Ludwigshafen. Einen Meilenstein in der Patientenversorgung vermeldet das Klinikum Ludwigshafen (KliLu). Seit dem 7. November existiert dort eine eigenständige Abteilung Thoraxchirurgie. Geleitet wird der Bereich von Konstantina Storz und Heike Zabeck, die seit 18 Jahren in dieser Disziplin zusammenarbeiten. In den letzten drei Jahren waren die 57- und 51-jährigen Chefärztinnen im St. Marienkrankenhaus tätig. Dort haben sie das „Kollegialmodell“ etabliert, bei dem sie gemeinsam die Führungsverantwortung tragen.
Mit ihrem Wechsel ans KliLu wollen die Spezialistinnen eine starke Fokussierung im Bereich der Thoraxchirurgie aufbauen. „Chirurgische Eingriffe im Brustbereich werden künftig konzentriert im Klinikum Ludwigshafen durchgeführt“, sagt Stefan Willis, Leiter der Klinik für Allgemein-, Viszeral- und Thoraxchirurgie (Chirurgische Klinik A), in die die neue Abteilung eingebettet ist. „Alle notwendigen personellen und instrumentellen Voraussetzungen stehen hier zur Verfügung.“
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Zu den am häufigsten behandelten Erkrankungen im Brustbereich zählen nach wie vor die bösartigen Lungentumore. Gerade in diesem Segment profitiert man an der Bremserstraße von der ständigen Kooperation mit Disziplinen wie Onkologie, Radiologie, Kardiologie, Pneumologie und Gefäßchirurgie. Dabei kommen modernste robotergestützte Operationsmethoden zum Einsatz. Dank des angeschlossenen Herzzentrums können auch komplexe Operationen unter Verwendung der Herz-Lungen-Maschine adäquat durchgeführt werden. Die am städtischen Klinikum gelebte Interdisziplinarität und die umfangreiche Erfahrung waren wesentliche Gründe dafür, die thoraxchirurgischen Kapazitäten in dieser Einrichtung zusammenzuführen. Darüber hinaus ist die Chirurgische Klinik A seit 2019 nach den Vorgaben der Deutschen Gesellschaft für Thoraxchirurgie als Kompetenzzentrum zertifiziert - als erstes und einziges Krankenhaus in Rheinland-Pfalz.
Warum sich gebündelte Expertise letztlich für den Patienten auszahlt, erklärt Willis: „Wissenschaftliche Studien belegen insbesondere bei Lungen-OPs einen Zusammenhang zwischen Fallzahlen und Ergebnisqualität.“ Anders gesagt: Mehr Routine führt zu höheren Überlebensraten. Rund 500 komplexe Operationen im Brustraum finden bisher jährlich am Klinikum statt. „Auf Lungenkarzinome entfallen davon ein Drittel bis ein Viertel“, erläutert Storz, die ihre alte Wirkungsstätte „durchaus mit einem weinenden Auge“ verlässt. Ungeachtet dessen wird das Marienkrankenhaus auch weiterhin eine wichtige Rolle bei der Versorgung von Lungenpatienten spielen. Im Fokus stehen dann „konservative Behandlungen“, also sämtliche nicht-chirurgischen Eingriffe.
Immer mehr Spezialisierung
Dass die Bündelung von Kapazitäten eine notwendige Folge der zunehmenden Spezialisierung ist, unterstreicht Willis mit Zahlen: Mehr als 60 Prozent der 320 thoraxchirurgischen Abteilungen in Deutschland würden in den kommenden Jahren verschwinden. An ihre Stelle trete eine geringere Anzahl hoch spezialisierter Kliniken. Das Fallaufkommen sei steigend: Dem Klinikdirektor zufolge sind Lungentumore die dritthäufigste Krebsart bei Frauen und die zweithäufigste bei Männern.
Oberbürgermeisterin Jutta Steinruck sprach angesichts der Zusammenlegung der Kompetenzen von einer „zielgerichteten und klugen Entscheidung“, von der die Stadtgesellschaft profitieren werde. Auch Marcus Wiechmann, Geschäftsführer beim Träger des St. Marien- und St. Annastiftskrankenhauses, zeigte sich überzeugt, dass das Angebot in der Stadt mit dem Schritt im Bereich der Thoraxchirurgie nicht nur gehalten, sondern gestärkt wurde.
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