Musik-Business

Hans-Jürgen Topf aus Ludwigshafen: Er hatte schon Madonnas BH an

Bon Jovi, Beyoncé, Grönemeyer: Mit der „Rock ‘n‘ Roll Laundry“ begleitet und beliefert Hans-Jürgen Topf seit 44 Jahren Weltstars auf Tournee. Dem „MM“ hat er ein paar Anekdoten erzählt.

Von 
Julian Eistetter
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Hängt gerahmt bei Hans-Jürgen Topf zuhause: Ein Foto von ihm und dem Musiker Phil Collins, dessen Wäsche er auch schon gewaschen hat. © Hans-Jürgen Topf

Ludwigshafen. Wenn man ihn denn ließe, könnte Hans-Jürgen Topf vermutlich tagelang pausenlos Geschichten erzählen. Mit dieser pfälzisch-schnodderigen Art, die ihn auszeichnet. Immer einen Spruch parat, gerne auch mal auf Kosten des Gegenübers. Als dem Autor dieser Zeilen im Gespräch zweimal versehentlich ein „Sie“ herausrutscht, ist der 69-Jährige kurz davor, das Telefonat wutentbrannt zu beenden. Zum Glück lässt er sich „Töpfchen“ nochmal einfangen. So nennen Freunde und Kollegen den Mann, der seit 44 Jahren die Wäsche von Weltstars wäscht und sie mit Handtüchern für ihre Konzerte und Tourneen versorgt.

Am Donnerstag plaudert Topf bei einer Veranstaltung in der Ludwigshafener Stadtbibliothek über diese ungewöhnliche Karriere und seine Erlebnisse in der Musikbranche. Diese Redaktion wollte schon vorab die eine oder andere Anekdote von ihm hören – und wurde trotz des folgenschweren Siez-Fehlers am Ende nicht enttäuscht.

Die Veranstaltung

„Mein Leben mit der Rock 'n‘ Roll Laundry“ heißt die Veranstaltung, bei der Hans-Jürgen Topf am Donnerstagabend, 19.30 Uhr , über sein Wirken spricht.

Der Abend findet in der Stadtbibliothek (Bismarckstraße 44-48) statt. Gesprächspartnerin von Topf ist die Leiterin des Stadtmuseums, Regina Heilmann.

Topf berichtet von seiner ungewöhnlichen Karriere, von Begegnungen mit Topstars wie U2, Taylor Swift und Madonna. Außerdem signiert er sein 2008 erschienenes Buch „Das rockige Waschbuch: Groupies, stars & dirty socks“.

Der Eintritt zur Veranstaltung ist frei . jei

Wer hat Bon Jovis Sonnenbrille und Kappe?

20. Juni 2001, Müngersdorfer Stadion in Köln. Mit seiner „Rock ‘n‘ Roll Laundry“ begleitet Hans-Jürgen Topf Jon Bon Jovi bei einem umjubelten Konzert. Doch im Laufe des Abends lastet plötzlich ein übler Verdacht auf dem Waschmeister aus Ludwigshafen. „Sonnenbrille und Kappe von Bon Jovi waren verschwunden“, berichtet der 69-Jährige. Der Rockstar natürlich alles andere als amused. „Die Garderobiere kam zu mir und fragte mich, ob die Sachen bei mir sind.“ Er habe das verneint. Sonderlich vertrauenerweckend scheint er seine Botschaft jedoch nicht rübergebracht zu haben. „Kurze Zeit später standen fünf Security-Leute bei mir in der Wäscherei“, so Topf. „Hey Hääääns, can we check your f***ing laundry“, hätten die Amerikaner ihn relativ unverbindlich gefragt. „Nix Brille, nur laundry“, habe er erwidert. Und so war es auch. Die Truppe durchkämmte alles, wurde aber nicht fündig.

Die Aufregung blieb also erstmal groß. „Die Brille war sicher nicht von Fielmann“, deutet Topf mit Blick auf den Wert der vermissten Objekte an. Doch das Rätsel löste sich erst spät in der Nacht, als die Garderobe abgebaut wurde. Hinter dem letzten Koffer plumpste schließlich die Kappe mit der Brille darin von einer Heizung. „Dabei hatte die Garderobiere alles auf den Kopf gestellt, in jede Ritze geguckt“, erinnert sich der Ludwigshafener. Am nächsten Tage habe sie mit dem Topstar trotz des Fauxpas Küsschen zur Verabschiedung ausgetauscht. Und auch der Karriere von Topf tat der Vorfall keinen Abbruch.

Hat eine eindrucksvolle Bilderwand von seinen Treffen mit Stars in seinem Ludwigshafener Haus vorzuweisen: Hans-Jürgen Topf, Gründer der „Rock ‘n‘ Roll Laundry“. © Rittelmann Pressebild

Ein goldener BH der Queen of Pop

Irgendwo in Südamerika, so genau weiß Hans-Jürgen Topf das nicht mehr. Es muss aber das Spätjahr 2012 gewesen sein, denn der heute 69-Jährige war mit Madonna auf ihrer MDNA-Tour unterwegs. „Da habe ich mal ihren BH angehabt“, berichtet er unumwunden. Das güldene Accessoire mit den „spitzen Tüten“ sei aus Videos der Sängerin bekannt. „Die Mädels in der Garderobe haben sich weggeschmissen.“ Ob der Popstar selbst auch gelacht hätte? „Das werden wir hoffentlich nie erfahren“, sagt Topf und untersagt die Übersetzung dieses Artikels ins Englische. Immerhin sei er auch schon in der „New York Times“ gewesen. „Aber die ist verglichen mit dem Mannheimer Morgen ja ein kleines Licht“, sagt er.

Seine Verschwiegenheitserklärungen befolge er übrigens in der Regel strikt. Nur für Madonnas BH, da macht er eben mal eine Ausnahme.

Fünf Jacky gegen Rio

Bei einem großen Auftritt von Beyoncé (oder war‘s auch Madonna? Naja, sei‘s drum) in der brasilianischen Metropole hatte der Wäscher die komfortable Situation, dass die Produktion bereits am Tag vor der Show ankam. „Das kommt vor, wenn es sehr viel Material gibt“, sagt der 69-Jährige. Auch er hatte also einen Extra-Tag zum Waschen und Vorbereiten. Da kam ihm ein Gedanke: Er wollte eine Helferin zum Waschen anheuern, für 50 Dollar, damals wie heute für die meisten Brasilianer eine ordentliche Summe, und selbst in die Stadt fahren: Copacabana, Zuckerhut, Christusstatue – so malte er sich seinen Tag aus.

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Die Produktionsfirma hatte drei „Runner“ im Einsatz, das sind Shuttle, die alle möglichen wichtigen Menschen aus der Konzert-Blase herumkutschieren. Der Wäsche-Maestro sollte den nächsten Runner bekommen. Doch es kam kein Runner. Es wurde 16 Uhr, es wurde 18 Uhr, erst gegen 19 Uhr kam das Fahrzeug. Für Sightseeing war es da schon zu spät. „Also habe ich mich ins Hotel fahren lassen und bin an die Bar gegangen. Nach fünf Jacky-Cola konnte ich mir den Zuckerhut zumindest bestens vorstellen“, sagt Topf. Und ausgezeichnet geschlafen habe er in dieser Nacht. Daran kann er sich noch gut erinnern.

Rio de Janeiro hat der Ludwigshafener vor ein paar Jahren dann übrigens doch noch besucht – mit seiner Frau Caroline. „Mein Ziel ist es, mit ihr alle Orte zu bereisen, an denen ich beruflich schon gewesen bin. Ich will, dass wir auf dem gleichen Stand sind.“

Hans-Jürgen Topf und seine Frau Caroline bei einem Wasch-Einsatz. Auch das Bild hat der Unternehmer abfotografiert. © Hans-Jürgen Topf

Den Nürburgring meint er dabei vermutlich nicht unbedingt. Auch wenn er hier beruflich ganz besonders oft unterwegs war. Seit der ersten Ausgabe von „Rock am Ring“ im Jahr 1985 ist er dem Festival treu geblieben. Dafür wurde er in diesem Jahr mit einem Award ausgezeichnet.

„Tatsächlich bin ich der einzige Mensch, der von 1985 bis heute an jedem einzelnen ,Rock am Ring‘ beteiligt war. Das hat nicht mal der Veranstalter geschafft“, sagt Topf. Der wurde nämlich vor einigen Jahren abgelöst. „Die Bands wechseln eh ständig“ – nicht ganz so oft wie normale Leute die Unterwäsche. Und Weltstars natürlich. Da schließt sich der Kreis zur „Rock ‘n‘ Roll Laundry“ dann wieder.

Redaktion Reporter Region, Teamleiter Neckar-Bergstraße und Ausbildungsredakteur

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