Rhein-Neckar. Der Restmüll der Menschen in der Region ist oft für Überraschungen gut, auch für unangenehme. Davon können die Teams der Müllheizkraftwerke in Mannheim und Ludwigshafen ein Lied singen. „Da landet leider alles drin“, sagt der Geschäftsführer der Gemeinschafts-Müllheizkraftwerk Ludwigshafen GmbH (GML), Jochen Schütz, über die Abfälle.
Vieles gehöre jedoch nicht hinein – und könne der Anlage sogar Probleme bereiten. „Was sehr unangenehm ist, sind die leeren Helium-Partyballonflaschen, die man überall kaufen kann“, sagt er.
Sie landen mit der Schlacke, die nach dem Verbrennungsprozess übrigbleibt, in einem mit Wasser gefüllten Behälter unter dem Müllkessel, im „Nassentschlacker“. Über diesen wird die Schlacke „ausgetragen“, bevor sie auf Lkw verladen wird.
Kartuschen für Lachgas explodieren in den Kesseln
Die Helium-Flaschen, leere, große Blechdosen, schwimmen jedoch auf, „wandern“ deshalb nicht nach draußen „und verstopfen irgendwann den Nassentschlacker“, so Schütz. „Das führt dann dazu, dass - wenn irgendwann genug drin sind -, man den ganzen Kessel runterfahren muss, um unten den Nassentschlacker zu reinigen.“ „Ein paar Mal“ habe man das schon gehabt.
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Ebenfalls ein Ärgernis: Kartuschen für Lachgas, das zu einer ebenso beliebten wie umstrittenen Partydroge geworden ist. Auch sie landen in den Kesseln, in denen der Hausmüll bei mindestens 850 Grad verbrannt wird. „Die explodieren“, sagt Schütz über die Flaschen. Das führe zu einem Überdruck im Kessel, was automatisch die Schutzabschaltung auslöse.
Auch in Mannheim platzen Lachgas-Behälter
„Man will das nicht haben“, so der Geschäftsführer. „In dem Moment steht der Kessel, und man kann keinen Abfall verbrennen. Das ist nicht gut für das Material.“ Allerdings seien Lachgas-Kartuschen in Ludwigshafen weniger ein Thema. „Rheinland-Pfälzer trinken wohl doch noch mehr Wein“, scherzt er. Andere Kollegen hätten mit den Lachgas-Behältern aber „massiv Probleme“, etwa „zu Karnevalszeiten“ im Rheinland. Und auch die Kollegen in Berlin und Hamburg hätten große Schwierigkeiten damit, berichtet Susanne Falter von der GML-Öffentlichkeitsarbeit.
Auch in den Kesseln des größeren Heizkraftwerks Mannheim auf der Friesenheimer Insel platzen mitunter Lachgas-Behälter. „Ja, das Thema gibt es, aber es hat uns bislang noch vor keinerlei technische Probleme gestellt“, sagt MVV-Sprecher Sebastian Ackermann. Die Kollegen nähmen dann einen kleineren Knall wahr, „man merkt, dass da was drin war“, so Ackermann. „Wir können als Unternehmen aber noch nicht von Stillständen oder Maschinenschäden berichten.“ Nach seinen Worten beobachtet die gesamte Branche das Thema intensiv. Es werde überlegt, ob auf den Flaschen Hinweise zum Sammeln oder zur Entsorgung erforderlich seien. Susanne Falter von der GML-Öffentlichkeitsarbeit kritisiert, es stünde oft nicht auf den Gas-Behältern, dass diese nicht in den Restmüll sollen. „Rein theoretisch“ gehörten sie auf den Wertstoffhof oder zurück zum Gaslieferanten, sagt sie.
Die Kraftwerke verbrennen jeweils Abfälle von etwa einer Million Menschen und erzeugen so Dampf, der energetisch genutzt wird.
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