Klinikum

Hebammen setzen sich für Erhalt der Geburtshilfe in Klinikum Ludwigshafen ein

Noch ist über die Zukunft der Geburtshilfe im Klinikum Ludwigshafen nicht endgültig entschieden - die Schließung steht nach wie vor im Raum, doch es gibt immer mehr Widerstand. Auch eine Petition wurde gestartet

Von 
Waltraud Kirsch-Mayer
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Rund 300 Geburten gibt es derzeit pro Jahr im Klinikum Ludwigshafen. © Waltraud Grubitzsch/dpa

Ludwigshafen. „Schließung steht im Raum - bald keine Geburten mehr im Klinikum Ludwigshafen?“ So lautete die Schlagzeile, als diese Zeitung kurz vor dem Jahreswechsel berichtete, dass der Krankenhaus-Maximalversorger seine Kreißsäle samt Wochenstation schließen will. Noch hofft das Hebammen-Team, dass sich der Klinikum-Aufsichtsrat mit Oberbürgermeisterin Jutta Steinruck an der Spitze gegen eine solche Sparmaßnahme aussprechen wird. Unterstützend läuft eine Unterschriftensammlung auf der Internetplattform „open Petition“.

Ob die entscheidende Aufsichtsratssitzung tatsächlich im März stattfindet, konnte die Redaktion nicht in Erfahrung bringen. „Noch sind keine Einladungen dazu rausgegangen“, sagt Klinikum-Sprecherin Yasemin Böhnke. Und die Themen der Tagesordnung seien ebenfalls noch nicht festgelegt worden.

Hebammen beklagen, dass zu wenig getan wurde, um auf die Wiedereröffnung der Station hinzuweisen

„Kapazitätenabbau im Babyboom?“ wundert sich der Hebammen-Landesverband Rheinland-Pfalz über die Ankündigung des Krankenhauses der Stadt Ludwigshafen, künftig auf Entbindungen als Teil der (weiterhin bestehenden) Gynäkologie verzichten zu wollen. Vorsitzende Ingrid Mollnar führt in einer Pressemitteilung aus, dass es sich bei der stationären Geburtshilfe um einen „Versorgungsauftrag“ handelt. Und dem versuche die Klinikum-Verwaltung zu „entrinnen“.

Chance, auf Frauen mit unterschiedlicher Herkunft individuell einzugehen

Eine der elf fest angestellten Hebammen erklärt sich zu einem Gespräch bereit. Bei unserem Treffen schildert sie, warum sich das komplette Kolleginnenteam für den Erhalt der Klinikum-Abteilung einsetzt: „Wir sind eine eher kleine Geburtshilfeabteilung und pflegen ganz bewusst eine familiäre Atmosphäre - denn die kommt allen zugute.“ Die Hebamme aus Leidenschaft unterstreicht aus persönlicher Erfahrung das vom Berufsverband vorgetragene Argument: Die im Ludwigshafener Klinikum angestrebte und meist auch mögliche „1:1 Betreuung“ biete die Chance, auf Frauen mit unterschiedlicher kultureller und sozialer Herkunft individuell einzugehen. „Wenn unsere drei Kreißsäle tatsächlich im Sommer schließen würden, dann hätten Schwangere in Ludwigshafen gar keine Wahlmöglichkeit mehr“, gibt die Hebamme zu bedenken.

Das kommunale Klinikum der Chemiestadt hat bereits im Dezember darauf hingewiesen, mit rund 300 Geburten pro Jahr „die mit Abstand kleinste Geburtshilfe in der Region“ zu sein. Hingegen gebe es im St. Marienkrankenhaus, das in der Ludwigshafener Gartenstadt sein rot geklinkertes Domizil hat, jährlich zwischen 1600 und 1850 Entbindungen. Solcherart auseinander driftende Zahlen sehen Klinikum-Hebammen keineswegs in Stein gemeißelt. „Ich denke, wir könnten mit mehr Öffentlichkeitsarbeit bald wieder unsere rund 500 Geburten erreichen, die wir vor der Pandemie hatten“, zeigt sich unsere Gesprächspartnerin überzeugt.

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Sie und ihre Kolleginnen beklagen, nach Wiedereröffnung der über sieben Monate lang wegen Corona geschlossenen Geburtshilfeabteilung sei seitens der Geschäftsführung viel zu wenig unternommen worden, damit künftige Eltern erfahren: Jetzt stehen die Kreißsäle an der Bremserstraße erneut für Schwangere und deren auf die Welt drängenden Babys offen. Der Landes-Berufsverband äußert gar den Verdacht, „die Klinikverwaltung suche nach Wegen, die Geburtshilfeabteilung zu schwächen“.

Keine neue Stellungnahme

Diesen Vorwurf kann Klinikum-Sprecherin Böhnke nicht nachvollziehen. „Außerdem ist dieser bislang gar nicht an mich herangetragen worden.“ Wie sie erklärt, gebe es derzeit keine neue Stellungnahme - weil sich an der Erklärung vom 28. Dezember nichts geändert habe. Und darin heißt es, dass „die Zusammenführung der geburtshilflichen Versorgung in Ludwigshafen unter dem Dach des St.. Marienkrankenhauses, das ein Vielfaches der Klinikum-Geburtenzahlen aufweist und über ein hochkompetentes Perinatalzentrum des höchsten Levels verfügt, geprüft wird“. Außerdem betont die Klinikum-Leitung, es mache Sinne, wenn Hospitäler kooperieren.

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Das sehen im Bereich der medizinischen Daseinsfürsorge nicht alle so. Am 18. Januar hat die Stadtratsfraktion „Bürger für Ludwigshafen“ eine „open Petition“ zum Erhalt der Geburtshilfe im städtischen Klinikum gestartet. Die Unterschriftensammlung via Internetplattform soll noch zwei Monate laufen.

Freie Autorin

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