Festival des deutschen Films

Kötz ehrt Herbst in Ludwigshafen als Retter mit Humor

Schauspieler Christoph Maria Herbst wird beim 20. Festival des deutschen Films mit dem Preis für Schauspielkunst ausgezeichnet - vor zwei ausverkauften Zelten

Von 
Martin Vögele
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Das Ehepaar Kötz mit Christoph Maria Herbst (Mitte). © Arthur Bauer/FFLU

Ludwigshafen. Darsteller und Komiker Christoph Maria Herbst wird am Samstag beim 20. Festival des deutschen Films auf der Ludwigshafener Parkinsel mit dem Preis für Schauspielkunst ausgezeichnet. Beide Kinozelte, in denen der Preis vergeben beziehungsweise die Vergabe live übertragen wird, waren in Windeseile ausverkauft. „Meine Damen und Herren, ich nehme den Preis an!“, verkündet Herbst voller Verve, als ihm die Auszeichnung überreicht wird. Und schiebt leiser, aber nicht minder launig die Frage hinterher, ob der auch dotiert sei? Nein, ist er nicht. „Ich nehme ihn trotzdem an!“

Einmalig laut Kötz: Beide Häuser in Windeseile ausverkauft

Aber ganz im Ernst: „Vielen Dank, ich fühle mich sehr geehrt“, bekennt der Schauspieler und Komödiant, der sich mit seiner „Stromberg“-TV-Rolle so ikonisch wie nur wenige Andere im kollektiven Comedy-Bewusstsein der Nation verewigt hat. Er ist der dritte von drei Preistragenden dieses 20. Ludwigshafener Festivaljahrgangs - Liv Lisa Fries und Joachim Król haben die Auszeichnung bereits erhalten. Zum 31. Mal werde der Preis an diesem Abend vergeben, erläutert Festivalleiter Michael Kötz. Aber so etwas wie bei Herbst sei so schnell noch nie passiert: „Ausverkauft“, stellt er fest, „beide Häuser, in Windeseile.“ Auch beim frei zugänglichen späteren Bühnengespräch wird es proppenvoll sein. „Es ist, als käme da jemand zu uns, der uns alle retten könnte“, meint Kötz. „Mit Humor.“

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Ums Retten, was zu retten ist, mit den Einsatzmitteln des Humors, geht auch im zur Preisverleihung gezeigten Film „Ein Fest fürs Leben“, gedreht von Regisseur und Autor Richard Huber nach der französischen Komödie „Le sens de la fête“. Herbst verkörpert hierin Dieter, Inhaber einer Hochzeitsagentur, dessen eigene Ehe aber in den letzten Zügen liegt. Den nächsten Auftrag - eine Traumhochzeit auf einem Schloss - richtet er für den selbstverliebt-arroganten Bräutigam Lasse aus (souverän unausstehlich: Ulrich Brandhoff). Dieters Team ist eine höchst heterogene Gruppe, die zwischen Reibung und familiärer Verbundenheit konsequent am Schwellenwert zum Chaos operiert.

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Mit stoischer Resilienz und Mitgefühl, gleichwohl auch Durchsetzungskraft, versucht der Festplaner, der dräuenden Wahnwitz-Eskalation Einhalt zu gebieten. Herbst zeigt dabei keine ausladenden dramatischen Gesten, kein tragikomisches Pathos. Nuanciert gespielt, erscheint sein Dieter als jemand, der sich nach einer Normalität des persönlichen kleinen Glücks sehnt, dabei aber seine Mitwelt im Blick und Herzen behält. Er wirkt damit auf wahrhaftige, nur allzu menschliche Weise vertraut - und sehr komisch.

Über mehrere Ablehnungen selbstbewusst hinweggesetzt

Bei mehreren Schauspielschulen war der ausgebildete Bankkaufmann weiland abgelehnt worden, erinnert sich der Herbst beim späterem Bühnengespräch. „Anscheinend habe ich für diesen Beruf, den ich jetzt schon so lange ausübe, ausüben darf, so sehr gebrannt“, dass er sich über all das „mit einem gerüttelt Maß Selbstbewusstsein“ hinweggesetzt, alle Jury- und Kommissions-Meinungen in den Wind geschlagen und gesagt habe, „dann muss es auf meine Weise funktionieren“. Der Rest ist Humor-Geschichte.

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