Ludwigshafen. Sind im Ludwigshafener Klinikum über Monate hinweg fehlerhafte Schutzmasken zum Einsatz gekommen? Diese Frage wirft ein Beitrag der SWR-Sendung „Report Mainz“ auf. Demnach seien Mund-Nasen-Bedeckungen des Typs KN95 an Mitarbeiter ausgegeben worden, deren Sicherheitsstandard angezweifelt wird. Masken dieses Typs sollten eigentlich den gleichen Schutz wie FFP2-Masken bieten, ein Test habe jedoch ergeben, dass sie bis zu 42 Prozent der Viren durchlassen – zulässig sind sechs Prozent. Als Reaktion hat das Klinikum bereits Ende vergangener Woche alle Masken dieses Typs aus dem Verkehr gezogen (wir berichteten kurz).
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Am Mittwoch ist das Krankenhaus in einer Mitteilung noch einmal detailliert auf die Vorwürfe eingegangen. „Wir haben vorsorglich alle KN95-Masken zurückgezogen. Dies ist eine vorbeugende Sicherheitsmaßnahme, die noch nichts über die tatsächliche Qualität der Masken aussagt“, betont Geschäftsführer Hans-Friedrich Günther. „Da jedoch die Sicherheit unserer Mitarbeiter und Patienten für uns oberste Priorität hat, werden wir mit Nachdruck die im Raum stehenden Hinweise aufklären.“
Die betroffenen Masken seien im Frühjahr in zwei Teillieferungen aus China bezogen worden. Insgesamt handelt es sich um 100 000 Exemplare, von denen rund 30 000 bereits in Umlauf, also auf die verschiedenen Stationen, gekommen seien. „Dem Einsatz der Masken ging eine Prüfung der vorgelegten Testreports und Zertifikate voraus. Auch eine EU-Konformitätsbescheinigung für die in die Kritik geratenen Masken lag dem Klinikum zum Zeitpunkt der Verwendung vor“, heißt es in einer Mitteilung. „Bis zu der medialen Berichterstattung haben wir Nachfragen in unserem Haus zur Qualität unserer Masken immer mit gutem Gewissen beantworten können. Auf Basis des uns vorliegenden Unterlagen gab es bis dahin für uns keine plausiblen Anhaltspunkte für Zweifel“, so Günther.
Externe Prüfung veranlasst
Die rund 70 000 Masken seien vorerst nicht entsorgt worden, so eine Sprecherin. Sie sollen untersucht werden. „Wir brauchen Sicherheit in diesem sehr sensiblen Thema. Daher geben wir nun eine umfassende externe Prüfung des besagten Maskentyps, aber auch aller anderer FFP2-Masken, die wir einsetzen, in Auftrag“, sagt Günther. „Sollten die Ergebnisse dieser Prüfungen Zweifel an der Qualität nicht ausräumen können, sind wir von Lieferanten und Herstellern offensichtlich getäuscht worden. Dagegen würden wir mit juristischen Schritten vorgehen“, betont der Geschäftsführer.
Ob es im Zusammenhang mit den Masken aus China zu Infektionen im Klinikum gekommen ist, sei unklar. „Da es vereinzelte Infektionen im Haus gab, können wir es nicht ausschließen“, sagt die Sprecherin.
Unterdessen entspannt sich die Corona-Lage in dem Krankenhaus minimal. Stand Mittwoch wurden 116 Covid-19-Patienten stationär behandelt, 22 auf Intensivstation. Insgesamt 176 Mitarbeiter des Hauses befinden sich in Quarantäne. Das komplette Personal wird seit Mittwoch durchgetestet, die Ergebnisse sollen kommende Woche vorliegen.
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