Lebensmittelüberwachung

Kontrollen in Ludwigshafen: Abgelaufene Babynahrung, Rattenfalle auf dem Herd

Knapp 1000 Mal waren die Lebensmittelkontrolleure 2022 in Ludwigshafen im Einsatz. Welche die kuriosesten Verstöße waren und warum ein Küchenmeister sogar ein Berufsverbot aufgebrummt bekam

Von 
Julian Eistetter
Lesedauer: 
Waren mit abgelaufenen Mindesthaltbarkeitsdaten kamen einige Ludwigshafener Betriebe teuer zu stehen. © Kathrin Deckart/dpa

Ludwigshafen. Was die Lebensmittelkontrolleure der Stadt Ludwigshafen bei ihrer täglichen Arbeit zu Gesicht bekommen, ist nicht immer appetitlich. Das wird bei der Vorstellung der Einsatzbilanz für das Jahr 2022 abermals deutlich. Mit Hygienemängeln, abgelaufenen Produkten oder Schädlingsbefall haben es die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter regelmäßig zu tun. „Da befindet sich die Rattenschlagfalle in einer Gaststätte schon mal direkt auf dem Herd“, berichtet Martin Graf, Leiter des Bereichs Öffentliche Ordnung, beim Pressegespräch.

Auf nicht angemeldete Bäckereien gestoßen

Knapp 1000 Mal seien die Kräfte der Lebensmittelüberwachung im vergangenen Jahr zum Schutz der Kundinnen und Kunden in der Chemiestadt im Einsatz gewesen. Dabei stechen einige Fälle besonders hervor. Im Oktober wurden etwa in den Stadtteilen Nord/Hemshof und Friesenheim zwei nicht angemeldete Fladenbäckereien geschlossen. Bei der einen wurden Autoreifen in der Backstube aufbewahrt, in der anderen lagerten die Betreiber das Mehl in einem Mörtelkasten.

Weitere Zahlen

  • Die Abteilung Gaststätten, Lebensmittelüberwachung und Gesundheit ist nicht nur für Lebensmittelkontrollen zuständig, sondern beispielsweise auch für die Kontrolle der Corona-Maßnahmen.
  • Im Vergangenen Jahr wurden diesbezüglich 800 Verstöße geahndet – überwiegend gegen die Maskenpflicht. Viele Verfahren laufen noch.
  • Die Mitarbeiter der Abteilung machen zudem Kontrollgänge in Gaststätten. 138 Verstöße verschiedener Art wurden 2022 aufgenommen. Unter anderem wurden 25 Spielautomaten versiegelt und beschlagnahmt.

Die Kontrollen der Behörde erfolgen unangemeldet und konzentrieren sich auf Betriebe, die entweder Lebensmittel herstellen, verarbeiten oder in den Verkehr bringen. In Ludwigshafen gibt es derzeit rund 1700 dieser sogenannten lebensmittelrechtlichen Betriebe, die regelmäßig überprüft werden. Etwa 500 davon sind Gaststätten.

Die Kontrollfrequenz ist laut Verwaltung abhängig von der Sensibilität der jeweils produzierten und gehandelten Waren, der Betriebsgröße und den Erfahrungen, die in der Vergangenheit mit den Betrieben gemacht wurden. „Bei sauberen Betrieben kontrollieren wir alle eineinhalb bis zwei Jahre. Bei anderen wiederum schlagen wir monatlich auf - bis sie es verstehen“, berichtet Graf.

Babynahrung seit mehr als einem Jahr abgelaufen

Zu dem Einsehen und Verständnis der Betreiber beitragen können teils empfindliche Geldbußen. Zehn Mal sei im Jahr 2022 bei Kontrollen direkt vor Ort ein Verwarngeld in Höhe von 55 Euro ausgesprochen worden. In zwölf Fällen seien Verfahren wegen Ordnungswidrigkeiten eingeleitet worden. Auslöser waren meist Hygienemängel, Schädlinge oder überschrittene Mindesthaltbarkeitsdaten.

Mehr zum Thema

Sicherheit

Vollzugsdienst hat in Ludwigshafen mit viel "Macho-Gehabe" zu kämpfen

Veröffentlicht
Von
Julian Eistetter
Mehr erfahren
Verbraucherschutz

Zigarettenkippe im Brot: Bilanz der Gastrokontrollen in Mannheim

Veröffentlicht
Von
Valerie Gerards
Mehr erfahren

Münden unerfreuliche Funde am Ende in Strafverfahren, dann kommt das die Verursacher noch etwas teuerer zu stehen. So geschehen bei einem Kiosk, der Eier zum Verkauf anbot, bei denen das Mindesthaltbarkeitsdatum am Verkaufsschild nicht mit dem Lieferschein übereinstimmte. Das Verfahren wurde nach einer Zahlung von 300 Euro eingestellt. 400 Euro musste ein Leiter einer Drogerie berappen, die Babynahrung in den Verkaufsregalen führte, die bereits seit mehr als einem Jahr abgelaufen war. Gleiches galt für Räucherfisch und Fertigmahlzeiten in einer Filiale einer Supermarktkette. Hier wurde das Verfahren gegen eine Zahlung von je 400 Euro durch den Marktleiter und den Geschäftsführer der Kette eingestellt.

Saftige Geldstrafe verhängt

So richtig ins Geld kann es dann gehen, wenn es zu Gerichtsverfahren kommt. So musste ein Betreiber fast 300 000 Euro Geldstrafe - inklusive Gewinnabschöpfung - zahlen, weil er unter unhygienischen Zuständen im Außenbereich gekocht hatte. „Es war zu wenig Platz, und dann hat er geschaut, was er machen kann“, umschreibt Bereichsleiter Graf die Szenerie lapidar. Konkreter wird er jedoch nicht.

Ein Küchenmeister, der wiederholt und über Jahre hinweg Speisen unter unhygienischen Bedingungen zubereitet hatte, erhielt sogar ein eingeschränktes Berufsverbot sowie einen Strafbefehl in Höhe von 2400 Euro. Der Mann dürfe zwar noch Aufgaben wie Spülen in einer Küche übernehmen, jedoch nicht mehr kochen, erläutert Graf.

717 Proben genommen

Der Bereichsleiter betont, dass es bei den Lebensmittelkontrollen nicht darum gehe, einzelne Betriebe an den Pranger zu stellen. „Wir wollen niemandem das Geschäft zugrunde richten“, sagt er. Zeigen sich Betreiber bei Fehlverhalten einsichtig und bessern nach, dann ist das ganz im Sinne der Lebensmittelüberwachung.

Von den genau 988 Kontrollen im Jahr 2022 handelte es sich in knapp einem Drittel der Fälle um Nachkontrollen oder Überprüfungen, die auf Beschwerden von Verbrauchern zurückgehen. Insgesamt 717 Proben seien in den lebensmittelrechtlichen Betrieben entnommen worden, die im Anschluss durch das rheinland-pfälzische Landesuntersuchungsamt in seinen Instituten analysiert worden seien.

Redaktion Reporter Region, Teamleiter Neckar-Bergstraße und Ausbildungsredakteur

Copyright © 2025 Mannheimer Morgen