"Hässlichste Stadt Deutschlands"? - Berliner Youtuberin besucht Ludwigshafen

Ludwigshafen. Ziemlich genau fünf Jahre ist es her, dass die Satiresendung „extra3“ der Stadt Ludwigshafen den fragwürdigen Titel als hässlichste Stadt Deutschlands verliehen hat. Die Nachwirkungen davon sind bis heute zu spüren. Ganz aktuell hat sich jetzt die Youtuberin Hazel Nguyen alias „Pocket Hazel“ auf den Weg aus Berlin an den Rhein gemacht, um sich vor Ort selbst ein Bild zu machen. In ihren Videos auf dem Portal testet die vietnamesisch-deutsche Influencerin alles Mögliche - sei es ein Tag ohne Geld in Berlin, der Nachtzug in Japan oder Food-Trends in Paris. Ihre Beiträge erreichen Hunderttausende Menschen.

Hauptbahnhof als Ausgangspunkt

Nun hat es sich „Pocket Hazel“ also zur Aufgabe gemacht, die vermeintlich hässlichste Stadt Deutschlands zu „testen“. An den ersten drei Tagen wurde das Video auf Youtube bereits mehr als 90 000 Mal angeklickt. Ihr Ausflug beginnt mit einer Nacht in einem Hotel am Hauptbahnhof, von ihrem Balkon aus wirft sie am Morgen erstmal einen Blick über die Stadt. „Ich sehe sehr viel Beton, es ist definitiv eine Industriestadt“, stellt sie fest, fügt aber an: „Auf den ersten Blick würde ich jetzt nicht sagen, dass es hässlich ist. Es gibt einige Ecken in Deutschland, die sehen genauso aus.“

Anschließend will sie sich das Ganze natürlich aus der Nähe anschauen. Ihr Weg führt zu Fuß vom Hauptbahnhof in Richtung Danziger Platz. Dabei fallen ihr insbesondere die Hochstraßen auf, die sie an Amerika erinnern. Sonderlich fußgängerfreundlich ist der Weg aus ihrer Sicht aber nicht.

Wissen über stillgelegte U-Bahn

Dass die Berlinerin nicht unvorbereitet in die Chemiestadt gekommen ist, macht sich bemerkbar, als sie die stillgelegte U-Bahnhaltestelle Danziger Platz passiert. Sie befinde sich an einem „Lost Place“, sagt sie, und berichtet dann, dass die U-Bahn in Ludwigshafen 2008 als erste deutsche U-Bahn überhaupt stillgelegt worden sei. Auch dass einzelne Haltestellen noch für die Stadtbahn in Betrieb sind, weiß „Pocket Hazel.“

Gleiches gilt für das Schicksal des Rathaus-Centers, das sie als nächstes ansteuert. „Es ist so krass, das war ehemals das Stadtzentrum, hier hat Ludwigshafen gelebt. Und es ist einfach stillgelegt worden“, sagt sie mit dem durch einen Bauzaun abgesperrten Gebäude im Rücken. Bei der Stadtplanung sei in der Vergangenheit einiges schief gelaufen, stellt sie mit Blick auf die Verlegung des Hauptbahnhofs damals fest.

Die Einkaufszone fällt im Test der Youtuberin ebenfalls durch. In der Bismarckstraße gebe es nur wenige Geschäfte - „nichts wo man shoppen könnte“, wie sie sagt. Nach einem Imbiss in einem modernen asiatischen Restaurant findet sie dann aber doch noch nette Ecken. „Das ist der bislang schönste Ort in Ludwigshafen“, sagt sie, als sie zufällig am Ludwigsplatz mit den großen Platanen vorbeikommt.

Seitenhieb beim Blick auf Mannheim

Auch die Rhein-Galerie und die Promenade bewertet sie als „schön, modern und städtisch“, auch wenn sie sich mit Blick über den Fluss einen Seitenhieb nicht verkneifen kann: „Das schönste an Ludwigshafen ist der Ausblick nach Mannheim.“ Die neckische Rivalität beider Städte habe sich bis nach Berlin herumgesprochen.

Noch ein weiterer Ort gefällt Hazel Nguyen: der Ebertpark. „Das ist eine schöne Ecke, sehr sauber und ruhig“, sagt sie. Und so kommt sie auch trotz einer weiteren Station am Hauptbahnhof („super unpraktisch für Fahrgäste“, „keine öffentliche Toilette, das muss man sich mal vorstellen“) zu dem Fazit, dass es in Ludwigshafen sowohl schöne als auch hässliche Orte gibt. „Weil ich noch nicht überall war, kann ich nicht behaupten, dass Ludwigshafen die hässlichste Stadt Deutschlands ist. Ich sehe sogar einiges Potenzial.“

Schon für Hessischen Rundfunk und Funk gearbeitet

Neben ihrem Youtube-Kanal moderiert Nguyen für den Hessischen Rundfunk das Format „Working Money“. Auch für das ARD- und ZDF-Netzwerk Funk hat sie bereits gearbeitet. 2021 veröffentlichte sie ein Buch mit dem Titel „Pocket Hazel Money Guide“. Finanzen sind einer ihrer Schwerpunkte.