Pandemie - Krankenhäuser erwarten steigende Fallzahlen im Winter / Schwindende Hygiene-Disziplin bringt Zunahme anderer Erkrankungen

Kliniken in Ludwigshafen erwarten steigende Corona-Zahlen wegen schwindender Disziplin

Von 
Julian Eistetter
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Aktuell ist die Lage auf den Intensivstationen in Ludwigshafen noch überschaubar. Im Winter könnte sich das ändern. © dpa

Ludwigshafen. Eine „Pandemie der Ungeimpften“ hat der CDU-Fraktionschef und Ludwigshafener Mediziner Peter Uebel in dieser Woche für die kalte Jahreszeit vorhergesagt. Sprich: Der Internist aus der Gartenstadt erwartet vor allem unter jenen Menschen eine hohe Hospitalisierungsquote, die sich nicht gegen das Coronavirus haben immunisieren lassen. Bundesweit rüsten sich Krankenhäuser für eine neue Welle von ungeimpften Intensivpatienten. Oberbürgermeisterin Jutta Steinruck (SPD) widerspricht der Aussage Uebels jedoch und betont, dass in Ludwigshafen aktuell auch doppelt geimpfte Personen auf den Intensivstationen liegen. Von einer „Pandemie der Ungeimpften“ könne also nicht die Rede sein.

Am größten Ludwigshafener Krankenhaus, dem Klinikum, ist die Covid-Situation seit einigen Wochen stabil auf überschaubarem Niveau, wie eine Sprecherin mitteilt. „Aktuell versorgen wir 16 Covid-Patienten stationär, davon fünf auf Intensivstation“, sagt sie. Nur zwei der Patienten seien ungeimpft, diese müssen aber wegen schwerer Verläufe auf der Intensivstation behandelt werden. Völlig ausgeschlossen wird dieses Risiko durch die Impfung also nicht, wie auch István Bechtold, Medizinisch-Ökonomischer Direktor des St. Marienkrankenhauses, im Gespräch berichtet. „Auch wir haben hin und wieder Impfdurchbrüche, aber nur ganz, ganz selten schwere Verläufe bei geimpften Patienten“, berichtet er. Im St. Marienkrankenhaus werden aktuell fünf Corona-Patienten behandelt, davon zwei auf Intensivstation.

Für den Winter rechnen sowohl Klinikum als auch St. Marienkrankenhaus mit einem Anstieg der Fallzahlen. „Wie viele davon hospitalisiert werden müssen, bleibt abzuwarten“, sagt die Klinikum-Sprecherin. Als Treiber für den Anstieg erwartet das Krankenhaus die Reise-rückkehrzeit nach den am Montag zu Ende gegangenen Herbstferien.

Appell zu Maske und Abstand

„Ein anderes Problem ist die Nachlässigkeit der Bevölkerung im Hinblick auf allgemeine Hygieneregeln wie Mund-Nasen-Schutz, Abstandsgebot, Handhygiene oder regelmäßiges Lüften“, so die Sprecherin. Die Disziplin der Menschen im vergangenen Winter habe zu einer vergleichsweise niedrigen Quote bei anderen Infektionskrankheiten - etwa Grippe - geführt. „Diesen Effekt werden wir dieses Jahr sicherlich nicht mehr erleben, wenn wir nicht alle unser Verhalten wieder anpassen: Auch wer geimpft ist, muss sich und andere schützen und die Hygieneregeln beachten sowie Maske tragen“, appelliert die Sprecherin.

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Diese Form der Pandemie-Müdigkeit nimmt auch Bechtold wahr. „Es besteht bei weitem nicht mehr die gleiche Konsequenz beim Abstand oder beim Maske tragen“, sagt er. Deshalb häuften sich auch im St. Marienkrankenhaus Erkältungskrankheiten, die nicht Corona seien. Da die Aufnahmefähigkeit der Bürgerinnen und Bürger nachlasse, plane das Haus derzeit auch keine Verschärfungen der internen Vorschriften für den Winter. „Wir haben nach wie vor regelmäßige Testungen, eingeschränkte Besuchszeiten und 3G-Regelung. Damit hoffen wir in den nächsten vier bis sechs Wochen weiter fahren zu können“, so Bechtold.

Auch das Klinikum sieht keinen Anlass zum Nachsteuern. „Aufgrund der hinter uns liegenden Erfahrungen sind wir mittlerweile sicher und routiniert im Umgang mit dieser Erkrankung. Dank unseres etablierten und umfassenden Sicherheitskonzepts ist es für uns gelebter Alltag, ein Krankenhaus der Maximalversorgung zu führen und gleichzeitig Covid-Patienten zu versorgen“, so die Sprecherin. Die Sicherheit der Patienten bleibe dabei das oberste Gebot. „Wir testen nach wie vor alle stationären Patienten bei Klinikeintritt und regelmäßig während des Aufenthalts. Von diesem Konzept weichen wir nicht ab, auch wenn die Fallzahlen in unserem Haus bei weitem nicht mehr das Niveau der zurückliegenden Monate haben.“

Inzidenz bei 107,2

Die Fallzahlen in Ludwigshafen und der linksrheinischen Umgebung ziehen derzeit jedenfalls wieder an. Am Mittwoch stieg die Inzidenz in der Chemiestadt nach Angaben des Landesuntersuchungsamtes (LUA) auf 107,2. Speyer weist sogar einen Wert von 181,3 auf. Landesweit machen Covid-Patienten aktuell 4,09 Prozent der Menschen auf den Intensivstationen aus. Die Hospitalisierungsinzidenz im Versorgungsgebiet Rheinpfalz, also die Zahl der neu ins Krankenhaus aufgenommenen Covid-Patienten pro 100 000 Einwohner, stieg auf vier.

Redaktion Reporter Region, Teamleiter Neckar-Bergstraße und Ausbildungsredakteur

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