Festival des deutschen Films

Liv Lisa Fries in Ludwigshafen: Sie verkörpert einen Menschen

Liv Lisa Fries wurde auf dem Festival des deutschen Films in Ludwigshafen mit dem Preis für Schauspielkunst ausgezeichnet. Am kommenden Wochenende werden noch Joachim Król und Christoph Maria Herbst mit dem Ehrenpreis gewürdigt

Von 
Martin Vögele
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Ganz ausgezeichnet: Preisträgerin Liv Lisa Fries (Mitte) mit der Programmmanagerin des Festivals, Daniela Kötz, und Intendant Michael Kötz. © Arthur Bauer

Ludwigshafen. Film- und Fernseh-Star Liv Lisa Fries erhält beim 20. Festival des deutschen Films in Ludwigshafen den Preis für Schauspielkunst. Wie verdient die Ehrung ist, zeigt sich bei der anschließenden Vorführung des Spielfilms „In Liebe, Eure Hilde“.

Vor genau zehn Jahren, damals war sie gerade mal 23 und ein aufstrebendes Schauspieltalent, wurde Liv Lisa Fries in die Jury des Festivals des deutschen Films in Ludwigshafen gebeten. Heute ist die - nicht zuletzt durch ihre Rolle als Lotte Ritter in der Erfolgsserie „Babylon Berlin“ - weithin bekannte Darstellerin es, die am selben Ort eine Aufzeichnung erhält: den Preis für Schauspielkunst 2024. Inzwischen sei Fries, obgleich immer noch jung, „ein Star geworden“, sagt Festivalintendant Michael Kötz in seiner Laudatio im ausverkauften Kinozelt B auf der Parkinsel. Diese Frau, die durch ihre Kunst spricht und ihr Privatleben gern privat hält, wird bei einem Festival geehrt, bei dem man bekanntermaßen beides sein könne: „ein Star und trotzdem ein Mensch.“

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Mit 16 habe sie zum allerersten Mal vor der Kamera gestanden, rekapituliert der Laudator, neben Götz George in „Schimanski: Tod in der Siedlung“. Rolle um Rolle folgte und bald auch zahlreiche Ehrungen, darunter der Grimme-Preis (2018) sowie der Deutsche Schauspielpreis (2023) für „Babylon Berlin“. „Vielen, vielen Dank für den Preis“, zeigt Fries sich von der neuen Auszeichnung bewegt, es sei, wie Kötz gesagt habe: „Ich steck’ da sehr viel Arbeit rein“, und seit dem Sterbedrama „Und morgen Mittag bin ich tot“ (2013) „investiere ich wahnsinnig viel in Figuren und versuche, das einfach sehr präzise zu machen.“

Fries prägt praktisch jede Szene des Films von Andreas Dresen

Wie bestechend ihr das gelingt, ist beispielhaft in dem Spielfilm zu sehen, der „ausschlaggebender Faktor für diesen Preis“ gewesen war, so der Intendant: „In Liebe, Eure Hilde“, der anschließend gezeigt wird. Die Regiearbeit von Andreas Dresen erzählt die Geschichte von Hilde Coppi (Fries) und ihrem Mann Hans (Johannes Hegemann), die als Teil der Gruppe Rote Kapelle Widerstand gegen das NS-Regime leisteten - und hingerichtet wurden. Der Film zentriert sich auf die Haft, in der Hilde unter Qualen ihr Kind zur Welt bringt. Durchbrochen werden die Gefängnismauern von Rückblenden. Fries prägt praktisch jede Szene, macht ihre Hilde zum Brennglas des Geschehens - in all seiner Drastik, Dramatik und den fragilen zwischenmenschlichen Momenten.

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„Das ist für mich kein leichter Film“, erklärt sie zuvor, „das geht mir, auf die Art, wie ich spiele, sehr an die Substanz“. Und alsbald spricht sie über etwas, über das sie nicht sprechen wolle: „Es kann doch in einem Land wie Deutschland nicht sein, dass wir in so einer politischen Situation sind“, sagt sie. Auf dem Weg hierher habe sie die letzten Folgen der fünften, abschließenden Staffel von „Babylon Berlin“ gelesen: „Es ist das, was passiert, bevor die Machtergreifung von Hitler ist.“ „Es ist superwichtig, dass das nie wieder passiert, was da passiert ist.“

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Als Fries nach der Vorführung den großen Applaus entgegennimmt, zeigt sie sich sichtlich berührt. Ein Star und trotzdem ein Mensch, denkt man an Kötz’ Worte zurück. Und eine Mimin, die in „In Liebe, Eure Hilde“ keine Heldin, sondern das Zweitere, in manchen Momenten unendlich schwerere spielt: einen Menschen, der ein Mensch bleibt. Was auch geschieht.

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