Ludwigshafen. Es ist fünf Jahre her, da keimte konkrete Hoffnung im Speckgürtel der Chemiestadt. Eine Straßenbahn-Verbindung zwischen Ludwigshafen und Neuhofen - vielleicht sogar Waldsee - sei sehr wünschenswert, dachte man sich nicht zum ersten Mal südlich von Rheingönheim. Schließlich wird dort seit vielen Jahren ein Korridor für Gleise frei gehalten. Schon länger diskutiert wird der Ausbau von Trassen zwischen Oppau und Pfingstweide. Nicht zuletzt ist eine Verbindung vom Berliner Platz in Richtung Gartenstadt-Maudach-Mutterstadt-Dannstadt immer mal wieder Thema gewesen. So richtig Schwung kam jedoch nie in die Debatte. Zu schlecht waren die Förderbedingungen, Zweifel gab es überdies bei der Kosten-Nutzen-Betrachtung - und die Hochstraßen funktionierten ja schließlich auch noch einigermaßen.
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Das alles liegt nun aber einige Jahre zurück. Spätestens im November 2019 musste man mit Schrecken erkennen, dass die Hochstraßen inzwischen ganz und gar untauglich waren. Nicht zuletzt deshalb, aber vor allem wegen des Klimaschutzes, wird der Bedarf an einer echten Mobilitätswende heute auf allen Ebenen immer deutlicher erkannt. Und so kehren Ideen in die Diskussion zurück, die mitunter sehr oft verworfen wurden.
Arbeitskreis prüft neue Strecken
Im Arbeitskreis Umlandnetz haben sich die Akteure schon länger zusammengefunden. Stadt Ludwigshafen, die Gemeinden drumherum, der Rhein-Pfalz-Kreis und der Verkehrsverbund Rhein-Neckar gaben Machbarkeitsstudien in Auftrag, etwa zu dem Vorschlag, die Straßenbahnlinie 6, die in Mannheim an der SAP Arena endet, hinter Ludwigshafen weiter bis nach Neuhofen oder Waldsee fahren zu lassen. Im Jahr 2019 noch mit dem Resultat, dass ein wirtschaftlicher Nutzen wenig erkennbar ist.
Heute geht man davon aus, dass es einen solchen betriebs- und volkswirtschaftlichen Benefit gibt. Zumindest gibt das Büro des Ludwigshafener Bau- und Umweltdezernenten Alexander Thewalt (parteilos) darüber Auskunft und teilt mit, dass man sich in einem frühen Stadium befinde. Es gehe jetzt um Konkretisierung und Verfeinerung. Wenn dieser Schritt beendet sei, könne man in Gespräche mit dem Land eintreten, inwiefern dort Zuschüsse und eine Förderung beantragt werden könnten.
Straßenbahn-Ausbau hätte mehrere Vorteile
Thewalt geht davon aus, dass ein solcher Straßenbahn-Ausbau in drei unterschiedliche Richtungen gut für Ludwigshafen wäre, weil der Autoverkehr in der Stadt entlastet würde und Spielräume für Fahrrad- und Fußgängerverkehr entstehen könnten. Nicht zuletzt sei Straßenbahnverkehr umweltfreundlicher und bestenfalls schneller. Auch Clemens Körner (CDU) sieht als Landrat des Rhein-Pfalz-Kreises Vorteile.
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Schon 2018 sah er Möglichkeiten für eine Förderung durch den Bund und eine Entlastung der Region vom motorisierten Individualverkehr. Ohne Förderung durch Land und Bund - das sagt auch Thewalt - sei eine Realisierung eines solchen Vorhabens komplett vom Tisch. Zu klären sei auch, wie die Kosten zwischen den Parteien aufgeteilt würden. Baurecht sei nur durch politische Beschlüsse herzustellen. Im Vorfeld müsse klar sein, ob das Vorhaben die Akzeptanz der Bürgerinnen und Bürger habe. Schließlich gebe es Betroffenheiten, beispielsweise durch zusätzlichen Lärm oder Haltestellen.
„Die Realisierung eines Straßenbahnnetzes Vorderpfalz wäre sicherlich ein Meilenstein“, sagt Thewalt. „Ein wesentlicher Beitrag zur Verkehrswende“, fügt er an. Parallel dazu müssten auch die umweltfreundlichen Verkehrsmittel wie der Fußgänger- und Radverkehr entsprechend ausgebaut werden. Viele Maßnahmen müssten ineinander greifen.
Wer zahlt was?
Dass die Planungen noch ganz am Anfang stehen, wird auch daran deutlich, dass es laut Thewalt bisher keine seriösen Schätzungen darüber gibt, was die Angelegenheit am Ende Ludwigshafen kosten könnte. Im Gegensatz zum finanziell nicht ganz schlecht gestellten Rhein-Pfalz-Kreis, befindet sich die Stadt Ludwigshafen ja bekanntermaßen in einem Sumpf aus Schulden und muss daher bei den Investitionen immer auf das explizite Okay von der Aufsichtsbehörde des Landes warten. Ganz abgesehen davon seien die Preisentwicklungen im Baugewerbe schwer absehbar. Über Flächenbedarfe und die genau Wegführung von solchen Trassen ist bisher ebenfalls wenig Konkretes besprochen.
Was den Zeithorizont dieses Vorhabens betrifft, so hat sich Gunnar Straßburger, Leitender Bauingenieur bei der Rhein-Neckar-Verkehr GmbH, schon im Jahr 2019 im Neu-hofener Gemeinderat öffentlich geäußert. Von der Planung bis zur Fertigstellung einer Straßenbahnlinie vergingen erfahrungsgemäß zehn Jahre, sagte er damals.
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