Ende 2023, so der derzeitige Zeitplan der Verwaltung, dürfte es für die Autofahrer auf der Hochstraße ernst werden. Dann soll das erste Bauwerk direkt am Rheinufer „kontrolliert zurückgebaut werden - mit vielen Gerüsten“, sagte Bauexperte Balthasar Nowak, der die Verwaltung seit Ende 2016 bei dem Projekt berät. Auf Sprengungen werde verzichtet - wegen der vielen Gleise und Leitungen am Nordbrückenkopf.

Mit starken Behinderungen müssten die Autofahrer dann viereinhalb Jahre lang rechnen - etwa bis 2029. „Die Verkehrsader hat aber während der gesamten Bauzeit stets eine Leistungsfähigkeit von 65 Prozent“, meinte der Dezernent.

Planfeststellungsverfahren: Der vorgestellte Zeitplan steht indes weiterhin unter dem Vorbehalt, dass es beim Planfestellungsverfahren und bei der Ausschreibung des Großprojektes keine unliebsamen Überraschungen gibt. Dillinger hofft, dass der Landesbetrieb Mobilität (LBM) das Planfeststellungsverfahren in diesem Jahr beenden werde. Nach seinen Angaben habe es nur sechs Einwendungen gegeben. Nowak: „Das sind bei einem Projekt dieser Größenordnung vergleichsweise wenig.“ Der Dezernent ist auch deswegen zuversichtlich, weil nach seinen Angaben keine zusätzlichen Gutachten nötig seien.

Finanzierung: Kämmerer Andreas Schwarz (SPD) will den Förderantrag bei Bund und Land im Sommer 2021 stellen. Auch wenn sein Vorgänger Dieter Feid (SPD) angesichts starker Preissteigerungen in der Baubranche Kosten von 529 Millionen Euro für denkbar hielt, geht Schwarz weiterhin von 275 Millionen Euro als derzeitigem Stand aus. „Kostensteigerungen sind zwar zu erwarten, aber nicht genau zu kalkulieren. Sie können jährlich bei zwei bis sieben Prozent liegen.“

Die Stadt ist laut Steinruck seit längerem in Gesprächen mit Berlin und Mainz über eine Beteiligung an den Mehrkosten. „Da gibt es positive Signale“, sagte die Rathauschefin. Zur Erinnerung: Der Bund hatte 2017 einen Zuschuss von 154 Millionen Euro signalisiert, was einem Anteil der damaligen, zuschussfähigen Gesamtkosten von 60 Prozent entsprach. Das Land Rheinland-Pfalz bezifferte seinen Beitrag auf 64 Millionen Euro, was einen Kostenanteil von 25 Prozent ausmachte. Die restliche Summe blieb bei der damaligen Kalkulation an der hoch verschuldeten Stadt hängen. „In puncto finanzielle Förderung müssen beide Hochstraßen aber als Einheit gesehen werden“, ergänzte Steinruck.

Hochstraße Süd: Nach der breiten Ablehnung des etwa 75 Millionen Euro teuren Galeriebauwerks als ursprüngliche Sanierungsvariante lässt die Stadt Alternativen erarbeiten. „Eine schnelle Lösung gibt es nicht, wir machen es wieder unter Druck“, dämpfte die Rathauschefin die Erwartungen. Nowak pflichtete bei: „Die Hochstraße Süd zählt wegen der pilzförmigen Pfeiler zu den kompliziertesten Bauwerken. Daher betreten wir beim Sanierungskonzept gewissermaßen Neuland.“

Redaktion MM-Redakteur seit 1984, zuständig für den Bereich Ludwigshafen - mit all seinen Facetten

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